Carolin Callies: Nach Georg Trakls Gedicht „

Mashup von Juliane Duda zu der Beitragsserie „Im Kern“

Im Kern

– Nach Georg Trakls Gedicht „<Delirien>“. –

 

 

 

 

GEORG TRAKL

<Delirien> 

2. Fassung

<1>
(……………………………..
………………………………
.……………………………..
………………………………)

2
Dunkle Deutung des Wassers: Stirne im Mund der Nacht,
Seufzend in schwarzen Kissen des Menschen rosiger Schatten,
Röte des Herbstes, das Rauschen des Ahorns im alten Park,
Kammerkonzerte, die auf verfallenen Treppen verklingen.

3
Der schwarze Kot, der von den Dächern rinnt.
Ein roter Finger taucht in deine Stirne
In die Mansarde sinken blaue Firne,
Die Liebender erstorbene Spiegel sind.

 

Delirium

du lagst im rinnsal voll betrunkner linker hände.
dein vollgesognes kinn war kurz, mansardenartig gar & oftmals menschenleer.
wir wollten nichts trinken & tranken ein jedes.

im suff erging sich das buttern am mittag / das essen von dübeln
& lichtscheue wesen unter deinem auge.
hast du bettzeug, linksgewendet? hochgewürgt ein fellchen.

ich kehrte samt & sonders in deine kehle zurück, ein kriechen in maßen.
das ernten blieb ein stückchen holz (im winter solls der ofen holen
– wir trinken kreide & frieren nicht), woraus schnaps zu machen wäre.

schälbar war noch die kartoffel & der rettich. wir ernteten schalen,
als seien sie trinkbar. wir brannten den schnaps für auslagen im fenster.
in deinem gähnen wohnte jemand, der wohnte da ausdauernd,

erzählte dabei: in flaschen ereignen sich dinge & in ihren hälsen
wir scherzten einander die mundkehlen zu. war das am morgen?
wir aßen, wir ließens & konnten es nicht minder.

ist das ein mund hinter deiner hand? ist das eine mansarde,
in der betriebst du geschichten in beuteln,
in würfeln & wir trankens von den untertassen? 

Carolin Callies, aus Mirko Bonné und Tom Schulz (Hrsg.): TRAKL und wir. Fünfzig Blicke in einen Opal, Stiftung Lyrik Kabinett, 2014

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

0:00
0:00