räumlich begrenzte merkliche abwesenheit ein
zeichen für etwas geschuppt wie graphit das
breitet sich aus das legt sich auf
was der fall ist fällt auf den boden das hinterlässt
vielleicht
das andere ist all ist außen kein nichts
ist zuverlässige größe ist
ewig nur deswegen weil es nicht bleibt
legen Dirk Uwe Hansen (Gedichte) und Michael Wagener (Bilder und Gestaltung) einen gemeinsamen Band vor, der sich nicht nur dem Bild-/Textkonzept des gutleut verlags verschrieben hat, sondern auch an die bereits zuvor in Zusammenarbeit entstandenen Bände wolkenformate (2016) und sonne geschlossener wimpern mond (2018) anknüpft und diese Kooperation erweitert.
Das Buch gliedert sich in zwei Textzyklen – „von elementen“ und „von sappho“ – begleitet von verschiedenen Bilderserien, übergreifend zusammengefasst unter dem Titel „darsolarpolar“.
Über die Entstehung und den Hintergrund von „von elementen“ sagt der Autor Dirk Uwe Hansen:
Die Texte dieses Zyklus’ fragen nicht nach den Elementen als Urstoff der Dinge und nicht nach deren ,eigentlichem‘ Wesen – es geht mir vielmehr um die Fraktale, in die die wahrnehmbare Oberfläche der Dinge zerlegt werden kann, und danach, ob diese Einzelteile des Wahrnehmbaren ein Eigenleben haben oder ich ihnen eines geben und es vom Wesen der Dinge trennen kann („was sind Fenster und Türen, wenn ich das Haus nicht dazu denke, was ist Wasser ohne Meer oder See“). Also eine Art Suche nach Abstraktion auf der Oberfläche dessen, was materiell vor Augen liegt.
Ähnliches könnte man auch über das Konzept und die Entstehung der Bilder sagen: Ausgehend von Objektfotografien (taschenkosmos, plan) wird hier mit Hilfe von verschiedenen Filtern und Projektionen der dargestellte Gegenstand entfaltet – auch – um neue Formen, Strukturen und Oberflächen zu entwerfen und ans Licht zu bringen.
Ganz ähnlich versuchen die Gedichte im Zyklus von sappho, solche Einzelteile, seien es Wörter oder rhythmische Strukturen, aus den Texten der griechischen Dichterin herauszulösen und ihnen – ohne dass ich ihren ursprünglichen Platz im sapphischen Werk kennen muss – ein eigenes Leben als Teilchen in einem Mosaik aus den Scherben, in die die Überlieferung Sapphos Gedichte zerbrochen hat, zu geben. (Dirk Uwe Hansen)
gutleut verlag, Ankündigung
Christian Kühn: Maulwurfsgänge
signaturen-magazin.de
Frank Milautzcki: Weltenkommen und Gehen
fixpoetry.com, 3.2.2020
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