NEBEL
Ein Nebel hat die Welt so weich zerstört.
Blutlose Bäume lösen sich in Rauch.
Und Schatten schweben, wo man Schreie hört.
Brennende Biester schwinden hin wie Hauch.
Gefangne Fliegen sind die Gaslaternen.
Und jede flackert, daß sie noch entrinne.
Doch seitlich lauert glimmend hoch in Fernen
Der giftge Mond, die fette Nebelspinne.
Wir aber, die, verrucht, zum Tode taugen,
Zerschreiten knirschend diese wüste Pracht.
Und stechen stumm die weißen Elendsaugen
Wie Spieße in die aufgeschwollne Nacht.
5.1.1913
Die Literaturgeschichte führt Alfred Lichtenstein unter den Namen der im ersten Weltkrieg gefallenen Dichter und sieht in ihm den van Hoddis-Nachfolger, dessen Gedicht „Die Dämmerung“ wie van Hoddis’ „Weltende“ zu einem Begriff geworden ist. Die literarhistorische Wiederentdeckung des Expressionismus hat in Lichtensteins Gedichten den ,schwarzen Humor‘ (humour noir) und den pantomimischen Charakter ,reiner Sehnsucht‘ (désir pur) erkannt und ihre Bedeutung für die Bestimmung frühexpressionistischer Stilformen gesichert. Aber seine Persönlichkeit und sein lyrisches Gesamtwerk, die das Urteil seiner Zeitgenossen bestimmten, sind immer mehr zurückgetreten.
René Schickele nannte seine Gedichte „Berliner Referate“ und sah sie auf Claire Waldoffs „unsagbar vollendete Berliner Schnauze gedichtet“. Alfred Kerr erkannte in ihm die „tollste komische Kraft seit Wedekind“ und Alfred Lemm nannte ihn einen „Heiligen und Besessenen“. Seine Gedichte enthalten gelegentlich Anreden oder wirken wie Mitteilungen an Freunde, sie sind voller Bezüge auf Schul-, Studenten- und Militärzeit, sie verleugnen selten den Anlaß und sind nicht zuletzt Auseinandersetzungen mit sich selbst. Hier liegen Ansatzpunkte zu einer mehr persönlichen Beurteilung und einem Verständnis seiner Gedichte, das über die bloße Erfassung des Stils hinausgeht. Aber das Café des Westens und seine literarische Welt sind untergegangen, viele, die über Lichtenstein Auskunft geben könnten, leben nicht mehr. Dennoch läßt sich seine Persönlichkeit wenigstens in großen Zügen zeichnen.
Lichtenstein stammte aus dem jüdischen Bürgertum. Ein Vater-Sohn-Konflikt wird nicht sichtbar; er hing mit großer Verehrung an seiner Mutter. Einer seiner Schulkameraden bezeichnet ihn als „Mitschüler besonderer Prägung, mit anscheinend nur wenigen Beziehungen zu anderen, Äußerliches etwas vernachlässigend, begabt mit bemerkenswerter Gewandtheit im schriftlichen Ausdruck, dessen witzige Bemerkungen in seinen Aufsätzen Lehrer sowie Mitschüler verblüfften“. Lichtenstein selbst schrieb über seine Gymnasialzeit:
Ich interessiere mich mehr für Theater und Literatur. Ich lese Wedekind, Rilke und andere. Auch Goethe. Schiller und George mag ich nicht. („Geschichten“, S. 5)
Ursprünglich der Medizin zuneigend, entschloß er sich schließlich zur Jurisprudenz. In dem jüngeren Schulkameraden Kurt Lubasch, dem Sohn wohlhabender jüdischer Eltern, hatte er früh einen Gesinnungsgenossen, bald seinen vertrautesten, besten Freund gefunden.
Lichtenstein begann bereits auf dem Gymnasium Verse zu schreiben; in einem kleinen Kreis von Schulkameraden galt er als Autorität, und zum Schulabgang verfaßte er eine Gedichtfolge „Mulias“, in der er seine Klassenkameraden (darunter der spätere Aktions-Autor Richard Öhring) treffend zu charakterisieren wußte. Er suchte bald Anschluß an größere literarische Kreise, an Herwarth Walden (Sturm), Alfred Kerr (Pan), Alfred Richard Meyer (Lyrische Flugblätter), Franz Pfemfert (Aktion), Peter Scher (Simplicissimus) und fand schließlich in der Aktion seine geistige Heimat. Die Eintragungen in den Gedichtheften wie später sein Testament zeugen von einem zunehmenden Werkbewußtsein. Aber anders als bei Heym gelangt sein Stil nicht zur vollen Reife.
Lichtensteins Entwicklung vollzog sich in der bewußten Gegnerschaft zu Dekadenzdichtern wie Felix Dörmann oder auch zu Hugo von Hofmannsthal und Rilke, die dennoch Spuren in seinen Gedichten hinterließen. Aus der Schul- und Studentenzeit blieben der kesse Tonfall und seine Freude am beabsichtigten Blödsinn. Von Anfang an spiegelten Kabaretton (unter dem Einfluß von Wedekind) und sentimentale Ich-Lyrik den inneren Widerspruch seiner Gedichte. Lichtenstein hat diese Zerrissenheit selbst empfunden und nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten gesucht. Die Wendung wurde erst durch die Begegnung mit Jakob van Hoddis und seinem „Weltende“-Stil herbeigeführt. Das Gedicht „Weltende“ erschien am 11.1.1911, und in Lichtensteins Gedichtheften begann nach einer längeren Pause (seit dem 15.8.1910) am 14.1.1911 mit dem Gedicht „Der Athlet“ eine neue Periode dichterischer Produktivität. Aber Lichtenstein ist kein van Hoddis-Epigone, sondern hat, wie Franz Pfemfert richtig erkannte, dessen Stil „ausgebildet, ihn bereichert und zur Geltung gebracht“. Er hat sich nur ein Stilmoment zunutze gemacht und am Gedicht „Die Dämmerung“ seine eigene Ästhetik entwickelt. Mit diesem Gedicht war er zu einem ,Marktwert‘ (Alfred Richard Meyer) der neuen Literatur geworden; das 1913 unter dem Titel „Die Dämmerung“ erschienene Lyrische Flugblatt (Abkürzung: D) enthielt mit Ausnahme des Gedichtes „Mein Ende“ nur Gedichte vom Typ der „Dämmerung“ oder des Gedichtes „Capriccio“.
Die eigentliche Entwicklung seines lyrischen Ichs stand in engem Zusammenhang mit seiner Prosa und der Gestalt des Kuno Kohn. Der Name Kuno Kohn, oft als Pseudonym mißverstanden, findet sich zuerst in den Gedichtheften unter dem Gedicht „Der Gerührte“ am 4.11.1912 (gedruckt am 15. Januar 1913). Am 12. Februar 1913 druckte die Aktion das bereits am 17. August 1911 unter dem Titel „Westerland“ verfaßte „Lied der Sehnsucht des Kuno Kohn“ mit direktem Hinweis auf eine (noch unveröffentlichte) Kuno Kohn-Geschichte. Damit begann auch nach außen ein eigenartiger Prozeß sichtbar zu werden: die Zuschreibung seiner sentimentalen Ich-Lyrik an den kleinen buckligen Kuno Kohn, den leidenden und sehnsüchtig liebenden Dichter, den Lichtenstein in ein Labyrinth verwirrender Handlungsvorgänge stellte und mit grotesken Zügen ausstattete, hinter denen er selbst dennoch erkennbar blieb. Lichtensteins lyrisches Ich manifestierte sich fortan in dieser ironisch verzerrten Doppelexistenz; noch im Kriegsgedicht „Romantische Fahrt“ ist Kunos Gestalt „im gelben Mond urkomisch ernst, verrückt“ gegenwärtig.
Hier werden die tieferen Wurzeln der Lyrik Lichtensteins sichtbar: in seiner gespaltenen Persönlichkeit, im Widerstreit von Verstand und Gemüt und in der stimmungszerstörenden Ironie ist er Heine verwandt. Deutsch-jüdisches Schicksal wird lebendig, und Alfred Wolfenstein (Jüdisches Wesen und neue Dichtung, 1922) hat den größeren Zusammenhang gesehen:
Der Jude fühlt, wenn er zum Künstlertum berufen ist, darin zugleich etwas wie eine Heimat. Er zeigt sein Gesicht hier am unbefangensten, und so erkennt man mit seiner Kunst zugleich sehr gut ihn selbst. (S. 28)
Der Jude ist der unklassische Dichter… Das Werk ist nicht der Ausgleich seiner Seele, so daß die Gegensätze einander die Waage halten: Vielmehr sie kämpfen sich darin aus. (S. 36)
Lichtensteins Ausdruckswelt wird bestimmt durch das Erlebnis der Großstadt und eine Reihe immer wiederkehrender Motive. Straßen, Häuser, Rummelplätze, Kneipen kontrastieren mit Landschaftserinnerungen und entwickeln sich zu Zwangsvorstellungen. Einsamkeit, Sehnsucht, Prostitution und Tod sind zentrale Begriffe, die trotz des Caféhauscharakters vieler Gedichte einen echten Lebenskonflikt sichtbar machen.
Lichtensteins Entwicklung brach in einem entscheidenden Augenblick ab. Der Tod als Metapher und die Groteske waren bereits überwunden, Anzeichen eines neuen Realismus sind nicht zu übersehen. Er fuhr in sicherer Todesahnung an die Front, und die Abschiedszeilen „vielleicht bin ich in dreizehn Tagen tot“ dürfen nicht als literarisch-prophetische Pose mißverstanden werden. Er gehörte zu den wenigen, die in den von Patriotismus erfüllten Augusttagen 1914 die Sinnlosigkeit der Krieges erkannt und die Fragwürdigkeit der bürgerlichen Existenz durchschaut hatten. Die Kriegsgedichte versuchen keine neuen stilistischen Experimente, sie wirken wie Briefzeilen, die unter dem Eindruck der Ereignisse geschrieben wurden und die nicht mehr als Berichte sein wollen. Im literarischen Teil seines Testamentes hatte Lichtenstein Kurt Lubasch zum Testamentsvollstrecker und Nachlaßverwalter ernannt sowie Franz Pfemfert und Peter Scher zu Beratern bestimmt. Lubasch hat diesen Auftrag als besonderes Vermächtnis empfunden und 1919 eine Gesamtausgabe Gedichte und Geschichten herausgegeben. Der größte Teil des Nachlasses ging im zweiten Weltkrieg verloren. Nur vier handschriftliche Gedichthefte konnte Kurt Lubasch im Luftschutzgepäck retten; er hat sie der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin testamentarisch vermacht. Damit liegt der größte Teil der Gedichte in handschriftlichen Fassungen vor. Zählung und Datierung, unbekannte, vor allem frühe Gedichte und später verworfene Fassungen gestatten einen Einblick in die Entwicklungsgeschichte. Ich habe im Jahrbuch der Deutschen Schiller-Gesellschaft (5, 1961, S. 376–401) ausführlich darüber berichtet und die vorliegende Ausgabe in Anordnung und Textgestaltung historisch-kritisch danach eingerichtet.
Klaus Kanzog, Nachwort
Der Zürcher Arche-Verlag setzt mit zwei Bänden seine Ausgabe von Werken und Dokumenten aus der Zeit des deutschen Expressionismus fort – ein Unternehmen, das aufs schönste Möglichkeiten und Fähigkeiten des schweizerischen Verlagswesens zeigt. Zahlreich sind heute die verlegerischen Bemühungen um den Expressionismus, nicht nur um seine zentralen Gestalten, sondern auch um die Randfiguren, deren Namen mit ihrem Tode unterging. Ueberschätzungen in Form von umfangreichen Gesamtausgaben sind dabei nicht selten. Demgegenüber erweist sich schon das Kleinformat der Reihe Horizont als sehr sympathisch. Die neuen Bände sind Ferdinand Hardekopf und Alfred Lichtenstein gewidmet; beide bieten sie Dichtungen, ergänzt durch Photographien und Faksimiles und sind mit Einleitungen versehen, die allerdings sehr verschieden sind: In der Darstellung, die Emmy Moor Wyttenbach von Ferdinand Hardekopf gibt, spricht die Wärme persönlicher Bewunderung, woraus ein eindrückliches Lebensbild entsteht. Klaus Kanzog dagegen, der sich mit Alfred Lichtenstein beschäftigt, beschränkt das Biographische auf knappem Raum, ergänzt dafür die Gedichte des Jungverstorbenen durch kritische Ausführungen. Beide Darstellungsarten haben natürlich ihre Berechtigung, doch wäre innerhalb der gleichen Dichtergruppe eine grössere Einheitlichkeit wünschbar. Bei Hardekopf vermisst man auch einige Angaben zur Entstehungszeit der Gedichte, denn ihr zeitlicher Ursprung ist ja nicht zu übersehen: sie sind in Thematik und Formgebung vom Expressionismus geprägt.
Unverkennbar ist, aus zeitlichem Abstand gesehen, die Verwandtschaft zwischen zwei so verschiedenen Persönlichkeiten und Künstlern wie Hardekopf und Lichtenstein. Bei beiden findet man die Nähe zum Kabarettistischen, das Spiel mit der Sentimentalität und ihre Ironisierung, das Nebeneinander von Nüchternheit und intensivem Gefühl, ja ekstatischem Aufschwung.
Nicht weniger deutlich als die Spuren der geistigen Strömungen der Zeit sind aber diejenigen der politischen Ereignisse: das Leben beider Dichter ist von ihnen gezeichnet. Zwar scheint gerade im Biographischen der Gegensatz zwischen ihnen riesig zu sein. Lichtenstein starb als Fünfundzwanzigjähriger im Feld (25. September 1914), so sehr am Anfang seines Schaffens, dass ein schlüssiges Urteil über seine literarische Begabung und seinen Rang kaum möglich ist. Die frühsten Gedichte, die hier erstmals auszugsweise veröffentlicht werden, sind Anfängergedichte, noch nicht druckreif und nur dem interessant, der die Entwicklung zu einer eigenständigeren, von Trauer und Ironie bestimmten Sprache verfolgt. Erschütternd ist vor allem der Wechsel von den Kasernengedichten des Freiwilligenjahres, in die das kommende Geschehen erst Schatten wirft, zu der Todesnähe der ersten Kriegstage, wo Ironie und Sinn für das Allzumenschliche sich zu behaupten suchen.
Hardekopf dagegen wurde fast achtzigjährig, er blieb, nach diesem Datum zu schliessen, ein Verschonter. Aber keine Epoche seines Lebens, die nicht von der Zeit bestimmt war! Als Reichstagsstenograph beobachtete er das politische Geschehen, als Kriegsgegner emigrierte er 1916 in die Schweiz; zur Zeit des herrschenden Nationalsozialismus war er Mitarbeiter von verschiedenen Emigrantenzeitschriften, bei der Besetzung Frankreichs wurde er von den Deutschen gefangengenommen und nur durch die Fürsprache Gides und anderer Schriftsteller freigelassen. Seine Dichtungen nehmen nur wenig Raum ein; man muss sie aber als Teil eines umfangreichen literarischen Werkes sehen. Die Arbeit, die er als sein Lebenswerk betrachtete („Die Dekadenz der deutschen Sprache“) ist, soweit sie in Manuskripten und Vorarbeiten vorhanden war, bei seiner Verhaftung verlorengegangen oder vernichtet worden. So ist auch sein literarisches Werk, wie dasjenige des jungverstorbenen Lichtenstein, Fragment geblieben: geprägt und zerstört von der Zeit, in die er hineingeboren wurde.
Mit wahrer Akribie werden auch die letzten Dokumente und Dichtungen des Expressionismus der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht Zwangsläufig werden dermassen auch Werke weniger bekannter Dichter für die Nachwelt „gerettet“. Im Falle von Alfred Lichtenstein ist dieses Unternehmen nicht so abwegig, weil seine Lyrik, im Kabarettistischen vor allem, einen durchaus eigenen Ton zu halten weiss, der sich von der üblichen Schrei- und O-Mensch-Lyrik fernhält. Unter den heutigen Lyrikern scheint etwa ein Peter Rühmkorf über einen ähnlichen poetischen Habitus zu verfügen. Im Stofflichen allerdings verleugnet Lichtenstein seine Zeit nicht: Da ist ein zu meist unheiliges Singen von Krieg und vom Soldatsein, von und über Dirnen und Säufer, Angst, Dämmerung und Nacht. Und wenn der kabarettistisch-rüde Ton fürs andere nicht etwa (was auch vorkommt) einer sentimentalen Ich-Lyrik Platz gemacht hat, guckt stets die Ironie zwischendurch, ein schwarzer Humor, hinter dem das Unvermögen steckt, eine reine Hymne zu schreiben.
Es wäre übertrieben, Lichtenstein einen Frühvollendeten zu nennen. Seine Entwicklung wurde brüsk unterbrochen. 1889 geboren, fiel er erst 25 Jahre alt, als Soldat im Ersten Weltkrieg. Der vorliegende Band bildet eine repräsentative Auswahl aus seinen Gedichtbänden, ausgewählt von Klaus Kanzog.
(…)
In der gleichen Sammlung Horizont wird, von Klaus Kanzog besorgt, das gesammelte Gedichtwerk eines andern Expressionisten vorgelegt, der mehr seines kurzen Auftretens (als 25jähriger starb er im Ersten Weltkrieg) denn seiner Qualität wegen unserer Erinnerung entschwunden ist: Alfred Lichtenstein. Und dass uns diese Gedichte eines hoffenden, leidendenden, liebenden, streitenden, stets suchenden jungen Menschen wieder, oder – da sie in vielerlei Zeitschriften zerstreut vorlagen – eigentlich zum erstenmal zugänglich gemacht wurden, ist höchst verdienstvoll.
Erich Jooß: Wiedergelesen Folge 17
dasgedichtblog.de, 15.1.2016
DÄMMERUNG, APRIL 2020
nach Alfred Lichtenstein
Ein dicker Junge spielt mit einem Teich.
Der Wind hat sich in einem Baum verfangen.
Die Menschen wirken plötzlich nicht mehr reich,
als wären alle Lampen abgehangen.
Die Schienen tragen leere Straßenbahnen.
Ein Mann steht maskenhaft vor einer Wand.
Im Bücherladen kann man Stille ahnen,
als wären die Romane schon bekannt.
Auf einem Gartentisch steht eine Vase,
wie wenn sie auf den Gruß der Tulpen hofft.
Am Fenster klebt noch eine Kindernase.
Ein Möwenschrei. Der Kirchturm schlägt zu oft.
Uwe-Michael Gutzschhahn
WALD-IDYLL
an Alfred Lichtenstein
gewisse hölzer knistern jetzt und knacken.
der mond erscheint in käsiger gestalt.
die zwerge hört man bei den fichten kacken.
einige katzen stapfen durch den wald.
und neun touristen irren durch die fremde.
sie nähren sich von beeren und von moos.
ein förster steht dabei und zwar im hemde
und schreit empört: „der bär ist los!“.
auf einer lichtung grillt man junge elfen.
der fliegenpilz hat sich dem tod geweiht.
ein pelztier weiß sich kaum zu helfen.
die dämmerung läßt sich noch lange zeit.
Thomas Kling
Alfred Lichtensteins „Prophezeiung“ rezitiert von Alexander Nitzberg.
Schreibe einen Kommentar