Crauss: Schönheit des Wassers

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Crauss: Schönheit des Wassers

Crauss-Schönheit des Wassers

AKTE IV

I

SIEHT SO DIE FINSTERNIS AUS: staunend
einem cabriolet entstiegen; kräftiges lid,
schmalere stirn, die lippen dann gefahrvoller
grat. die mundwinkel verraten, was das kinn
vorschiebt; ausreden. aus dehnt sich
das blumwerk, evaporieren ungesicherte düfte
aus dunklem geranke. das ist der wechsel
zwischen wild offenbartem und, besinn dich!,
aaaaaaaaaaaaaaaahinreissendem vorsatz.

 

 

 

Crauss liest „alles wird gut (alptraum mix 2020)“

 

Crauss liest aus seinem Band Schönheit des Wassers

 

 

Die Gischt

ist das Produkt eines pathetischen, aufbrausenden Elements, der Nebel das emotionale Gegenteil. Crauss nähen sich der SCHÖNHEIT DES WASSERS, indem er Veduten aus gefährlichem Frauenduft malt und Opheliate herstellt aus dem Schweiß, der einem über den Rücken rinnt, wenn man nachts aus einem Traum erwacht und vor der Leiche eines Mädchens steht.

männer sind also
wie eine pfütze: die nähe zur gosse
lässt sie erst glänzen. das öl
macht aus verachtung achat.

Wir erfahren, Wasser kann mehr: Es kann ein aufwühlend schönes Bild sein, es ist aber auch Zeichen dessen, was wir fürchten, was wir insgeheim sehnen, was uns erregt. In reißenden Strudeln ertrinken, als Kind einen gleißenden Strandsommer denken, im Schwimmbad trotz besseren Wissens mit Vergänglichem prahlen oder Tränen verdrücken über die Verlobungsnachricht eines einstmals Geliebten. Crauss schreibt sparsame Kalligraphien, gleichwohl kraftvolle, nicht selten belebend romantische Allegorien des Wassers.

Verlagshaus J. Frank | Berlin, Klappentext, 2013

In 66 pseudoromantischen Kalligraphien

dekliniert Crauss Wolkenphänomene, Flussläufe, Sümpfe und Steilküsten literarisch und kunstgeschichtlich durch. Die Schönheit des Wassers besteht aus fein gefügten lyrischen Panoramen, bei denen jedes Wort sitzt. Crauss, der sich spielerisch in allen poetischen Tonlagen bewegt, setzt in diesem Band auf eine filigrane Konstruktion, die wie ein Fraktal an allen Enden züngelt, brandet, schäumt und wogt.
Elementare Erotik auf engstem Raum: streng, zurückhaltend, dann wieder in einem Schwall aufbrechend; hier nähert sich ein leidenschaftlicher poeta doctus nicht kühl, sondern voller Hingabe seinem maritimen Gegenstand. Der Dichter malt Veduten aus gefährlichem Frauenduft und stellt Opheliate her aus dem Schweiß, der einem über den Rücken rinnt. Die Gischt ist das Produkt eines pathetischen, aufbrausenden Urstoffs, der Nebel das emotionale Gegenteil.

Verlagshaus Berlin, Ankündigung

 

Beiträge zu diesem Buch:

Mario Osterland: Das ästhetische Element
fixpoetry.com 16.10.2013

Jayne-Ann Igel: „Der Welle Entsetzen vor dem Zerschellen“
signaturen-magazin.de

Fakten und Vermutungen zum Autor + Instagram 1 & 2 + Facebook +
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