Matthias Zwarg: Poesiealbum 363

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Auf dieser Seite des Meeres
Schlagen nur Wellen den Strand
Auf dieser Seite des Meeres
Wäscht eine die andere Hand.

Auf dieser Seite des Meeres
Stehen Villen hinter der Düne
Auf dieser Seite des Meeres
Folgt der Schuld keine Sühne.

Auf dieser Seite des Meeres
Schlafen die Gerechten
Auf dieser Seite des Meeres
Nicht nur in Sommernächten.

Auf dieser Seite des Meeres
Fließen die Wasser zu Tal
Auf dieser Seite des Meeres
Geschieht alles noch einmal.

Auf dieser Seite des Meeres
Erwacht am Morgen das Licht
Auf dieser Seite des Meeres
Sieht man die andere Seite nicht.

 

 

 

Matthias Zwarg

Nach der Wende publizierte der damals schon Überdreißigjährige seine ersten Gedichte; auffällig in Reim und Musikalität. Sie erinnern an den Reinhard-Mey-Ton, an die Bluestexte von Tom Waits oder die Songs von Jason Webley und deuten die musikalisch-poetische Herkunft Zwargs an, die freilich ganz eigenständig ist.

Ankündigung in Nicanor Parra: Poesiealbum 362, MärkischerVerlag Wilhelmshorst, 2021

Stimmen zum Autor

Zwarg vertraut dem Liedhaften, dem Reim, dem Klang und Anklang. Man hört deutlich, wenn man nur lauscht, Meister des 20. Jahrhunderts: Kästner oder Brecht. Dabei verknüpft Zwarg uralte Bilder, das gebrochene Herz, mit Zeilen: Kuchen im Angebot. Er schöpft aus dem Arsenal der Weltpoesie und macht daraus sein Lied für die Frau am Straßenrand.
Matthias Biskupek

Matthias Zwarg ist ein Rockpoet, der den Zeitgeist in seine Texte holt und ihn über sich hinausreichen läßt.
Andreas Altmann

Seine Gedichte assoziieren eigentlich Fluchtblätter: Flucht vor der Welt, Flucht vor der Liebe, Flucht vor dem Tag und Flucht vor der Nacht, Flucht vor dem eigenen ICH.
Eberhard Görner

Zwargs Gedichte sind beglückende Wiederaufnahmen fast schon vergessener Tradition, nicht nur der mutig gewagte und durchgehende Reim – es sind für die Gegenwart wiederentdeckte lange vergessene Töne. Verstehen und nicht vergessen – das ganze fortbestehende Entsetzen über den Zustand der Welt ist in den Gedichten, aktualisiert, aber gesprungen direkt aus Kurt Pinthus Menschheitsdämmerung.
Utz Rachowski

Obwohl wir uns selten begegnen, ist eine Vertrautheit spürbar, die überrascht. Wovon ist das das Ergebnis? Es bleibt ein Geheimnis und ich bin dankbar, daß es davon noch einige gibt.
Jörg Seifert

Die Themen seiner Gedichte sind angesiedelt in den Landschaften der Liebe, der Zweisamkeit, aber zugleich auch in den Konfliktfeldern unserer Welt.
Klaus Walther

Poesiealbum 363

Zwargs Gedichte gewinnen aus den Realitäten des Lebens ein schönes Maß an Freundlichkeit und Hoffnung: Kein billiger Optimismus und ebensowenig Weltschmerz. Sie sind angesiedelt in den Landschaften der Liebe, der Zweisamkeit, aber zugleich auch in den Konfliktfeldern dieser Welt. Musikalität und Reim tragen sie; ungewöhnlich zwischen den Allerweltsversen dieser Tage.

MärkischerVerlag Wilhelmshorst, Klappentext, 2021

 

Beitrag zu diesem Buch:

Utz Rachowski: Wölfe im Mondlicht
Freie Presse, 1.10.2021

 

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