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5. Mai

5. Mai
Was ich geschrieben habe, habe ich – wie gesagt – nicht; zu haben ist eher das Gelesene, doch wie behalte ich es? Indem ich etwas anfange damit … indem ich’s aufgehen lasse in dem, was ich schreibe.

4. Mai

4. Mai
Das war diesmal eine gute Woche, nur … leider bin ich skeptisch genug, um mein Wohlgefühl – wenn es mal wieder da ist wie heute – als Vorboten der nächsten Katastrophe zu beargwöhnen.

3. Mai

3. Mai
Wenn ich an meinen Tod denke, bin ich zutiefst verwirrt: wohin dann mit all meiner Liebe? – Vielleicht könnte – oder sollte! – man sich einmal wieder auf das dadaistische Entrümpelungspostulat besinnen?

2. Mai

2. Mai
Bei allem »Fortschritt« triumphiert der Atavismus.

1. Mai

1. Mai
Alles Hiesige, ob Verlust oder Gewinn, geht im All auf und geht gleichzeitig darin verloren; alles erhält sich, indem es verschwindet in allem.

30. April

30. April
Nie war der jüdische, der christliche, der muslimische Gott auch nur als Frau denkbar, geschweige denn als Berg, als Baum oder – als etwas ganz anderes noch.

29. April

29. April
Wenn ich heute, als einer von vielen Passanten, von einem Pizzakurier am Straßenrand angefahren und zu Fall gebracht werde, mir dabei den Schädel aufschlage und die linke Hand breche, wird sich bald jemand über mich beugen mit der völlig deplatzierten, jedoch als politisch korrekt geltenden Frage: »Geht’s Ihnen gut? Sind Sie ok?«

28. April

28. April
Die Anfänglichkeit des poetischen Denkens und Schreibens ist vergleichbar mit einer allseits überströmenden Quelle, die ihren Weg sucht (ihren Gang nimmt); den Verlauf der Ströme oder Rinnsale bestimmt die Beschaffenheit der Oberfläche, über die sie fortlaufen.

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