ZUR LAGE
So wie die Dinge sich entwickeln
ist es Zeit, Pläne zu machen
für das Jahr und das Jahr davor.
Ein Buch muß gelesen,
die Quote für Mitleid gesenkt werden.
Wir wollen nicht aus Irrtum sterben,
sagen wir und schütteln den Kopf.
Unsere Ängste sind Mißverständnisse,
das stimmt, sagen die andern.
Was stimmt? Im Dunkeln suchen wir
in den alten Wörterbüchern
nach der exakten Bedeutung von Glück.
Neben und nach seinem Wirken als einem der erfolgreichsten Verleger des Landes läßt er als prägender deutscher Poet die Dinge nicht sein, er läßt ihnen ihr – Sein. In keiner Zeile verleugnet er seine Entzündbarkeit für den Widerspruch, der die Welt erhält und verbraucht. Alles Erfahrene wird in dieser Lyrik wieder einschmelzbar – zu Sehnsucht. Alles Ausgesprochene wird wieder einschweigbar – zu zweifelsfrohem Denken. Unsicherheit und Gewißheit berühren sich mit ihren jeweils offenen Enden.
Ankündigung in Matthias Zwarg: Poesiealbum 363, MärkischerVerlag Wilhelmshorst, 2021
Carpe diem, pflücke den Tag, heißt die berühmte Devise des römischen Dichters Horaz, und für den Dichter Michael Krüger ist der Tag nicht gepflückt ohne ein Gedicht.
Ulrich Greiner
Bei seinen Gedichten empfinde ich eine wundersame Freiheit: das Abenteuer, einmal nicht mein gewöhnliches Selbst sein zu müssen. Das „hilfsbereite Herz“ seiner Wörter hat mich über manche Schwierigkeit hinweggetragen.
Cees Nooteboom
Krügers Emblem ist nicht das Immergrün Rousseaus, er setzt nicht auf Hoffnung, er hält fest am längst nicht mehr Daseienden, das aber im Gedächtnis aufbewahrt bleibt.
Ludwig Harig
Leichte Ironie und gewählte Eleganz.
David Grossmann
Etwas vom Auffälligsten und Anrührendsten ist der völlige Mangel an Zynismus – diese Gedichte verwenden ihre Einsicht in die Gebrechlichkeit der Welt nicht gegen die Gebrechlichen.
Adolf Muschg
Gerade er, der in jeder Hinsicht aus dem Vollen schöpft, ist ein Melancholiker, der so unterhaltsam, einleuchtend und ansteckend zu klagen versteht, daß das Ende der Welt, wie wir sie kennen, gleich noch näher scheint – und da dies naturgemäß eine krügerlose Welt wäre, mutet sie wenig brauchbar an.
Felicitas von Lowenberg
Seine Gedichte stöhnen nicht von den Sielen, sondern sind philosophische Gedankenspiele um Igel und Intellektuelle, die Dronte und Diderots Katze speichern, statt verlorener gewonnene Zeit.
Richard Pietraß
Diese Poesie folgt Veränderungskräften eines unberechenbar wechselnden Lichtfalls weit eher als jeder Formel, die das Leben in Definitionen einfriert. Wissen ist vereinbar mit Geheimnis. Derart, wie jeder Fortschritt doch nur das Dunkel des Ganzen vertieft, so wirkt auch jedes dieser Gedichte als beunruhigende Abkehr von täuschenden Helligkeiten.
Hans-Dieter Schütt
Krüger ist ein heiterer wie melancholischer Rückkehrer zu den närrisch wehen Fantasien, die dem Leben erst Seele einhauchen. Wenn man einen Lieblingsort des Dichters ausmachen möchte, so ist es der Grenzpunkt zwischen Drinnen und Draußen. Leidenschaftlich wird Natur beschworen – mit jener Blickweite des Romantikers, die das Wunderbare und Schöne des Daseins erfaßt, das durch die Zeiten schimmert wie ein Rätsel und nur eines fürchtet: vom Menschen gelöst zu werden.
MärkischerVerlag Wilhelmshorst, Klappentext, 2021
Welche Poeme haben das Leben und Schreiben von Karl Mickel und Volker Braun in der DDR und Michael Krüger in der BRD geprägt? Darüber diskutierten die drei Lyriker und Essayisten 1993.
Das Werk: Michael Krüger am 14.6.2004 im Literarischen Colloquium Berlin
Frank Wierke: Verabredungen mit einem Dichter – Michael Krüger
Gregor Dotzauer: Das unbändige Leben der Agaven
Der Tagesspiegel, 9.12.2013
Volker Isfort: Er wird noch gebraucht
Abendzeitung München, 8.12.2013
Thomas Steinfeld: Herr K. tritt ab
Süddeutsche Zeitung, 9.12.2013
Charles Simic: Der Regenmantelmann
Neue Zürcher Zeitung, 9.12.2013
Norbert Gstrein: Der leere Raum
Neue Zürcher Zeitung, 9.12.2013
Cees Nooteboom: Der andere Atem
Neue Zürcher Zeitung, 9.12.2013
Peter von Matt: Der Freund auf der Kommandobrücke
Neue Zürcher Zeitung, 9.12.2013
Hans-Dieter Schütt: Warum fallen Sterne nicht herab
neues deutschland, 9.12.2013
Mara Delius: Nach draußen, hinein ins Buch
Die Welt, 9.12.2013
Britta Schultejans: Michael Krüger wird 75
Abendzeitung, 7.12.2018
Georg Reuchlein: Michael Krüger (75)
BuchMarkt, 9.12.2018
Gerrit Bartels Interview mit Michael Krüger: „Gott ist ein Melancholiker“
Der Tagesspiegel, 7.12.2023
Willi Winkler Interview mit Michael Krüger: „Ich habe mich der Literatur höflich genähert“
Süddeutsche Zeitung, 7.12.2023
Arno Widmann: Der virtuose Gesang und der Schrei
Frankfurter Rundschau, 9.12.2023
Andrea Köhler: Kaum einer hat so viele Literaturnobelpreisträger in seinem Verlag versammelt wie Michael Krüger
Neue Zürcher Zeitung, 8.12.2023
Hannes Hintermeier: Schwimmer im Meer der Gedichte
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8.12.2023
Hans-Dieter Schütt: Wie kommen Sterne an den Himmel?
nd, 8.12.2023
Leander Berger: Lesen als Lebensmittel
Badische Zeitung, 9.12.2023
Quh: Freund der Ziegen
quh-berg.de, 9.12.2023
Martin Schult: „Danke“
Börsenblatt, 8.12.2023
Volker Weidermann: Küsse, Nasenküsse, Ringkämpfe. Abschiedsfest für Michael Krüger.
Ein Abend für Michael Krüger. Michael Krüger ist eine Legende des Literaturbetriebs. Am 16.1.2014 sprach er in der Literaturwerkstatt Berlin mit Harald Hartung über seine Arbeit als Verleger, Herausgeber, Autor und Übersetzer.
Michael Krüger – Lebenselixier Literatur im Gespräch mit Norbert Bischofberger, SRF 22.9.2013.
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