Botho Strauß hat mit seinem Spiegelessay „Plurimi Faktor“ wieder einmal den Kopf, oder sollte man in seinem Fall besser Haupt sagen, aus dem Uckermärker respektive Berliner Sand erhoben. Was er dann zu Gesicht bekommt, erscheint ihm ziemlich unsichtbar. Kein Wunder bei seiner aufgesetzten Winkelbrille, die kein Googleglas ziert. Aber wenn er schreibt
Als Untergang noch ein Gedicht war, lagen dem Dichter letzte Spuren von Ragnarök im Blut. Die immerzu simulierte Apokalypse löscht jede Tiefenahnung von ihr.
Noch spärlicher an der Zahl als stille Leser von Gedichten sind diejenigen, die sich vor Schmerz krümmen, wenn sie sehen, wie mitten im Frieden eine vom Dichter besungene Landschaft verheert vor ihnen liegt, so gemein und hochmütig, so um sich greifend, und im Unmaß aufragend, Horizonte sperrend, rücksichtsloser als Feuerbrunst, Rodung, Industrialisierung zusammen. Zum Glück zeigt sich die Unterwelt aufgeschlossen gegenüber neuen Sorten ewiger Büßer und stellt frische Marterqualen bereit: jene nämlich, die mit Windkraft moralische und unmoralische Geschäfte machten, Schänder der Landschaftsseele, sieht man jeden einzeln auf ein Rotorblatt gefesselt und bis auf den Jüngsten Tag im Höllensturm sich drehen.
Inzwischen zählt der Dichter nur noch als veranstalteter. Sein Werk findet bei Gelegenheit statt. Es ist nur im Rahmen eines Festivals präsent und findet dort sogar vorübergehend das Gehör der großen Schar.
Man muß wissen, „daß nämlich heute auf fünf Autoren ein Leser kommt … Schreiben können viele, lesen aber nur wenige (Teixeira de Pascoaes, der große mystische Dichter Portugals im 20. Jahrhundert, in einem Gespräch mit seinem Übersetzer Albert Vigoleis Thelen).
Gegen den Markt des breitgetretenen Quarks, dessen Autoren in digitalen Massen sich vordrängen, zuletzt gegen Verbreitung überhaupt, muß das Buch immer dichter und verschlossener sein. Es wird sich resakralisieren. Wobei in dem hochtrabenden Wort die Ironie mitklingt, mit der der Verleger Stendhals dem Autor über den mangelnden Verkaufserfolg von Über die Liebe berichtete: Ihr Buch ist heilig. Niemand rührt es an.
erreicht er mit müh und nota bene planetlyrik.de. Diese Erinnerung an einen, der nur einen Tag zu Gast war hat das leider noch nicht geschafft. Aber wir sind hoffnungsvoller als der Hausherr und bemühen uns um Besserung. Vielleicht erreicht er dann die Follower, die ihm Die Welt nicht zutraut.
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