Felix Philipp Ingold: Aufs Wort (genau) – Noch …

Aufs Wort (genau) – Teil 37

 

Teil 36 siehe hier

Noch vieles mehr wäre einer Poetik des (einen) Worts abzugewinnen. Die hier angeführten Überlegungen und Exempel sollten jedenfalls deutlich gemacht haben, wie weitgehend das Wort als solches selbsttragend und «selbsttätig» sein kann, und wie grundlegend, wie «anfänglich» es für viele Bereiche der Dichtung ist, vorab in formaler Hinsicht: Das einzelne Wort, ob Begriff oder Name, ist nicht bloss elementarer Baustein literarischer Texte, es fungiert auch als melodischer und rhythmischer Impulsgeber, kann die Intonation von Sätzen und Versen vorgeben, den rhetorischen Zusammenhalt von Strophen und sonstigen Textabschnitten festigen und selbst – wie beim sogenannten Leitwortstil – die Konstruktion ganzer Texte durch seine bewusst oder unbewusst aktive «Lenkungskraft» beeinflussen, und dies auf der Ebene der Textrhetorik wie auch der Textsemantik. In solchem Verständnis hat jedes Wort nicht nur als virtuell «poetisch» zu gelten, es ist an sich schon – elementare Poesie, geschaffen und schaffend zugleich.1

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