INSTALLATION
Die Unterführungen in Tbilisi
sind kurze Tunnel,
das Licht an ihrem Ende sieht man schon beim
aaaaaEintritt.
Aber die Menschen, die dem Licht zustreben,
wirken seltsam klein,
und ihre Silhouetten
haben Kunstcharakter –
das Video ist fast vorbei,
man sieht nur noch
die letzten Schritte.
Du streckst die Arme hoch
und läufst auf Zehenspitzen,
um zu zeigen,
dass du keine Angst hast,
doch diese Einstellung ist leider nicht mehr drauf.
haben ihre Ankerpunkte in der Kindheit. Sie rückt umso mehr in den Blick, je länger und je weiter sich die georgische Dichterin aus ihrer Heimat entfernt hat. Unwiederbringlich sind die Verluste, wie der Tod des Vaters, der in diesem, den Geschwistern gewidmeten Band betrauert wird. Die Hinterbliebenen verhandeln um ein verlassenes Haus, sie tauschen sich aus, welche Blumen auf das Grab gehören – Schwertlilien sollen es sein, aber wird diejenige sie jemals blühen sehen, die so weit weg lebt, in einem anderen Land?
Die Gedichte Bela Chekurishvilis holen die Ferne heran, mit den uralten Mitteln der Poesie. Die rhythmische Beschwörung getrockneter Sauerkirschen und roter Chilischoten legt uns ihren Geschmack auf die Zunge. Aber ihre Gedichte stellen auch kritische Fragen an Geschichte und Gegenwart eines Landes, in dem die Kriegserfahrung noch nicht lange zurückliegt. Wer sie liest, der ist im Großen Kaukasus, im Weinland Kakhetien, in der Hauptstadt Tbilisi, am Schwarzen Meer.
Verlag Das Wunderhorn, Klappentext, 2021
Norbert Hummelt: Die ganze Küche ist heute gut drauf.
TOLEDO
TOLEDO-Journale – Einblicke in den Maschinenraum der Literatur. Gespräch von Jan Kuhlbrodt mit Norbert Hummelt im Rahmen der Tagung „Was setzt über, wenn Gedichte übersetzt werden“ im Literaturhaus Halle am 6.11.2021
Bela Chekurishvili liest aus ihrem Gedichtband Wir, die Apfelbäume.
Schreibe einen Kommentar