– Nach Georg Trakls Gedicht „Abend in Lans“. –
GEORG TRAKL
Abend in Lans
2. Fassung
Wanderschaft durch dämmernden Sommer
An Bündeln vergilbten Korns vorbei. Unter getünchten Bogen,
Wo die Schwalbe aus und ein flog, tranken wir feurigen Wein.
Schön: o Schwermut und purpurnes Lachen.
Abend und die dunklen Düfte des Grüns
Kühlen mit Schauern die glühende Stirne uns.
Silberne Wasser rinnen über die Stufen des Walds,
Die Nacht und sprachlos ein vergessenes Leben.
Freund; die belaubten Stege ins Dorf.
Allein in den Wäldern
westlich von Krakau.
Eisen, Schmerz, Wildnis.
Übertriebene Schritte durch
die unscharfen Krater
früherer Kriege.
Vierzig oder Siebzig…
Verweht sind – sagen wir –
Stiefeltritte, Fußabdrücke.
Dementsprechend das Alter
der Buchen, der Eichen
präzise bestimmbar.
Blut auf Papier wäre schön,
wenigstens silberne Wasser.
Jenseits der Zeilen
Rauschmittel, maßlos:
Das geht noch immer.
Wäre der Himmel über
den Kornfeldern leer,
ließe all das dazwischen
sich hinreichend erklären.
So aber hätte der Tod
nur bis Dreißig Gewicht.
Zu spät jetzt, ein Glück.
Christoph Peters, aus Mirko Bonné und Tom Schulz (Hrsg.): TRAKL und wir. Fünfzig Blicke in einen Opal, Stiftung Lyrik Kabinett, 2014
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