Anna Achmatowa: Poesiealbum 240

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Anna Achmatowa: Poesiealbum 240

Achmatowa/Suckau-Poesiealbum 240

DER LESER

Und nicht zu tief im Unglück
Sei er, und ja nicht verschlossen −
Daß er den Lebenden klar ist
Steht der Dichter, ein Tor, sperrweit offen.

Zu den Füßen ragt die Rampe,
Alles tot, leer, klirrendes Licht −
Des Limelight kalte Flamme
Zeichnete sein Gesicht.

Und jeder Leser ist wie ein Geheimnis,
Wie ein vergrabener Schatz.
Wärs der letzte, wär es einer,
Der sein Lebtag geschwiegen hat.

Dort ist alles, was uns die Erde,
Wann immer sie will verbirgt.
Dort weint jemand, einer, hilflos
Zur Stunde, die angesetzt ist.

Und wieviel dort nächtliche Schatten,
Und Finsternisse, und kühl.
Doch die Augen, die unbekannten,
Reden mit mir bis zum Licht.

Für das eine sind sie voll Zweifel,
Für das andre loben sie mich…
So fließt die stumme Beichte,
Die seligste Glut des Gesprächs.

Unsre Zeit geht auf Erden eilig
Und eng ist der Ring gelegt.
Doch er, unwandelbar, ewig,
Bleibt: ohne Namen, der Freund des Poeten.

Übertragen von Rainer Kirsch

 

 

 

Das lange Leben der Achmatowa

und eine bis ans Ende frische Schaffenskraft des Talents verbanden in ihrer Person unsere literarische Gegenwart mit dem lebendigen Erbe der klassischen russischen Poesie, das neunzehnte mit dem zwanzigsten Jahrhundert. Die Zeit von ihren poetischen Anfängen bis in unsere Tage übertrifft die Zahl der Jahre, die zwischen Puschkins Tod und dem Beginn des Symbolismus liegen. Es ist eine ganze Epoche im Leben unseres Landes und der ganzen Menschheit, die von außerordentlichen geschichtlichen Bewegungen und Erschütterungen geprägt ist – von zwei Weltkriegen und der Oktoberrevolution… Der Weltruhm der Achmatowa ist der Sieg großer realistischer Kunst.

Viktor Schirmunski, Verlag Neues Leben, Klappentext, 1987

Dies sind mißreißende ergreifende Gedichte,

die ein großer Mensch von großer Art geschrieben hat… Hier entsteht die Gestalt der berühmten Dichterin… in der Rolle einer kühnen Erneuerin, die des Umgestalters Block gigantische ungeordnet-vergeistigte Ausstrahlung mit den Zügen ihres bis zu den letzten Worten ausgesprochenen Realismus in Einklang brachte…

Boris Pasternak, Verlag Neues Leben, Klappentext, 1987

 

Fakten und Vermutungen zum Poesiealbum + wiederentdeckt +
Interview
50 Jahre 1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6

 

 

 

Joseph Brodsky spricht über Anna Achmatowa.

 

 

Hans Magnus Enzensberger: Überlebenskünstlerin Anna Achmatowa

Hans Gellhardt: Achmatowa – Pasternak – Zwetajewa

Zum 2. Todestag der Autorin:

Jürgen P. Wallmann: Die Stimme des Leidens Russlands
Die Tat, 2.3.1968

Zum 100. Geburtstag der Autorin:

Ilma Rakusa: Kompromisslos im Leben und im Wort
Tagesanzeiger, 21.6.1989

Birgitta Ashoff: Anna von ganz Rußland
Die Zeit, 23.6.1989

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Porträtgalerie: Keystone-SDA
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Anna Achmatowa Begräbnis.

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