– Zu Georg Trakls Gedicht „In den Nachmittag geflüstert“. –
GEORG TRAKL
In den Nachmittag geflüstert
Sonne, herbstlich dünn und zag,
Und das Obst fällt von den Bäumen.
Stille wohnt in blauen Räumen
Einen langen Nachmittag.
Sterbeklänge von Metall;
Und ein weißes Tier bricht nieder.
Brauner Mädchen rauhe Lieder
Sind verweht im Blätterfall.
Stirne Gottes Farben träumt,
Spürt des Wahnsinns sanfte Flügel.
Schatten drehen sich am Hügel
Von Verwesung schwarz umsäumt.
Dämmerung voll Ruh und Wein;
Traurige Guitarren rinnen.
Und zur milden Lampe drinnen
Kehrst du wie im Traume ein.
gibt es den Vers „Sterbeklänge von Metall“, der mich sehr berührt und in den eigenen Text getragen hat.
das glas angehaucht
tiere stehen in den glasgeräuschen
hinter ihren augen. das grüne licht
ist in den bäumen aufgeschlagen
und läuft an kalten stellen des waldes
auseinander. finstere worte verlieren
ihre helligkeit. lautlos gehen tiere
durch ihre blicke. der teich verlangt
nach wasser. neue schilder wurden auf
gestellt. eine pappel vereist im schnee
staub. die alten zeiten kehren zurück.
braun faulen lieder in aufgerissenen
schädeln. augen schreien ins leere.
das vergessen hat die trümmerberge
ausgegraben. leichen hüllen sich
in goldene gewänder und gehen über
sich hinweg. wieder im zimmer reiß
ich das spinnennetz von der scheibe
und seh mich im fensterglas winken.
Andreas Altmann, aus Mirko Bonné und Tom Schulz (Hrsg.): TRAKL und wir. Fünfzig Blicke in einen Opal, Stiftung Lyrik Kabinett, 2014
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