EVA NACH DEM PARADIES
Meine Arme strecke ich aus die Zärtlichkeit
aaaaaauszulöschen
das Gesicht wende ich ab bis ich mir aus den Augen
aaaaabin
alle Türen geschlossen die Augen zu
− daß nur nicht die Taue reißen! −
mit Eifer prüfe ich ob die Schlösser halten
drehe auf Null die Klagen des Körpers.
Dann saß ich vor meiner eigenen Traurigkeit
malte Namen zeichnete verschwundene Straßen auf
gab einen Ort an für die tödliche Leere der Uhren
saß da, Eva nach dem Paradies
ohne eine mögliche Vergangenheit, ohne eine mögliche Zukunft
allein, in der Revolution.
Wer mir das gesagt hätte!
es ist unmöglich für jemanden in Nikaragua, jetzt die Tür hinter sich zuzumachen. Wir beschäftigen uns mit Poesie zusammen mit vielen anderen Dingen bei offener Tür, geöffnetem Fenster, unter freiem Himmel. Wir sind im Aufbau. Und wir empfinden einen großen Stolz, an dieser Etappe der Revolution beteiligt zu sein. Dazu die Genugtuung, das Glück, zu diesem Volk zu gehören, das in der ganzen Welt bewundert wird für seinen Mut, für seine Fähigkeit, Opfer zu bringen, für seinen Widerstand.
Rosario Murillo, Verlag Neues Leben, Klappentext, 1989
eine weibliche Stimme aus Nikaragua. Was ihre Verse sagen und in sich tragen, kommt von der Revolution. Und die poetische Übersetzung heißt Hoffnung und Liebe, heißt sensible Beobachtung und waches Anteilnehmen, heißt Anspruch auf Emanzipation in allen Bereichen. Sie weiß um Verkrustungen im Leben der Gesellschaft und des Einzelnen, die aufzubrechen auch in der Kraft einer bekenntnisstarken und lebensnahen Dichtung liegt.
Verlag Neues Leben, Ankündigung
Rosario Murillo-Porträt Teil 1/2.
Rosario Murillo-Porträt Teil 2/2.
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