GEDICHT FÜR DANTE
Dante, Baby, das Inferno
ist hier und jetzt.
Ich wünschte, du könntest
es sehen. Eine Zeitlang
hatten wir die Macht
die Welt in die Luft zu sprengen
und jetzt entdecken wir die
Möglichkeit, sie zu verlassen,
doch die meisten werden
hierbleiben müssen und
sterben. Entweder durch die Bombe
oder die Leichenhaufen
oder was sonst noch
hingekippt wird −
Scheiße und Glas und Ruß.
Dante, Baby, das Inferno ist
hier und jetzt.
Und die Leute sehen sich noch
Rosen an, fahren Fahrrad,
drücken Stechuhren,
kaufen Häuser und Gemälde,
sie werden auch weiter
kopulieren, überall,
und die Jüngeren
sehen sich um und
schreien nach einer
besseren Welt, wie es
die Jungen immer getan
haben – und dann wurden sie
alt und haben das gleiche
Scheißspiel mitgemacht.
Nur sind inzwischen die
schauderhaften Verbrechen
der Jahrhunderte angewachsen
zu einer Belastung, die wir
nie mehr abtragen können.
Manche versuchen es noch.
Wir nennen sie Heilige,
Dichter, Verrückte, Narren.
Dante, Baby, o Dante, Baby
du solltest uns jetzt mal sehen.
Wenn ein Gedicht von Selbstmördern in heruntergekommenen Löchern handelt, von Verlierertypen, von dreckiger Arbeit, verlorenen Pferdewetten, Suff, Sex und öden Hotelzimmern und sich sonst eher zart besaitete Leser dieser Lyrik trotzdem nicht zu entziehen vermögen, weil sie treffend, amüsant und zugleich anrührend ist – dann stammt das Gedicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von Bukowski. Und es gibt inzwischen eine ganze Menge davon. „Erstaunlicherweise“, schreibt Karl Corino in der Stuttgarter Zeitung, „ist sein Reservoir nach rund vierzig Büchern noch immer nicht leer. Er kann es sich leisten, mit der Langeweile zu kokettieren, die die ewige Wiederkehr der immer gleichen Themen verursache –
Weißt du, du solltest
aufhören mit diesen
Gedichten vom Rennplatz
und ihr dann neue Kurzweil abgewinnen. ,Sein Lied ist drehend wie das Sternengewölbe‘, könnte man blasphemisch den West-östlichen Divan zitieren, aber es ist ein Himmel, an dem Totalisatorscheine, Whiskyflaschen, Unterhosen, Schallplatten und vieles andere in buntem Wechsel durcheinanderwirbeln.“
Deutscher Taschenbuch Verlag, Klappentext, 1987
(…)
Bei Flinke Killer sollte man beim Kauf auf die Ausgabe achten, es gibt eine Variante ohne Illustrationen und auf die Janosch Bilder zu verzichten, wäre schade. Janosch ist hauptsächlich für seine Kinderbücher bekannt geworden, weniger bekannt für seine Arbeiten für Erwachsene und er passt als Illustrator wie die Faust aufs Auge zu Bukowski’s Gedichten. Janosch ist ebenfalls kein Freund von Traurigkeit und lässt sich ungerne eine schöne Frau oder einen scharfen Schnaps entgehen – die Mischung aus Bukowskis Gedichten und Janosch Illustrationen machen das Buch zu einem Musthave.
Viele halten ihn für ein sexistisches Monstrum, die meisten kennen ihn gar nicht erst und nur einige wenige schätzen wahrscheinlich seine abstrakten Ausschweifungen – doch für mich ist Bukowsky ein gespaltenes Wesen, ein komplexes Ding, das zu erforschen herausfordert. Öffne ich die erste Seite des Buches frage ich mich, weshalb ich überhaupt beginne es zu lesen, blättere ich um, so überkommt mich der Gedanke jemand hätte ein Genie aus dem Himmel geworfen. Es ist mir gänzlich unklar, wie man sich selbst so „preisgeben“ kann, dennoch gibt es einige Gedichte in diesem Buch, die eine unbeschreiblich tiefe Wirkung haben – z.B. LIEBE. Das Gedicht überhaupt! Ein Journalist enttäuscht vom Leben dreht den Gashahn auf und steckt seinen Kopf in einen Ofen, wobei er gleich noch ein ganzes Haus in die Luft jagt… na und? Nun, Worte bilden Klänge und dieses klingt so ergreifend, dass man es in sich fühlt, seine Beschreibungen sind so echt, dass man es sich geradezu bildlich vorstellen kann. Das einzig wirklich irritierende an diesem Buch sind Janosch’s Illustrationen. Bei diesem Namen denkt man an Tiger und die Reise nach Panama und nicht an nackte Frauen und unterbundene Phantasien. Seine Gedichte machen immer Sinn, wenn man bereit ist zu interpretieren. Bukowsky ist definitiv nichts für prüde Leute, er ist jedoch sehr empfehlenswert für Menschen mit Konsentrationsschwäche.
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