– Zu Bernd Jentzsch’ Gedicht „Materialien zum Hymnenverbot“ aus Bernd Jentzsch: Flöze. –
BERND JENTZSCH
Materialien zum Hymnenverbot
aaaaaaaa aS
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aauferstand e n
aaaaaaa. a ai
aaaaaa. azu g ewandt
a. alle W el t sehnt sich
aaaa aaaae
a. doch gel i ngen
aaaa. schö n wie nie
aaaaaaaa. f
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aaaa. uns e ine
aaaaaaaa a i n dir vereint
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aa. neue s Leben
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aaaaaa. l aßt uns pflügen
aaaa. d e r eignen Kraft vertrauend
aaa. deuts c he Jugend
aaa aah
aaa a t
a awi e nie zuvor
aaa m
aaa p
wie nie zuv o r
aa in dir ve r eint
1975
Staatsdefinitionen der DDR. Erste Verfassung vom 7.10.1949:
Deutschland ist eine unteilbare deutsche Republik.
Zweite Verfassung vom 6.4.1968:
Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer Staat deutscher Nation.
Dritte Verfassung vom 7.10.1974:
Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern.
Mit der zur Verfassungswirklichkeit erhobenen Staatstheorie von zwei deutschen Nationen in zwei souveränen Staaten findet die anfänglich auf die Wiedervereinigung Deutschlands gerichtete Politik der SED ihren Abschluß. Hinweise auf die gemeinsame deutsche Vergangenheit in den Bezeichnungen von Organisationen, Verbänden, Institutionen usw. werden nun getilgt und durch den Zusatz „der DDR“ ergänzt. Brechts „Kinderhymne“ (1950) wird wegen der Verse „Daß ein gutes Deutschland blühe / Wie ein andres gutes Land“ aus den Lesebüchern für den Deutschunterricht entfernt und ist nicht mehr zu behandeln. Johannes R. Bechers „Nationalhymne der Deutschen Demokratischen Republik“ (1949), die Deutschland als ,einig Vaterland‘ besingt, darf bei öffentlichen Anlässen fortan nicht gesungen werden. Die Rundfunksender der DDR sind angewiesen, ihre Tagesprogramme mit einer Instrumentalfassung zu beenden.
Der Text benutzt das Wortmaterial der Becherschen Hymne in der ironischen Absicht, eine andere Begründung für das Verbot zu unterstellen. Er wurde inspiriert von Günter Kunert, der im Freundeskreis auf die unbeabsichtigte Komik der Wendung „Steigt ein frei Geschlecht empor“ aufmerksam gemacht hatte.
Bernd Jentzsch 23.4.1992, aus Bernd Jentzsch: Flöze, Connewitzer Verlagsbuchhandlung Peter Hinke, 1993
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