DIE WIR VERDRÄNGEN
Aus dem Untergrund
durch die Schuhsohlen die Fersen
die Zehen die nicht mehr spielen
durch die Fesseln
die Waden steigt sie
bis in die Kniegelenke die erstarren
und während sie weiter kriecht
wiegeln wir ab so
schlimm wird es nicht
werden es auch im Bauch
spüren ahnen wir
wollen es nicht wahr
haben die Weiden gesehen
die mit erhobenen Armen vor dem Schilfgürtel
die nackten Weiden die wir lieben
stehen in der Kälte
die nicht weiß ist
und bis zum Halse schon
wieder beschwichtigen wir
uns wird es doch nicht
Mit leiser Eindringlichkeit hat sich ihre poetische Stimme in den letzten Jahren Gehör verschafft: genau beobachtete Natur und Landschaft sind ihr Anlaß und Gegenstand zugleich, um in einem eigenständigen, kenntnisreichen lyrischen Sprechen Erinnerungen und Verluste, vom Verschwinden Bedrohtes und Aufhebenswertes melancholisch und mit untergründiger Empörung zu vergegenwärtigen. Intensität der Wahrnehmung, Mut zu ungewöhnlichen Fügungen und zu einer existentiellen Grundierung der bildkräftigen Mitteilungen machen ihre im Gedächtnis bleibende Poesie aus. „Wer Gedichte von Christiane Schulz gelesen hat“, so Richard Pietraß, „kennt ihren Zauber innehaltender Zeit.“
Aus Mario Wirz: Poesiealbum 306, MärkischerVerlag Wilhelmhorst, Klappentext, 2013
Wer Gedichte von Christiane Schulz gelesen hat, kennt ihren Zauber innehaltender Zeit.
Richard Pietraß
Sie sammelt Eindrücke und Stimmungen, Gefühle wie Freiheit und Unsicherheit, Ängste und komprimiert das Wesentliche.
Undine Zimmer
Christiane Schulz lenkt ihren und unseren Blick auf das Kleine, im lauten und rasenden Alltag oftmals Unbeachtete und schafft es nahezu ohne Pathos, nicht nur die schleichenden Verluste deutlich zu zeigen.
Astrid Priebs-Tröger
Wundervolle Wortschöpfungen und Wortspiele prägen ihre Werke.
Peggy Heydick
Hinter der Schönheit lauert das Brüchige, permanent werden die Erwartungen des Lesers untergraben.
Markus Kniebeler
Christiane Schulz wechselt von einer manchmal unnahbaren Kühle und Stringenz zu Wärme und größerer Gelassenheit, ihre Lyrik ist durch eine Poetik des Schauens gekennzeichnet.
Klaus Büstrin
In ihren Versen mit dem besonderen Zeilensprung liegt eine Auseinandersetzung mit den scheinbar nebensächlichen Dingen des Lebens, die doch beim genauen Hinschauen so viel zu erzählen haben: wenn man die feingesponnenen Fäden entwirrt und zusammenführt.
Heidi Jäger
Ihre Gedichte sind beobachtungsgenau und sprachgewandt voller Naturmetaphern. Sie spinnt lange Assoziationsketten und schafft weite lyrische Räume, die Grenzen versetzen und auflösen können.
Babette Kaiserkern
Mit leiser Eindringlichkeit hat sich ihre Stimme Gehör verschafft: Genau beobachtete Natur und Landschaft sind ihr Anlaß und Gegenstand zugleich, um in einem eigenständigen, kenntnisreichen lyrischen Sprechen Erinnerungen und Verluste, vom Verschwinden Bedrohtes und Aufhebenswertes melancholisch und mit untergründiger Empörung zu vergegenwärtigen.
Hans Georg Bulla
MärkischerVerlag Wilhelmshorst, Klappentext, 2013
Das Landschaftsgedicht, das gewöhnlich von der Beschreibung lebt, verwandelt die Potsdamer Lyrikerin Christiane Schulz in eine in sich schlüssige aber immer offene Metaphernkonstruktion, in die die eigene Perspektive über mentale Erfahrungen eingebracht wird. Immer ist es die Beschwörung des Vergangenen, das im natürlichen Lebensraum von Generationen nistet und über kleine, aber wichtige Momente der Andeutung herübergebracht wird. Der Großvater in „Guthaben“ ist der Protagonist in einem lapidaren, fast unterkühlten Gedicht, das mit den Zeilen endet:
…Großvater hielt mich
an der Uhrkette. Er wollte es
gut haben
Immer erzeugt Christiane Schulz eine innere Spannung durch die wiederholte formale Aufnahme eines Wortes oder einer Metapher. So entsteht eine kreisförmige Bewegung wie in „Der Geist der Mirabellen“, in dem sich die Worte in immer wieder anderen Konstellationen wiederholen, fugenartig ausgebreitet und ineinander verschränkt werden:
Es ist das Graubrot
das hart wird und sauer
immer härter und immer saurer
nimmt es der Mirabellenkonfitüre
das zarte Bitter das Graubrot
das wir immer schon aßen
Geliebter mit dem Geschmack
von Mirabellenkonfitüre
ehe es hart wurde das Brot
und sauer viel saurer
als das Fruchtbitter von den Mirabellen
nach dem das Küssen schmeckte
ehe es hart wurde
und sauer das Graubrot.
Auf diese Weise verfährt Schulz noch in einigen anderen Gedichten. Schwerpunkte sind die im Märkischen verwurzelten Landschaftsgedichte „Waldflucht“, „Geraden Wegs“, die den Leser zunächst irritieren. Pflanzen (Schilf), Wasservögel (Kraniche, Kormorane, Lachmöven) und andere Tiere sowie landschaftliche Details umschmücken das Gedicht, das aber immer existenziell wie in „Bei Jüterborg“ auf die Gewalt und die Kraft der Natur, besonders des Wassers anspielt und von ihr geprägt ist. Schulz beschreibt die Weite der märkischen Seen- und Flusslandschaft, immer aber gebrochen durch eigene Empfindungszeichen, die mit dem Äußeren unklischiert verqickt sind. Das Lyrische bei Christiane Schulz endet oft in Verknappungen und Abbrüchen von Satzfragmenten. Dieses Stocken im Duktus bewirkt eine innere Spannung und Verhakung der einzelnen poetischen Elemente miteinander, die manchmal etwas willkürlich erscheinen. Sie tragen eine gewisse Irrationalität in sich, die aus dem Gesamteindruck herausfallen und eine gewollte Asymetrie des Gedichts zur Folge haben. Fischerleben schildert Schulz in „Nachsaison in Gager“, den Alltag in herben und dennoch lyrischen Tönen:
… Haus an Haus den Kai entlang
eine Perlenschnur die Boote
leer die Netze trocken
die Seile dünn die Beute
mager die Halme am Bodden
die Schafe ein Schatten-
riß auf den Hügelkamm die Wolkendecke
gab die Sonne frei und preis…
Im Stillebengedicht „Küchentisch mit Rose“ erscheint die verstorbene Großmutter, „weht durch den Raum“ mit dampfendem Hammelbraten, süße Kondensmilch auf den Lippen des Kindes und „es schiebt sich bedächtig die letzte Blüte des Jahres / dem Gedächtnis entgegen“. Bemerkenswert sind die Kurzgedichte, die oft sentenzartig (sie wirken fast chinoise) die Natur gleichnishaft ins menschliche Beziehungsgefüge heben:
Herbsteinfall: Was noch übrig ist
von den Buchen
läßt den Regen passieren
das Laub leuchten
von unten nach oben
jetzt hat der Dom
seine Hand zurückgezogen
während wir in den Grundfesten
uns gegenseitig sicher
waren: es hielte ewig.
Dem Band sind bildnerische Arbeiten von Hubert Globisch (1929–2008) beigefügt, die still und stoisch imaginäre Räume und weite Flusslandschaften vorstellen.
Heinz Weissflog, Ostragehege, Heft 73, 2014
Ein Poesiealbum ist in diesen Tagen erschienen. Es nahm die Lyrik der Potsdamer Schriftstellerin Christiane Schulz auf. Es ist das Verdienst des Märkischen Verlags Wilhelmshorst, dass er 2007 das Poesiealbum wieder auf den Buchhandelstisch legte. 40 Jahre zuvor wurde die Lyrik-Reihe vom DDR-Verlag Neues Leben erstmals ediert. Es ist mutig, diese Reihe fortzuführen, weil viele Menschen sich nicht mehr die Zeit nehmen, ein Gedicht zu lesen. Gegen die hektische Welt der neuen Medien und der sich überbietenden Bestsellerlisten ist es natürlich schwer, sich mit Lyrik behaupten zu wollen. Außerdem ist mit ihrer Herausgabe kein Geld zu gewinnen. Doch der Märkische Verlag wollte und will die Schwellenangst vor Gedichten nehmen. Darum hat er sich der Wieder-Herausgabe des Poesiealbums angenommen und eine gute Tradition aufleben lassen. Auf rund 30 Seiten kann man Lyrik von Autoren aus unterschiedlichen Epochen lesen.
Gedichte beschäftigen sich zumeist mit der Innenschau des Schriftstellers, aber so manche wollen als Fenster weit offen stehen. Der herausragende Lyriker Paul Celan meinte:
Das Gedicht kann… eine Flaschenpost sein, aufgehoben in dem Glauben, sie könnte irgendwo und irgendwann an Land gespült werden, an Herzland vielleicht.
Die neueste Flaschenpost in Gestalt eines Poesiealbums, es ist in der Gesamtzählung das 307. Heft, hält also eine Auswahl von Gedichten der Potsdamer Autorin Christiane Schulz parat. Die Ingenieurin für Baustoffverfahrenstechnik ist heute im familiären Architekturbüro tätig. Doch ihr Herz hängt an der Lyrik. Mehrere Bücher mit ihren Arbeiten konnte sie bereits veröffentlichen, aus denen nun das Poesiealbum seine Beiträge speist. Zwei Gedichte sind jedoch frisch für das Heft geschrieben worden. Insgesamt findet man 48 lyrische „Erzeugnisse“ von Christiane Schulz. Zumeist benötigt man 30 Sekunden und weniger für das Lesen eines Gedichtes, doch das Nachdenken darüber wird wohl mehr Zeit beanspruchen. Ein oftmals unverwechselbarer Sound von leiser Melancholie klingt in der Lyrik auf. Doch kein „hoher Ton“ ist der Autorin eigen, sondern eine scheinbar schlichte und oftmals minimalistische Sprache. Hans Georg Bulla, ebenfalls Lyriker, besorgte die Auswahl des Schulz-Albums. Er hat unverrätselte Arbeiten der Schriftstellerin zusammengestellt. Rätselhaftes jedoch, das man in ihren Gedichtbänden ebenfalls findet, blieben diesmal weitgehend außen vor.
Im Unterwegssein, Steckenbleiben, in den Erinnerungen, im Verfall, in der Umkehr, im Aufbruch, doch besonders in den diffizielen Naturbeobachtungen findet Christiane Schulz grundsätzliche Spannungen für das Beschreiben und Reflektieren von Welt, die sie vor allem in ihrer Umgebung findet. In ihren Gedichten muss man nach dem Zustand von Harmonie suchen. Man findet eher Anfrage, Zweifel, Sehnsucht. Doch es klingt auch Hoffnung durch, so in „Offenes Wasser“:
… Beharrlich
das Müdsein. Wo das Eis wächst,
wasserseits, löchrig
noch, pulst das Leben.
Wenn Poeten schon früh am Morgen eine Lehre vermitteln, dann diese: Es wird auch am heutigen Tage keine ausgeglichene Bilanz geben. Ein bisschen Liebe, ein Quäntchen Gesinnung, ein Bündel jämmerlicher Theorien, vor allem: mager bezahlte Plage, heute wie immerdar. Es langt nicht zum wirklichen Frieden mit der Wirklichkeit. Also zurück zu den Träumen.
Nur Träume halten, was der Alltag nicht versprechen kann, und Christina Schulz, die wenig bekannte Dichterin, ist eine heiter melancholische Rückkehrerin zu Träumen. Sie beschwört leidenschaftlich gern Natur, tut es mit der Schmerzantenne der Städterin, die in ihrem Leben lange den Regeln einer aufgebrachten, wirbelnden Welt folgte, sich aber zugleich jene Blickweite der Romantikerin bewahrt hat. Die das Wunderbare und Schöne des Daseins erfasst – freilich als das ewig von uns Versäumte, als das fortwährend von uns Verletzte. Das durch die Zeiten schimmert wie ein Rätsel, das inzwischen nur eines fürchtet: vom Menschen gelöst zu werden.
Schulz, Jahrgang 1955, Diplomingenieurin für Baustoffverfahrenstechnik arbeitete im Wohnungsbaukombinat Berlin, ist inzwischen Architektin in Potsdam.
Endwintergrau (2000) hieß ihr erster Gedichtband, Glas aus Kälte geblasen (2012) ihr jüngster. Begegnung der Wortschätze des Betons und der Behutsamkeit.
Bedichtet werden Gegenden, auf die man sich freut, weil sie menschenscheu sind, oder das Wortlose, das sich in einem Schrei versteckt. Und wie gesagt: Träume. Denn das Leben, das sich anders nennt, wird einem ja nie gehören. Schulz greift ehrend, nicht begehrend nach der Welt. Was sie gleichsam in Ehren hält, ist das Einverständnis mit einer Unvollkommenheit, die zur Voraussetzung für jedes Schönheitsempfinden wird.
Gedichtbände sind seltsame Wesen, Überlebenskünstler einer Bücherindustrie, die uns fortlaufend Menge lehrt. In jeder Buchhandlung erzählen die Regale für Lyrik eine Geschichte von Einsamkeit und Vertreibung. Neigt die Zeit insgesamt zur Verknappung, zu Verkürzung, zu raschem Atem, so tendiert sie doch keineswegs zu Verdichtung, und der König des zeitgemäß Fragmentarischen, das Gedicht, ist ein Verstoßener geworden. Keine Shortlist huldigt dem Lyriker, keine Bestsellerreihung. Das Gedicht stiftet nur immer wieder die Gemeinschaft der vereinzelt Abgeirrten ins kompromisslos Poetische, das dem Leser nicht entgegenkommt als Animator fürs schnelle Verstehen und Konsumieren; nein, es kommt nur zu sich, indem es uns überkommt. Den lebensrettenden Impuls der Poesie gibt es nur, weil niemand genau zu sagen vermag, wie sie ihn aussendet. Auch Christiane Schulz darf als Ermutigung gelten, dass diese Vermutungen vielleicht wahr sind.
– Der Potsdamerin Christiane Schulz ist der neueste Band der Lyrikreihe Poesiealbum gewidmet. –
Christiane Schulz lässt sich Zeit beim Vorlesen ihrer Gedichte. Es ist, als würde sie jedem Wort in jedem Vers die Zeit geben wollen, seine Wirkung zu entfalten – weil sie weiß, dass ihre Lyrik zuweilen nicht ganz leicht verständlich ist. Ihre Botschaften transportiert sie mit wenigen Worten, dafür hat aber jedes seine Daseinsberechtigung, ist unverzichtbar. Sie hat sich auch immer mal wieder an Prosa versucht, ist aber doch stets wieder bei den Gedichten gelandet. „Lyrik bringt einfach die Dinge auf den Punkt, dann ist für mich alles gesagt“, so die Potsdamerin.
Seit 1997 schreibt sie Gedichte, kam dazu durch einen Zufall. Das erste Gedicht sei ihr beim Schreiben einer Weihnachtskarte einfach passiert. Fünf Lyrikbände und zahlreiche Erwähnungen in Zeitschriften und Anthologien später widmet ihr der Märkische Verlag Wilhelmshorst nun das Poesiealbum 307. Die Lyrikreihe, begründet von Bernd Jentzsch, erschien monatlich zwischen 18967 und 1990 im Verlag Neues Leben Berlin. Im Herbst 2007 hat Klaus Peter Anders, Inhaber des Märkischen Verlags, die Reihe zusammen mit Jentzsch wiederbelebt. Alle zwei Monate erscheint seitdem eines der 32 Seiten umfassenden Heftchen.
Dass das aktuelle Poesiealbum Christiane Schulz gewidmet ist, hat sich im Sommer des vergangenen Jahres ergeben. Die Veröffentlichung im Herbst könnte aus Sicht der 57-jährigen kaum besser passen, ist diese Jahreszeit doch die produktivste für sie. „Am liebsten verarbeite ich Bilder, die sich aus der Natur ergeben“, sagt sie. Aber auch Persönliches fließe ein. Verlust, Bedrohung der Natur, Zukunftssorgen und das Altern sind häufige Themen ihrer Lyrik – und lassen sich allesamt gut mit der dunklen Jahreshälfte in Einklang bringen. Das bedeutet oft ernste, manchmal auch düstere Stimmungen in den Gedichten. „Dabei bin ich selbst gar nicht düster, ich bin ein glücklicher Mensch“, sagt Christiane Schulz. „Aber für mich macht es mehr Sinn, Belastungen und Bedrohungen zu beschreiben, wenn man nur jubelt, braucht man nicht zu schreiben.“ Ohne ständig auf der Suche nach Eindrücken zu sein, sammeln sich die Erfahrungen aus dem Leben und auch aus dem Lesen als Bodensatz, erklärt die Potsdamerin. „Man nimmt überall etwas auf. Einzelne Aspekte kommen mir irgendwann wieder in den Sinn und dann mache ich ein Gedicht daraus“, sagt sie. Manchmal seien das auch Dinge, die in vergleichsweise stressigen Situationen, etwa in fremden Umgebungen, auf sie einprasseln. „Da denkt man im ersten Moment, es sei gar nichts hängen geblieben und später erinnert man sich doch doch wieder an diese eine Sache“, erzählt sie.
Besonders aussichtsreich habe sich die Arbeit im Künstlerhaus Schloss-Wiepersdorf (Teltow-Fläming) erwiesen. „Da bin ich sehr konzentriert, die triste Landschaft inspiriert mich“, sagt Christiane Schulz. Vor Jahren hat sie ein Arbeitsstipendium erstmals für zwei Monate dort hingeführt, seitdem kehrt sie ab und zu für ein paar Tage zurück – wenn die Zeit und die Arbeit im familieneigenen Architekturbüro es zulassen.
Als studierte Baustoffverfahrenstechnikerin hat sie beruflich überhaupt nichts mit Literatur zu tun, befasst sich eher mit Zahlen. Die Lyrik ist der Ausgleich. „Ich laufe über die Felder, dann kommen Bilder und Gedanken, manchmal bildet sich eine erste Zeile – oft ist es auch die erste des Gedichts, aber nicht immer –, dann arbeite ich daran beim Laufen, die Gedanken entwickeln sich weiter. Ich schreibe in erster Linie im Kopf“, sagt sie. Resultat eines solche Spaziergangs können einzelne Zeilen, aber auch ganze Gedichte sein. Papier und Stift hat sie gleichwohl fast nie in der Tasche, wenn sie unterwegs ist. „Meine Gedichte sind ja recht kurz, da kann ich mir die Einfälle gut merken“, so Christiane Schulz.
Den Feinschliff bekommen ihre Werke am Computer. Vor allem in Sachen Zeilenbrüche gestaltet sich das schwierig. „Oft ergibt eine Zeile für sich Sinn, in Verbindung mit der folgenden Zeile kann es aber schon wieder ein ganz anderer sein“, erklärt sie. Das mache auch das Vorlesen ziemlich schwer. „Man muss sich entscheiden, welche Sinneinheit man vorträgt“, sagt sie.
Um mit den wenigen Worten ihrer Gedichte die maximale Wirkung zu erzielen, funktioniert das langsame, sehr deutliche Vorlesen am besten. So hat Christiane Schulz es auch bei der Vorstellung des Poesiealbum im Potsdamer Literaturladen Wist gemacht. Es überrascht nicht, dass Hans Georg Bulla, Herausgeber des Poesiealbums 307, mit Christiane Schulz vor allem Beharrlichkeit assoziiert. „Das zeichnet ihr poetisches Schreiben aus“, sagt er. Die Art des Schreibens spiegelt sich auch in ihrer Art des Vorlesens wieder.
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