ZU DUNKLEN STRÄNDEN
jedesmal wenn er wiederkehrt wundert es ihn
daß er nicht wie Laub zerstob
im Haus ist es schönwarm
man ißt und trinkt so schönbeisammen
milderer Wind um die Fenster
jedesmal wenn er wiederkehrt verläßt er sich
dunkeldurchirrte Straßen seine Heimat wo
sein Verlangen Fenster entzündet
unaufhaltsam durch Bahnhöfe Schwimmbäder Bars
klaubt er sein Augenbrot zusammen
jedesmal wenn er wiederkehrt wird er ein Stein
des Hauses der schönstillen Abende
das Meer aber das Meer endet nicht
scheinen die Gedichte von Uta Ackermann verspätete Botschaften aus einer Zeit zu sein, in der Empfindungspathos und emotionale Ergriffenheit weniger auf Skepsis stießen. Tatsächlich aber offenbart sich dort, wo die Verse unabweislich werden, ein sehr heutiges Gefühl: das der Kontaktlosigkeit. Der angeredete oder umworbene oder geliebte andere, an den das Subjekt der Gedichte sich wendet, ist, in seiner je abwesenden Anwesenheit, das Produkt einer Erfindung der Sehnsucht. Selbst das Ich erlebt sich nicht selten als Einbildung und hat erst zu erschaffen, was es im Zustand der Illusion vorgibt zu besitzen:
du hast mir nicht gesagt
daß du nicht kommen wirst
du hast mir nicht gesagt
daß es dich nicht gibt
ich werde dich immer erwarten
Kurt Drawert, Verlag Neues Leben, Klappentext, 1989
Schöner könnte ich es nicht sagen. Danke