BEISSEN
erst auf die zunge
dann in den sauren apfel
später auf granit
letzten endes
ins gras
Was für Udo Degeners Gedichte einnimmt: die Unmittelbarkeit und Lust, die im dichterischen Anfang liegt. Ein junger Autor hat sich voller Entdecker- und Abenteuersinn auf den Weg des Schreibens gemacht; er ist offen für alles, was diesen Weg säumt, reicht es auch weit in die Ferne der Vergangenheit zurück. Er wird sein poetisches Lehrgeld zu entrichten haben, und er sucht sich seine Meister – von Nikolaus Lenau bis Miklós Radnóti – wohlüberlegt aus. Daß sein melancholisch-schelmisches Temperament ihn nicht nur zu skurriler Beobachtung und satirischem Kommentar befähigt, spürt man in seinen sinnlichen, erlebnistrunkenen Liebesgedichten.
Aus Edgar Allan Poe: Poesiealbum 243, Verlag Neues Leben, Klappentext, 1987
Udo Degener „montiert Zeilen“, wie sie einem Dichter allenfalls in den Zwanzigern gelingen. Stets unterwegs, probt er „jährliche“ und andere Anfänge, kann „Ankunft“ für ihn nur vorläufig sein. Er rührt Worte in die Beutelsuppe und muß dabei aufpassen, daß sie nicht überschwappen. Er schreibt Liebesverse, in denen sich leiser Abschiedsschmerz mit Haut und Haar in neu erfahrene Lust einrollt. Er kann auch Kobold sein, der von seinen Nonsens-Erkursen Spaß und Sinn heimbringt – und sich zudem rühmen darf, den Waschvollautomaten für die Lyrik salonfähig gemacht zu haben.
Hannes Würtz, Verlag Neues Leben, Klappentext, 1988
UDO DEGENER
hai kuh du, grüss dia wolf
Peter Wawerzinek
Schreibe einen Kommentar