FRÜHLING VERDRÄNGT MICH
Sie kommen nach. Wer?
Die Nachkommen.
Sie nehmen Abschied. Wer?
Meine Freunde.
Ein Platz nach dem anderen
wird verlassen –
und neu besetzt.
Soll ich gehen?
Meine Freunde warten auf mich.
Sehr rücksichtsvoll sind zu mir
die Nachkommen.
Sie drängen mich nicht –
aber sie warten.
Und meine Freunde warten auch.
Sie haben einen Platz für mich.
Dieser arbeitslose Genosse aus Oberschlesien ist ein bedeutender proletarisch-revolutionärer Dichter. Seine Dichtung ist reichhaltig und kühn, das tiefe und gewaltige Thema des Klassenkampfes wird in ihr nicht heruntergeleiert, es versackt nicht in Deklamation, die Schwierigkeiten und Widersprüche der revolutionären Bewegung werden mit dichterischen Mitteln gestaltet…
Johannes R. Becher
Die originale Volkstümlichkeit der Poesie Tkaczyks, ihre aus der Volkssprache gewonnene Originalität wie die unverblümte Offenheit der Selbstreflexion, die auch das Bekenntnis des schwärzesten Neides auf die „Reichen“ und vor allem ihre von ihnen schlecht genutzten Bildungsmöglichkeiten einschließt – gerade diese jeder schablonenhaften Idealisierung widersprechenden Eigenschaften lassen heute Wilhelm Tkaczyks Frühwerk als einen Höhepunkt der proletarisch-revolutionären Lyrik erscheinen und sein späteres Œuvre als einen wichtigen Beitrag zur Lyrik der DDR.
Adolf Endler
Verlag Neues Leben, Klappentext, 1979
Jan Wagner: Lob des Spreewals
Der Tagesspiegel, 11.6.2016
Stefan Sprenger: Dass der Mensch der Stil sein möge
Sprache im technischen Zeitalter, Heft 218, Juni 2016
Richard Pietraß liest am 4.5.2018 für planetlyrik.de die 3 Gedichte „Hundewiese“, „Klausur“ und „Amok“.
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