Ugo Foscolo

SELBSTBILD

Zerfurcht die Stirn, furchtlos der Blick aus fernster Nähe;
Fuchsrot die Mähne, heiss der Kopf und stramm die Wangen;
Verschmitzt der runde Mund, er birgt den Blitz der Zähne;
Behaart die Brust, der Hals, das Kinn gespannt wie Spangen:

Der Körper straff gefügt; die Kleidung schlicht, erlesen;
Der Schritt, der Griff, der Streich so flink wie der Gedanke;
Beharrlich, nüchtern, menschlich ist sein Wesen;
Er widersteht der Welt, sie wird es ihm nicht danken.

Allein verbringt er, sinnend, manche seiner Tage;
Die Hoffnung lässt ihn kalt, die Angst macht ihn nicht wanken;
Doch unverschämt wird er vor Scham, vor Zorn verwegen:

Und aber die Vernunft hält ihn beredt in Schranken,
Obwohl im Herzen Gut und Böse sich dagegen regen:
Tod, gib ihm Ruhm, damit er ihn in Ruhe trage.

aaaaaaaaaa(1802; aus dem Italienischen)

 

aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern

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