Ulrich Ziegers erster Gedichtband in Frankreich, der in einer 55er Auflage zum 55. Geburtstag von Ulrich Zieger in Deutschland erschienen ist.
Das werkstatthafte Buch überspannt ein ganzes Jahrzehnt. Verweise von heute nach gestern, die Erinnerung wird durch die Vergangenheit geschleust, einmal noch, auf daß sie leer werde, endlich. Der Dialog „vom ende eines langen gesprächs“ und das Stück „über die mandelbrotmenge“ sind Bearbeitungen alter Texte. Darin sind die klaren Momente (das Vibrieren, das Vergessen, das Warten) zu finden, die Fixpunkte, um die sich die Gedanken drehen. Die Gedichte legen sich wie geborstenes Material da herum.
„schwarzland“ kann man interpretieren als poetisches Manifest einer Suche nach einem verlorengegangenen Lebensgefühl, einer Vision, die nicht mehr faßbar zu sein scheint. Die Sprache selber wird hier als Medium gesehen, dem entgültigen Verschwinden des „schwarz“ entgegenzuwirken.
Ein deutscher Dichter, nichts anderes sonst. Leben und Sterben heben einander im geeinten Leid auf. Ulrich Zieger hatte einen gleichaltrigen Freund, der 1965 starb. Ihm ist der Gedichtzyklus „neunzehnhundertfünfundsechzig“ gewidmet. Die Mutter des Kindes hatte den Gashahn geöffnet, war mit dem Spielgefährten von einst in den Tod gegangen…
Hier liegt nun der wesentliche Teil des dichterischen Frühwerks vor, und wer wollte mit dem tauschen, der solche Verse aus den Tiefen hervorstieß? Dies ist das zauberisch-trauerzerrüttete Buch des Grauens, das ein Myschkin nach seiner zweiten Wiederkehr aus der Schweiz schrieb, oder der Bericht von Schillers Taucher, nachdem er zum zweiten Mal dem kochenden Schlund entrann.
„Der Buchtitel SAMMLUNG ist kein Understatement. Er bedeutet nichts anderes, als eine Aufreihung von Texten, eine reine Konzentration von Gedichten sowie von zu Legenden, Träumen und Traktaten deklarierten Gedankenspielen.“ heißt es in der Ankündigung des Verlages.
H. G. kündigt das Buch im Verlagsprospekt folgendermaßen an: „Der Band gibt einen Rückblick in neunzehn Verskapiteln und einem Zusatz, worin Entsinnungsformeln gefunden und gesammelt werden, die den Kern einer Jugend betreffen. Verwunschenheiten werden aufgebrochen und Verwünschungen ausgesprochen. Wo sich die Sprache nicht selbst dient, dient sie nebenher dazu, den Blendungen der Ideologie mit versonnenen wiewohl etwas angeschlagenen Eulenspiegeleien zu begegnen. Eine aus dieser Gespaltenheit herrührende Energie treibt das ,Erzählprojekt‘ von einem fälligen Textbaustein zum nächsten, bis der Dominoeffekt eine Ebene sich selbst generierender Wortflußwellen erreicht…“
Kaufman lebt in der steten Morgendämmerung, er ist ein Poet der schimmernden Geheimnisnacht, ein aufgeschreckter Romantiker, dem die Zeilen entspringen wie Anderen alltägliche Flüche.