Arthur Schopenhauers Gedicht „Gebet eines Skeptikers“

ARTHUR SCHOPENHAUER

Gebet eines Skeptikers

Gott, – wenn du bist, – errette aus dem Grabe
Meine Seele, – wenn ich eine habe

1824

 

Konnotation

Als einer der ersten deutschen Philosophen vertrat Arthur Schopenhauer (1788–1860) die Ansicht, dass der Welt ein unvernünftiges Prinzip – der „Wille“ – zugrundeliege. Er begründete ein System des Pessimismus, wonach die „Verneinung des Willens“ der einzig richtige Weg sei. Schon früh zeigte er auch seine Skepsis gegenüber allen Vorstellungen von Gott.
So weiß ein Zeitzeuge bereits 1812 zu berichten, der junge Schopenhauer habe den Beweis angetreten, dass es keinen Gott gebe. Ähnliches wird von einem Gespräch mit Ludwig Tieck 1822 berichtet, in dessen Verlauf Schopenhauer höhnisch gefragt haben soll: „Was, Sie brauchen einen Gott?“ Das pessimistische Weltbild des Philosophen ließ für einen gütigen Gott keinen Raum. Zwei Jahre später notierte er sein zynisches „Gebet eines Skeptikers“, einen gereimten Aphorismus, der die Existenz Gottes und ebenso die der unsterblichen Seele ironisch in Frage stellt.

Michael Buselmeier (Gedichtkommentar) Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2011, Verlag Das Wunderhorn, 2010

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

0:00
0:00