TRAUM
Auf der andren Seite ist der Rasen grüner.
Jeder Chauvinist ist dort im Showgeschäft.
Aus dem Blick von Hunden baut man Heiligtümer.
Und für goldne Binsen wird mit Blut geblecht.
Es gibt Heckenschützen in der Hausumgebung.
Es gibt Lichtreklamen für die Schattenwelt.
Es gibt Mordverdacht in jeder Herzensregung.
Es gibt Wortsalat der schmeckt nach Schweigegeld.
Man verwandelt hier das Blau vom Himmel
in die schwarzen Zahlen der Geschäftsbilanz.
Gestern sah ich Gott im Warenhausgewimmel
fahl beleuchtet von dem Schein des Notausgangs.
Und ich sagte: „Seh ich schon Gespenster?“
Und Er sprach: „O Mensch red keinen Mist!
Besser wärs du springst gleich aus dem Fenster!“
Und ich: „Gut doch nur weil du es bist.“
ca. 2005
IRDISCHES LICHT
terra incognita
SCHATTENFLUCHT EILT UNS VORAUS
Ich trete in die unbezahlte Stunde
Seit Jahren schon ist dies mein Lohn
Und schreite weiter auf ganz anderm Grunde
Die Hälfte hab ich überschritten schon
Doch Bergesspitzen hab ich nicht erklommen
Nach einem Schatz drang ich ins Erdreich ein
Ich bin bis an die Feuersbrunst gekommen
Die tief im Herzen sollte sein
So grab ich bis vom Tagwerk müde
Schon Sterne leuchten in der Nacht
Ich steh am Fenster denk an Gottes Güte
Die einst mich auf den schweren Weg gebracht
Und tauche in die dunkelblaue Weite
Die mir die Wirklichkeit noch nicht beschrieb
Im Traum sprech ich es aus es ist schon heute
Bin glücklich das ich niemals blieb
Als ließ ich wirklich einfach bleiben
Was sich verwandelnd ewig ist
Um es erneut mir zuzuschreiben
Das du nur wirst was du schon bist
Ich trete in die namenlose Stunde
Seit Jahren schon ist sie mein Lohn
Die Sonne brennt es heilt die Wunde
Blick ich zurück – geh ich davon
dem Dichter Andreas Koziol
gest. am 16. Mai 2023 in Berlin
von Andreas Hegewald
Dresden 2023
Henryk Gericke liest am 28.6.2023 im Baiz.Berlin seinen Andreas Koziol-Nachruf „Inschrift“ und Robert Mießner schließt sich mit Andreas Koziols „Nachschrift“ an.
Andreas Koziol liest 3 Gedichte zur Autorenlesung der Literatur- und Kunstzeitschrift „Herzattacke“ am 28.1.2016 im Roten Salon der Volksbühne.
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