– Nach Georg Trakls Gedicht „Die Nacht“. –
GEORG TRAKL
Die Nacht
Dich sing ich wilde Zerklüftung,
Im Nachtsturm
Aufgetürmtes Gebirge;
Ihr grauen Türme
Überfließend von höllischen Fratzen,
Feurigem Getier,
Rauhen Farnen, Fichten,
Kristallnen Blumen.
Unendliche Oual,
Daß du Gott erjagtest
Sanfter Geist,
Aufseufzend im Wassersturz,
In wogenden Föhren.
Golden lodern die Feuer
Der Völker rings.
Über schwärzliche Klippen
Stürzt todestrunken
Die erglühende Windsbraut,
Die blaue Woge
Des Gletschers
Und es dröhnt
Gewaltig die Glocke im Tal:
Flammen, Flüche
Und die dunklen
Spiele der Wollust,
Stürmt den Himmel
Ein versteinertes Haupt
Der Raum: vier Wände, etwas Licht und er
saß stumm, eine Krümmung, auf einem Bierfass
hinter mir, der Erde zugewandt
wenn er redete, dann stundenlang und dröhnend
eine Glocke, deren Klingen die Farben, mit der ich
meine Liebste malte, trocknen ließ
täglich war er hier und schwieg sich müde
wir sahen uns um, sahen nichts als das, was war
wir hörten die Nacht, bevor sie zutrat
Björn Kuhligk, aus Mirko Bonné und Tom Schulz (Hrsg.): TRAKL und wir. Fünfzig Blicke in einen Opal, Stiftung Lyrik Kabinett, 2014
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