Zeitschrift: die horen – Heft 259

Mashup von Juliane Duda zu der zeitschrift „die horen“

die horen

MAUSIK! – „DER SCHNÖDE PRACHT“

vom Leder zieht mit Ach und Krach,
die Rhythmusgruppe ist Pythagoras.
Frontschwein hat die Hand am Sax,
Frampton kaut auf der Talkbox rum.
Steve Marriott zieht ihm die Zähne
und steckt sich eine zwischen seine.
Frische Gischt prasselt in die Brunst.
„Deine Zunge trachtet nach schaden“,
1
Jeansrock war gestern, heute die Kluft
ist ein Sich-fallen-lassen in den Abgrund.
aaaaaaaaaaVerkörperte Zahlen
2 mit Bumms:
aaaaaaaaaa„zum untergang mit dem genuss“ –
den Scheuneneulen zum Gruß
und den Mäusen zur Genesung.
Dringend brauchen wir Verstärkung,
und eine anständige Abschirmung,
um zu zechen mit den Artgenossen.
Unsinnigkeit im Haupt treibt uns an,
und trübe Eitelkeit. Aber Schrankseidank
ist nicht alles Menschenmögliche machbar.
Besinnungslos umnebelt von „darkly epic
doomfolk dronedrift dreamines“
3 – – – –
aaaaaaaaaaverkörperte Zahlen mit Bumms:
aaaaaaaaaa„zum untergang mit dem genuss“ –
schreiten wir zur Tat, die sich hinzieht
bis auf den heutigen Tag, der sich hinzieht;
vor uns liegt Sternstaub, dem wir entstehen.
Ich bin schon ganz taub, Earth und Sunn O))),
jetzt geht’s ab unterm Schleier der Nacht
zu den Sternen der Ahnen über
Барнаул.
Am Ob muss man sich so dumm stellen,
besonders als Deutscher oder Werwolf,
wie man ist, und in die Saiten greifen,
um mit voller Kanne einen abzubeißen.

Bert Papenfuß

 

„WAS ICH DIR SAGEN WILL“ 

– Ein paar mäandernde Gedanken und eine grundsätzliche Frage zum prekären Verhältnis zwischen Poesie und Songlyrik. –

Was ich dir sagen will
fällt mir so schwer
Das Blatt Papier vor mir
bleibt weiß und leer.

Diesen Kampf mit einer Schreibblockade, den 1967 der uneitle Gelegenheits- und Auftragsdichter Joachim „Blacky“ Fuchsberger in einem sehr populär gewordenen Liedtext für Udo Jürgens beschrieb, kennen natürlich nicht nur liebeskranke Jünglinge, Werbetexter, Schriftsteller oder Dichter. Auch viele Songschreiber dürften sich immer wieder damit konfrontiert sehen, dass wichtige Abgabetermine näher rücken, ohne dass ihre Muse den Kussmund spitzt. Was läge in einer solchen Situation eigentlich näher, als sich im reichen Schatz der gedruckt vorliegenden Lyrik umzusehen, egal ob im angelsächsischen oder im deutschen Sprachraum? Schließlich sind das Gedicht und der Songtext doch Geschwister. Die Gedichtvertonung ist in der klassischen Musik eine lang akzeptierte künstlerische Form – warum sollte sie es nicht auch im Bereich der künstlerisch ambionierteren Populärmusik oder im Jazz sein?
Natürlich ist die berüchtigte Schreibblockade nur eines unter vielen möglichen Motiven, um sich der Herausforderung einer Gedichtvertonung zu stellen. Mancher zeitgenössische Lyriker, zumindest aus der 68er- oder einer späteren Generation, hätte vermutlich wenig dagegen einzuwenden, wenn ein begabter Musiker eines seiner Gedichte vertonte. Durchaus vielsagend finde ich in diesem Zusammenhang, dass etwa Wolf Wondratschek in den 70er Jahren einzelnen seiner Gedichte Titel wie „Chanson 1“, „Singsang am Regentag“ oder „Lied“ gab.
Spätestens seit Bob Dylan Mitte der 6oer Jahre die populäre Musik hinsichtlich ihrer thematischen und sprachlichen Möglichkeiten in neue Dimensionen hievte, können thematische Beschränkungen ja ohnehin kein Hinderungsgrund mehr sein. Peter Urban hat schon 1979 in seinem noch heute lesenswerten Buch Rollende Worte – die Poesie des Rock darauf hingewiesen, wie umfassend das Themenspektrum und Vokabular in Popsongs mittlerweile geworden ist.
Andererseits kann, wer, beispielsweise als Journalist, Gelegenheit zu Gesprächen mit Popmusikern hat, unschwer feststellen, wie belesen und literaturinteressiert viele, auch jüngere, Popmusiker und Songwriter sind. Sie übernehmen schon lange Techniken (etwa Bob Dylan und Van Morrison James Joyce’ „Stream of Consciousness“), Themen und Motive aus der Weltliteratur, mitunter mit enormem Erfolg. Kate Bush versuchte Mitte der 70er Jahre gar, die Atmosphäre eines ganzen Romanklassikers (Emily Brontës Wuthering Heights) in wenigen Songzeilen zu verdichten.
Warum also bilden Popsongs, die auf bereits zuvor vorhandene Gedichte zurückgreifen, immer noch die Ausnahme? Woher rührt die erstaunliche Zurückhaltung, wo sind die Bremsen, die Barrieren, die Probleme, die die Songschreiber davor zurückschrecken lassen, sich zumindest gelegentlich an der Vertonung eines Gedichts zu versuchen?
Versuchen wir der Sache näher zu kommen, indem wir den Blick auf einige der größten Songautoren des 20. Jahrhunderts und ihr Verhältnis zur Lyrik richten. Ob Bob Dylan, Leonard Cohen, John Lennon oder Sting – sie alle haben sich intensiv mit Lyrik beschäftigt, zum Teil sogar selbst Gedichte publiziert. Bob Dylan wird seit Jahren als Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt und ist 2008 mit einem Pulitzer-Sonderpreis für seine „lyrischen Kompositionen“ ausgezeichnet worden. Rimbaud, Baudelaire, Dylan Thomas, Verlaine, Jack Kerouac und Allen Ginsberg haben starken Einfluss auf die Texte des Songpoeten aus Minnesota ausgeübt. Dylan hat gelegentlich Prosagedichte (etwa in seinem Buch Tarantula und auf den Rückseiten seiner LP-Hüllen (zum Beispiel die Eleven Outlined Epitaphs / Elf Entwürfe für meinen Grabspruch) veröffentlicht und bedient sich gerade in jüngerer Zeit auf der Suche nach Bausteinen für seine Songtexte durchaus unbeschwert bei traditionellen Bluestexten, doch von Gedichtvertonungen lässt er die Finger.
Leonard Cohen, der sich in dem Jahrzehnt, das seinem phänomenalen Debütalbum Songs Of Leonard Cohen (1968) vorausging, mit den Gedichtbänden Let Us Compare Mythologies, The Spice-Box Of Earth und Flowers For Hitler einen Namen gemacht hatte, sammelte früh Erfahrungen mit der Verbindung von Wort und Musik in einem Jazzclub seiner Heimatstadt Montreal – bei Lesungen, die durch improvisierende Musiker im Hintergrund begleitet wurden. Aber auch er scheint in seiner Arbeit Songtext und Gedicht sorgsam auseinanderzuhalten.
Von John Lennon ist überliefert, dass er seit seiner Kindheit Gedichte geschrieben hatte, jedoch offenbar nie eines davon auch nur als Grundskizze für einen Song verwendete. Sein Landsmann Sting wiederum entlehnte 1987 zwar den Titel eines seiner erfolgreichsten Alben (Nothing But The Sun) einem Shakespeare-Sonett, ohne aber mehr als eine Zeile („In my mistress’ eyes there’s nothing but the sun“) für dessen Titelsong zu verwenden.
Patti Smith, die wie Cohen zunächst als Lyrikerin in Erscheinung trat, bevor sie mit frei assoziierender Lyrik zu Rockklängen die Grenzen zwischen Poesie und Songtext auf spektakuläre Art zu durchlöchern begann, ist eine Ausnahmeerscheinung geblieben. Und auch sie hat, trotz ihrer häufig geäußerten Verehrung für Rimbaud und Verlaine mit Ausnahme eines Texts von Allen Ginsberg (Spell auf Peace And Noise, 1997) nie ein Gedicht eines anderen Autors vertont, stattdessen mit Twelve 1997 lieber ein Album mit Coverversionen großer Rockhymnen veröffentlicht.
In Deutschland hat sich immerhin der Hamburger Sänger und Songschreiber Achim Reichel mit leidlichem Erfolg daran versucht, Lyrik und Popmusik zueinander zu bringen. Auf dem Album Regenballade präsentierte er 1978 in Folkrockmanier vertonte Lyrik, darunter Klassiker von Fontane und Goethe. In den 80er Jahren tat sich Reichel mit dem Romancier und Lyriker Jörg Fauser zusammen, der ihm Texte für mehrere Alben lieferte. Doch Schule machte die Kooperation in der deutschen Popszene eben nicht. Vielleicht, weil Fausers Textzeilen Reichel mitunter zu einer eigenartigen Form von Sprechgesang zu zwingen schienen – und dies führt uns zu einer der vielleicht entscheidenden Hemmschwellen, die Musiker vor Gedichtvertonungen zurückschrecken lassen.
Gedichte haben bereits ihren eigenen Rhythmus, die Worte ihre eigene Melodie – das stellt die typische Arbeitsweise der meisten Popmusiker auf den Kopf: Auch für einen für die thematische Originalität seiner Texte oft gerühmten Songschreiber wie Paul Simon ist es beim Verfassen seiner Songs meist so, dass die Worte der Rhythmik und Melodie folgen – und eben nicht umgekehrt. In einem Werkstattbericht4 offenbarte Simon schon Anfang der 80er Jahre, dass bei ihm der Anfangsimpuls für einen Song meist aus wenig mehr als ein paar Worten bestehe, die ihn zunächst einmal phonetisch reizen und nur eher vage eine inhaltliche Richtung andeuten.
Auch was sich dann in oft wochenlanger Arbeit als finaler Text herausschält, werde von der Musik bestimmt. Im Vordergrund stünden die kreativen Entscheidungen in puncto Melodie, Rhythmus und Harmonie.

All diese Elemente haben Auswirkungen auf den Text. Damit der Song gut wird, müssen Text und Musik synergetisch funktionieren. Wenn der Song beispielsweise einen radikalen harmonischen Wechsel durchläuft, muss es auch im Text eine Veränderung geben.

Der Musikjournalist Eric Pfeil argumentierte 2011 in der Welt: Popsong und Lyrik sauber zu trennen, sei einigermaßen sinnlos. Songschreiber seien immer von klassischer Dichtkunst beeinflusst, und selbstverständlich sei moderne Lyrik längst von Pop durchdrungen. Der Unterschied bliebe, dass der Text beim Song nie Selbstzweck ist, sondern im Dialog – oder in der Konfrontation – mit der Musik stünde: Der Reiz vieler Pop-Lyrics sei es, dass bestimmte Wörter zu bestimmten Melodien über bestimmte Harmonien gesungen würden. Oder anders: Pop-Lyrics seien Gedichte, zu denen man tanzen könne.
Simon findet, dass sich zudem ein Problem der unterschiedlichen Sprachebenen auftue:

Es mag seltsam klingen, aber ich glaube nicht, dass sich Gedichte besonders gut für Songs eignen. Wir sind alle so sehr daran gewöhnt, populäre Songs in einer Art Sprechsprache gesungen zu hören, dass sich dichterische Sprache in diesem Kontext für uns schlicht unnatürlich anhört.

Es ist eine durchaus erhellende Fußnote der Pophistorie, dass eben nicht Simon, sondern sein langjähriger Partner Art Garfunkel, der im gemeinsamen Duo Simon & Garfunkel stets Simon als Texter den Vortritt ließ, schließlich 1989 einen Band mit Prosagedichten (Still Water) herausbrachte und 2003 auf dem Album Everything Waits To Be Noticed (mit Maja Sharp und Buddy Mondlock) einige Songs veröffentlichte, die er ursprünglich als Gedichte verfasst hatte.
Bis heute ist der Großteil auch der ambitionierten Popsongs in klaren Strophen-, Refrain- und Reimformen gehalten. Und je ruhiger ein Musikstück rhythmisch bleibt, desto leichter kann es einen schon vor seiner Komposition entstandenen Text transportieren. Ein wenig bekanntes, aber gelungenes Beispiel befindet sich auf dem legendären Doppelalbum Layla And Other Assorted Lovesongs von Eric Claptons damaliger Gruppe Derek & The Dominoes aus dem Herbst 1970. Clapton hatte sich für den Titelsong des Albums von dem romantischen Epos Laila und Madschnun des persischen Dichters Nizami aus dem 12. Jahrhundert inspirieren lassen, für den Text dann aber doch eigene Zeilen geschrieben. Doch auf dem Album ist auch ein schlichter Folksong mit dem Titel „I Am Yours“ zu finden, für den Clapton tatsächlich ein kurzes Gedicht aus dem Epos vertonte:

I am yours
I am yours.
However distant you may be,
There blows no wind but wafts your scent to me,
There sings no bird but calls your name to me.
Each memory that has left it’s trace with me
Lingers forever as a part of me.

Interessanterweise tun sich Jazzmusiker offenbar leichter damit, Gedichte musikalisch zu umrahmen, ohne in Konflikt mit deren im Text immanenter Rhythmik und Melodik zu geraten.5 Dabei mag auch das im Verhältnis zum Pop oder Rock flexiblere Verhältnis zur Zeit eine Rolle spielen. Schließlich gehört zu den prägenden Gestaltungsmerkmalen zumindest moderner Lyrik auch der weiße, nicht durch Schrift bedeckte Raum auf dem Papier. Bei der Vertonung eines Gedichts entspricht folgerichtig die textfreie Passage dem Weißraum auf dem Lyrikblatt.
Genau diese Zeit, ein paar Takte oder auch einen ganzen Chorus sozusagen „instrumental verstreichen zu lassen“, kann man sich im Jazz leichter nehmen als im Pop. Sting, der ja Erfahrungen auf beiden musikalischen Feldern gesammelt hat, erklärt dieses unterschiedliche Zeitgefühl so:

Ein Jazzmusiker kann es bei einem Solo erst mal ruhig angehen lassen, erst nach und nach Tempo und Intensität erhöhen, im Pop musst Du vom Start weg brennen!

Die schweizerisch-niederländische Komponistin und Sängerin Susanne Abbuehl hat mit ihren Alben The Gift (2012) und Compass (2004), auf denen sie Lyrik von Dichtern und Dichterinnen wie James Joyce, Emily Richardson und Emily Brontë vertonte, wunderbare Beispiele für die sensible Umsetzung von Weißraum in Musik vorgelegt. Auch die deutsche Pianistin Julia Hülsmann ist als einfühlsame musikalische Interpretin unter anderem von Gedichten Walt Whitmans, Emily Dickinsons und E.E. Cummings’ hervorgetreten. Angesprochen auf die niedrigen Tempi, die sie dafür wählte, sprach Hülsmann davon, sie wolle ihren Zuhörern „Zeit und Raum geben“, um diese Texte an sich heranzulassen.
Für mich bleibt es eine spannende Frage, wann ernsthafte, künstlerisch neugierige Popmusiker die Gelassenheit und entsprechende musikalische Formen finden, um ähnlich inspiriert mit Poesie umzugehen. Vermutlich dürfen wir die interessantesten Resultate eher von den Rändern der populären Musik erwarten als vom Mainstream. Wann also kommt das erste Minimaltechno-Album mit moderner Lyrik? 

Christian Stolberg

 

 

 

Inhalt 

„Über Musik schreiben ist wie zu Architektur zu tanzen“ – Zu diesem Band

 

Gedichte, zu denen man tanzen könne 

– Arne Rautenberg: zwei schlafende in der luft

– Safiye Can: Metaebene

– Hans Ulrich Treichel: Herbert Grönemeyer oder: Von Literatur und Musik

– Christian Stolberg: „Was ich dir sagen will“. Ein paar mäandernde Gedanken und eine grundsätzliche Frage zum prekären Verhältnis zwischen Poesie und Songlyrik

–„Hier bei den horen kann ich das ja mal verraten“. Benedikt Viertelhaus sprach mit Sven Regener über die Unmöglichkeit, „Leute vom Roman zur Musik zu verpflanzen“

 

… keine Scheu, lasst Sprache regnen

– Hans-Eckardt Wenzel: Sei du, Gesang, mein freundlich Asyl! Bleistiftskizzen zum Verhältnis von Text und Musik

– Peter Wawerzinek: Weite, Wellen, Weltmeere. Von der Sehnsucht des Shantys

– Marcel Beyer: Schrift, Musik, Gesang

– Rolf Schneider: Stiefkind der Literatur? Kleine Kulturgeschichte des Librettos

 

Jazz hat mich auch als eine Musik des Widerstandes angesprochen

– Peter Härtling: Jazz für Wörter

– Wopko Jensma: Brief an Thelonious | Kein Traum | Starker Zug um viertel vor zwölf

– Bert Noglik: JazzJandl

– Der sächsische Trommel-Rhapsode. Günter Baby Sommer im Gespräch mit Ulrich Steinmetzger

– Susanne Abbuehl: Klang, Rhythmus, Tanz: Komponieren für Gedichte

 

Für das Ohr gibt es nur wenig

– „Alle Kunst will Musik werden.“ Armin Mueller-Stahl im Gespräch

– Armin Mueller-Stahl Musikerporträts

 

Deine Katzenleben sind aufgebraucht

– Crauss.: hoffnung | ich ist | versessen

– das auge gottes: du hast jesus christus an das kreuz genagelt | wunderbar

– „Die Stasi fragte mich, ob ich .,diesen Dreck‘ geschrieben habe“. Bassist Andreas Griem über seine Texte für die Band das auge gottes

– das auge gottes: bleib versteckt | vorbei ist vorbei

– Arne Rautenberg: orchestercheck am beispiel falscher panmusik | basstölpel | beatles barock | was lucy in the sky mit ihren diamonds macht

– Daniel Metzger: Als ich einmal tot war und Martin L. Gore mich nicht besuchen kam. Monolog für einen bis mehrere Schauspieler oder Schauspielerinnen (Und einen Männergesangsverein vielleicht)

 

Hört Töne, ihrer immer mehr

– Charles Baxter: Die Harmonie der Welt

– Jan Böttcher: Marsyas

– Ketil Bjørnstadt: Zwischen den Worten und der Musik

– Ulrike Almut Sandig: die polyphonen Gesänge der Schafe | vom Munde | Schlaflied für alle

 

Trommelfell, Hammer, Amboss, Ohrtrompete

– Klaus Stadtmüller: Ich sing mein Lied: RIBBLE BOBBLE PIMLICO. Was der Maler und Dichter Kurt Schwitters mit Musik am Hut hatte

– Rolf Schneider: Das eiserne Wort. Anmerkungen zu Giacomo Meyerbeer

– Wilhelm Bartsch: Der Plattenteller auf dem Amboss. Wenn Ohrwürmer auflegen 

– Wolf Kampmann: Ganz in Weiß. Ein Plädoyer für den deutschen Schlager

 

Ein Wimmelvolk schlug pausenlos Gongs

– Ron Winkler: sonantica

– Balts Nill: riverrun

– Bert Papenfuß: Mausik! – „der schnöde pracht“ | R(c)’d(a)’g(n) | Thor und der Doktor

– Till Wittwer: Lieder der immateriellen Arbeiter. Versuch eines Updates

– Ulrich Holbein: Gö Dö goes to Endstation China. Wie die klassische Hochkultur Europas dann doch noch wunderbar überlebte

 

– Die Autoren, Künstler & Übersetzer

 

„Über Musik schreiben ist wie zu Architektur zu tanzen“

– Zu diesem Band. –

Writing About Music is Like Dancing About Architecture
(vermutlich Martin Mull; das Zitat wird auch Laurie Anderson, Steve Martin, Frank Zappa, Elvis Costello, Thelonious Monk, Clara Schumann, Miles Davis, George Carlin und anderen mehr zugeschrieben)

Kommt ein Lyrikband in eine vierstellige Verkaufszahl, so ist dies ein sensationeller Erfolg; Musiker hingegen verkaufen Platten teils millionenfach und auf Konzerten singen Zehntausende die Lieder und Songs ihrer Lieblingskünstler oft erstaunlich textsicher mit. Manchmal kippt dies freilich: Da wird zu Wenzels „Stacheldraht, Elektrozaun“ fröhlich getanzt (man ist schließlich zum Feiern gekommen) und dort hebt zur Inszenierung eines Weltkriegsopus der Einstürzenden Neubauten frenetisches Rhythmusklatschen an (Event ist Event), sodass Blixa Bargeld konsterniert in Runde fragt:

Sind Sie sicher, dass Sie zu einer Schützengrabenmelodie dazuklatschen wollen?

Wie wichtig ist also der Text, wie dominant die Musik? Und wenn Texter und Komponist als Personalunion auftreten: Wie sieht das Verhältnis von Text und Musik aus? Wo ist der Unterschied von „Lyrik“ und „Lyrics“? Wann reizt es den Musiker, Literatur zu vertonen oder kommentierend zu begleiten? Und umgekehrt: Wann braucht ein Text Musik? Und was geschieht mit dem Text, wenn sich Musik dazugesellt?
Für das Multitalent Armin Mueller-Stahl ist die Musik die freieste der Künste, seine gemalten Musiker-Porträts eröffnen noch einen ganz anderen Blickwinkel auf das Thema…
Aber kann man überhaupt über Musik schreiben? Ist es nicht immer ein hilfloser Versuch, etwas in Worte zu fassen, das im Raum verklingt, im Falle eines Livekonzertes sogar endgültig? Kann man Musik einordnen, sie vernünftig beschreiben, ihr mit Worten gerecht werden?
Es geht, wie die eingeladenen Musiker und Autoren beweisen. Entstanden ist eine höchst spannende Mischung aus Essay, Interview und Reminiszenz, Porträt, Erzählung und Gedicht. Der Schlager steht neben der Klassik, der Jazz kommt ebenso zu Wort wie die Volks- oder Popmusik. Von verkannten Genies ist zu lesen, von Missverständnissen, Bekenntnissen und Wahlverwandtschaften – „von Literatur und Musik“ eben.

Jürgen Krätzer, Ulrich Steinmetzger & Benedikt Viertelhaus, Vorwort

 

Sonne, Mond und Sterne. Von Literatur und Musik

Musiker und Autoren loten Wahlverwandtschaften, Differenzen, Zusammenarbeiten aus und schildern ihren Blick auf das jeweils andere Genre. Eine höchst spannende Mischung aus Essay, Interview und Reminiszenz, Porträt, Erzählung und Gedicht. Der Schlager steht neben der Klassik, der Jazz kommt ebenso zu Wort wie die Volks- oder Popmusik, von verkannten Genies ist zu lesen, von Missverständnissen, Bekenntnissen, Korrekturen.
Mit Beiträgen u.a. von Wilhelm Bartsch, Charles Baxter, Marcel Beyer, Ketil Bjørnstad, Jan Böttcher, Safiye Can, Peter Härtling, Bert Papenfuß, Sven Regener, Arne Rautenberg, Ulrike Almut Sandig, Rolf Schneider, Baby Sommer, Hans-Ulrich Treichel, Peter Wawerzinek, Hans Eckardt Wenzel, Ron Winkler – und mit Künstlerporträts von Armin Mueller-Stahl.

Wallstein Verlag, Ankündigung

 

 

Fakten und Vermutungen zu die horen + 50 Jahre

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