Arnold Stadler: Zu Hans Benders Gedicht „Im Tabakfeld“

Mashup von Juliane Duda zu der Beitragsserie „Im Kern“

Im Kern

– Zu Hans Benders Gedicht „Im Tabakfeld“. –

 

 

 

 

HANS BENDER

Im Tabakfeld

Der Apfel fällt,
schmeckt süß und kalt.
Der Abend schwimmt
im Fluß.
Im Tabakfeld
am Föhrenwald
mein Mund nimmt
deinen Kuß.

Die Wolke fliegt.
Orion scheint.
Nein, keiner wohnt
so warm.
Und schlafend liegt
der Träumer Freund,
der Mond,
in deinem Arm.

 

Tabakfelder

sind den meisten Menschen unbekannt. Außerdem verbinde ich Tabak mit Kuba, Montecristo, Brasil und Sumatra. Aber auch unweit vom badischen Rhein gibt es Tabakfelder, gab es… In Hans Benders Gedicht „Im Tabakfeld“ haben wir ein solches, heimatliches Tabakfeld. Das schönste Tabakfeld, das ich kenne, ist dieses Gedicht von Hans Bender. Es ist ein Tabakfeld der Erinnerung. Als Gedicht klassische Fünfziger Jahre. Der Tabak von jenem Feld ist längst geerntet und verraucht, wie die Erinnerung an die Marie A. Aber das Gedicht, das noch einmal alles vergegenwärtigt, gibt es noch. Und die Liebe gibt es auch noch, deren Schauplatz dieses Tabakfeld da war, und deren Feld dieses Gedicht ist, und bleibt.

Arnold Stadler, aus Hans Bender. Ausgewählte Aufzeichnungen, Erzählungen und Gedichte, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1999

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