JUNK
Mit drei weiblichen Junkies
in einem dunklen Schlafzimmer.
Überall braune Papiertüten
voll Müll. Es ist Nachmittag,
halb zwei. Sie reden von
Irrenhäusern, Hospitälern.
Sie warten auf einen Fix.
Keine arbeitet was. Sie leben
von der Fürsorge und Essens-
marken, und Medi-Cal zahlt
für den Arzt.
Männer sind gerade gut genug
als Mittel zum Fix.
Es ist Nachmittag halb zwei
und draußen wachsen kleine
Pflanzen. Die drei rauchen
Zigaretten und nippen lustlos
an Bier und Tequila auf
meine Rechnung.
Ich sitze mit ihnen herum
und warte auf meinen Fix:
ich bin ein Gedicht-Junkie.
Ezra schleiften sie durch
die Straßen in einem Käfig,
Blake war überzeugt, daß es
Gott gibt, Villon war ein
Strauchdieb, Lorca lutschte
Schwanz, T. S. Eliot saß
hinter einem Bankschalter.
Die meisten Dichter sind
Schwäne. Reiher.
Ich sitze mit drei Junkies da,
an einem Nachmittag um
halb zwei. Der Rauch
verpißt sich an die Decke.
Ich warte.
Der Tod ist ein Jumbo
voll Nichts.
Die eine sagt jetzt, daß ihr
mein quittengelbes Hemd
gefällt.
Ich glaube an eine simple
Gewalt.
Das hier ist
ein Teil
davon.
Einer von vielen wichtigen Lyrik-Sammelbänden Bukowskis, übersetzt vom Freund & Dichterkollegen Carl Weissner – unbeding laut lesen (auch und gerade wenn’s die Nachbarn hören); und wer kann sollte es mit dem amerikanischen Original versuchen.
Bukowski ist sicher einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts – auch wenn viele Leser und Leserinnen lieber gedankenlos nachplappern, was man über ihn hört, statt selbst zu lesen.
Obszön ist es nicht, wenn Bukowski von Autos und Pferden und Portwein und Frauen und Prügeleien und Büchern und Pennern und Häusern und Postboten und Los Angeles und Hunden schreibt.
Obszön sind ewige Diskussionen im Weltsicherheitsrat über bombardierte, verhungernde, verblutende, hoffnungslose Menschen, denen die Weltgemeinschaft nicht helfen will, oder doch, oder lieber nicht, und warum, und wieso, vielleicht reden wir später noch mal darüber….
Song does not change the world, but the state of mind.
Hinter diesem neuen Titel verbirgt sich der dickste Bukowski-Gedichtband, der momentan über den regulären Buchhandel zu bekommen ist. Und zwar handelt es sich um eine Kopplung der schon seit ein paar Jahren vergriffenen Einzeltitel Pacific Telephone und Die Girls im grünen Hotel [zusammen als Eine Kinoreklame in der Wüste 1982 im Verlag Zweitausendeins erschienen] sowie Die letzte Generation [Kiepenheuer & Witsch, Köln 1988]. 400 prall gefüllte Seiten mit süß-sauren Perlen. Entnommen den amerikanischen Originalausgaben Love Is a Dog from Hell: Poems 1974–1977 [Black Sparrow Press, Santa Barbara 1978], Play the Piano Drunk Like a Percussion Instrument Until the Fingers Begin to Bleed a Bit [Black Sparrow Press, Santa Barbara 1979] sowie War All the Time: Poems 1981–1984 [Black Sparrow Press, Santa Barbara 1984].
Nach den logischen Zusammenführungen der beiden Gedichtbände Nicht mit sechzig, Honey und Gedichte vom südlichen Ende der Couch [dtv 12392, München 2000], der Wiederveröffentlichung des lange Zeit vergriffenen Bandes Western Avenue [dtv 13268, München 2003] ist diese Neuedition dreier schon seit Jahren vergriffener Titel eine weitere verdienstvolle Veröffentlichung, der weitere Taschenbuchlizenzausgaben hoffentlich bald folgen mögen.
„Ich habe ihn nie betrunken erlebt“: Jonathan Smith im Interview mit Charles Bukowskis Verleger John Martin
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„I’m still here“. Bukowski ist siebzig. Ein Video von Thomas Schmitt.
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Schreiben als Selbstbehauptung: 100 Jahre Bukowski mit Frank Schäfer, Sarah Käsmayr und Peter Merg
Lesung und Buchvorstellung am 15.10.2020 im Ladenlokal der jungen Welt
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Markus Mayer: 100 Jahre Charles Bukowski: Der Dirty Old Man der Literatur
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Ralph Grosse-Bley: Hitler, Huren und die „Fuck Machine“
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