KARIERTES PAPIER
Mein eisreiner, staubfreier Blick aufs Papier:
Gevierteiltes, formelbegossenes Tier.
Du Schaf meines Denkens, ich scherte dich früh,
Doch wärmte das Hemd deiner Wolle mich nie.
Vernetzende Linien – Maschendrahtzäune
Gescheitelter Gärten, beschnittener Bäume.
Geleise durch noch nicht begangenes Feld −
Ihr habt mir die Weiche ins Nichts schon gestellt.
Du herrliche, sauber-symmetrische Form,
Du ungewölbt schwangre, was hast du geborn?
Zuchtkristallreine Quadrat-Theoreme,
Zahlenkolonnen, gereimte Poeme.
Kariertes Papier! Du mein Drahtbettverhau,
Du kreuzweises Gitter, du stammloser Baum −
Ach, schwerelos schwimmend schweb ich in den Zweigen,
Die sich vor dem kahlweißen Himmel verneigen.
hat sich nicht einfach dem Naturell seiner Empfindung überlassen, er hat gleichrangig das Bildungserlebnis und die kritische Aufnahme von Wirklichkeit verarbeitet. Seine sprachlich konzentrierten Verse verraten die Berührung mit dem Surrealismus.
Günther Deicke, Verlag Neues Leben, Klappentext, 1990
orientiert sich mit exzeptioneller poetischer Sensibilität in zwei Richtungen; er greift zurück auf die Mathematik und eine von ihr geprägte Denkart, zugleich tastet er sich behutsam, staunend und mutig zu einer von der Lyrik neu zu entdeckenden, modernen, wenngleich nur partiell verbliebenen Region vor, die wir – es ist nicht lange her – noch Natur nannten und unmittelbares Menschsein…
Márton Kalász, Verlag Neues Leben, Klappentext, 1990
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