Torma

Mit Th. D. im Filmtheater am Neumarkt, wo laut Programm eine Erstauff. von & mit Texten von Ghérasim Luca stattfinden sollte; gezeigt wurden lediglich 2 Videofilme mit Live-Kommentar, danach gab’s ca. 7 Min. Rezitation von Lucatexten in anonymer Übersetzung, eher enttäuschend. Dort mal wieder Klaus Renner getroffen, danach im Ysebäähnli 1 Fl. Rot aus dem Piemont, über Gelesnes und Geplantes geredet. Renner wünscht sich für seinen Verlag eine dt. Ausg. von Torma, «Lebordelamer / Le bordel amer» – meine erste Übersetzungsidee für den homophonen Doppeltitel war exprompt:

MOTEL AUF MEERESWELLEN / MOTTE LAUF! EROS WÄHLEN!

Wer kennt noch Julien Torma und dessen «definitiv unvollständiges» Werk, das sich über viele hundert Seiten als ein einziges Wortspiel wie Ebbe und Flut in sich selbst verschlauft. Torma musste mit einem Namen leben, dann auch sterben, der als Anagramm aufgeschlüsselt nichts andres verhiess als «ma mort»; sein Tod, mit 31 Jahren, ist bis heute ungeklärt. Torma lebte zuletzt im Gasthaus zur Wildspitze im tirolischen Vent, einem Dorf mit 80 Einwohnern, von wo aus er am 17. Februar 1933 zu einer Schneewanderung aufbrach; er ist nie zurückgekehrt, seine Spur verliert sich gemäss Polizeibericht (hab ich inzwischen nachgelesen) «irgendwo in einem Berg» der nähern Umgebung – womöglich von jenem «Wind» verweht, der sich ihm besonders mühelos als Übersetzung des Ortsnamens Vent offeriert hat.

 

aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern

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