Else Lasker-Schüler: Ich suche allerlanden eine Stadt

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Else Lasker-Schüler: Ich suche allerlanden eine Stadt

Lasker-Schüler-Ich suche allerlanden eine Stadt

ICH SÄUME LIEBENTLANG

Ich säume liebentlang durchs Morgenlicht,
Längst lebe ich vergessen – im Gedicht.
Du hast es einmal mir gesprochen.

Ich weiß den Anfang −
Weiter weiß ich von mir nicht.
Doch hörte ich mich schluchzen im Gesang.

Es lächelten die Immortellen hold in deinem
aaaaaAngesicht,
Als du im Liebespsalme unserer Melodie
Die Völker tauchtest und erhobest sie.

 

 

 

Nachwort

Karl Kraus hat 1910 Else Lasker-Schüler „die stärkste und und unwegsamste lyrische Erscheinung des modernen Deutschland genannt. Unwegsam ist ihre Dichtung auf lange Zeit geblieben, obwohl Versuche verschiedener Art unternommen worden sind, um Wege zum Verstehen zu zeigen.
In neuerer Zeit gibt es Bemühungen; das Jüdische in ihr als Schlüssel des Verstehens zu gewinnen. Ohne die Bedeutung von jüdischer Abstammung und Tradition und das Gewicht von Antisemitismuserfahrungen zu verkleinern, ist gegen den Weg der „Betonung des spezifisch Jüdischen“ – so von Erich Fried 1983 – Einspruch erhoben worden; durch diese vereinseitigende Festlegung werde davon abgesehen, daß die Dichterin „immer in deutscher Sprache geschrieben“ hat, „vom deutschen Geistesleben und deutschen Sitten und Unsitten, von deutschen Literaturtendenzen, von der deutschen Boheme ihrer Zeit geprägt“ war. Durch Einstufung als Exotikum lernt man sie nicht besser verstehen.
Sehr oft haben Interpreten das Unwegsame zugänglich zu machen gesucht; indem sie Else Lasker-Schülers Dichtung mit Bezug auf den literarischen Expressionismus beschrieben. Dagegen hat Karl Kraus 1927, sein früheres Urteil aufgreifend, wieder polemisch und mit Absolutheit, Einspruch erhoben: er stellte die Lasker – „der wahre Expressionist aller in der Natur vorkommenden Formen“ – gegen die „falschen Expressionisten“, indes sah er (wieder und noch) ihre wahrhaft neue lyrische Schöpfung „(…) trotz dem Sinnenfälligsten, völlig unwegsam dem Zeitverstand“. Dieser Hinweis auf Eigentümliches und Andersartiges in ihrer Dichtung hat bis heute nicht verhindern können, daß sie mit der Kennmarke Expressionismus versehen wurde. Das Fragwürdige an solcher Zuordnung ist, daß sie mehr verdeckt als erhellt, welchen Lebensgang Else Lasker-Schüler genommen hat und unter welchen Bedingungen ihr Eintritt in die Literatur sich vollzog. Vieles, was für das Gesamtwerk kennzeichnend ist, wird recht verstehbar erst, wenn die Ausgangslage der Dichterin ernsthaft eingezogen wird, denn das dichterische Selbstverständnis, Grundkonstellationen, Grundbilder ihrer Poesie haben hier ihren Ursprung.
Ihre Anfänge als Schriftstellerin liegen an der Jahrhundertwende, zur Zeit der unterschiedlichen nachnaturalistischen Strömungen in Kunst und Literatur. Man suchte für das Individuum und für die Kunst auf neue Weise Zugänge zum Leben zu gewinnen, die von den Zwängen der spätkapitalistischen wilhelminischen Gesellschaft frei machen sollten, man suchte sich der Hierarchie bourgeoiser Werte, Normen und Konventionen zu entziehen. Zugleich standen diese Bestrebungen bei den meisten immer auch im Zeichen der Revision eigenen früheren sozialen Engagements und naturalistischer Kunstprogrammatik. Anders bei Else Lasker-Schüler. Sie trat zu dieser Zeit erst in die Literatur ein, und der Anschluß an Gruppen und Kreise solcher Prägung fiel zusammen mit einer radikalen Ablösung vom „normalen“ bürgerlichen Leben, so daß die Bindung an nachnaturalistische Gruppen bei ihr ganz im Zeichen des Absprungs aus der bürgerlichen Sphäre stand. Zunächst hatte sie neben ihrer bürgerlichen Existenz sich künstlerisch zu betätigen versucht –, in Berlin, wo sie seit ihrer Verheiratung 1894 lebte, verfügte sie über ein eigenes Atelier, in dem sie malte –, doch dann war das Verlangen bestimmend, ihre Existenz ganz auf die Kunst zu stellen. Sie löste sich aus der Bindung an Berthold Lasker, was zugleich der Schritt in ein materiell nicht gesichertes Leben war, und sie fand zu Künstlergemeinschaften – zunächst der Neuen Gemeinschaft um die Gebrüder Hart und Peter Hille und der literarischen Vereinigung Die Kommenden –, Gemeinschaften, in denen sie sich ermutigt und bestärkt fühlen konnte zu einer Kunst, die ein Raum der Freisetzung des Individuums wird, und zu einer literarischen Tätigkeit, die sich nicht dem herrschenden Kulturbetrieb und dem literarischen Markt unterordnet.
Der Impuls, Kunst und Künstler von den Normen bürgerlicher Reputation und von Markt und Marktgängigkeit zu entbinden, äußert sich in der literarischen Landschaft der Jahrhundertwende in verschiedenerlei Gestalt; das Spektrum reicht vom elitären Kreis, der den „Pöbel“ verachtet und ihn vom Tempel der Dichtkunst fernhalten will, über den Aufbau von Enklaven der Kunst und Kunstgesinnung, die unverstellte Zuwendung zum einfachen Leben ermöglichen sollen (es war die Zeit der Bildung von Künstlerkolonien wie Worpswede), bis zu Bohemegemeinschaften, die mit einer marginalen, antispießbürgerlichen Lebensweise in der Großstadt Elemente einer eigenen, alternativen Gegenkultur zu schaffen und zu leben suchten. – Der Anspruch, alternative Formen des menschlichen Zusammenlebens vorzubereiten, gerade auch dadurch, daß man sich sowohl jeglicher Esoterik wie der „gesellschaftlichen Nutzarbeit“, also kapitalistischer Verwertung verweigert, ist besonders für eine Richtung innerhalb der Boheme bezeichnend, mit der Else Lasker-Schüler unmittelbar in Berührung kam und die ihr Verhalten und ihre Vorstellungswelt mitprägten. Sie begegnete ihr schon in der Gestalt Peter Hilles, und profilierter im Kreis um die Zeitschrift Der Kampf, die 1904/05 Johannes Holzmann herausgab (den sie in Senna Hoy umbenannte). Zu diesem Kreis gehörte auch Erich Mühsam; bei ihm finden sich zu dieser Zeit sozial-radikale Bestimmungen der Boheme, worin ihre Beziehung zum Anarchismus betont wird: die Bohemenaturen zeichne die Ablehnung staatlicher und politischer Organisation aus, ein „inniges Solidaritätsgefühl zum sogenannten 5. Stand, zum Lumpenproletariat“, eine Sehnsucht, die alle „Ausgestoßenen der Gesellschaft“ verbindet. Und hier nun ist ein weiteres Moment wichtig: Mühsam postuliert einen Bruch zwischen Philister und Künstler und versteht dabei „unter ,Künstler‘ nur solche (…) die ihre Kunst nicht zum Gewerbe erniedrigen, die es also unter allen Umständen ablehnen ohne künstlerischen Antrieb zu produzieren. Dagegen gehören zu den Künstlern, die ich als Outsider der Gesellschaft behandle; auch solche, die ohne künstlerisch überhaupt produktiv zu sein, in all ihren Lebensäußerungen von künstlerischen Impulsen geleitet werden.“ Beide Denkrichtungen äußern sich auch bei Else Lasker-Schüler, und zwar in verschiedenen Zeiten, was für ihre grundlegende Bedeutung spricht. Solidaritätsgefühl mit sozialen Outsidern kennzeichnet sie – wiederholt zeigt sich ihre Bereitschaft, bedrängten Menschen, denen Gewalt angetan wird, zu helfen und auf sie aufmerksam zu machen –, jedoch gleichermaßen das Selbstgefühl eines Künstlers, der zu den Außenseitern der Gesellschaft gehört, weil er gegenüber den anderen etwas Außerordentliches ist. 1909 formuliert sie extrem impulsiv in einem Brief: „die Künstler und Künstlernaturen liebe ich, (…) wir sind von einem anderen Stern“, und: „alle Menschen müssen sich bis zur, ich meine Künstlermenschen, (Menschen sonst Unrat) Bewußtlosigkeit lieben.“ Über Dichter- oder Künstlersein entscheidet bei der Lasker, nicht die Profession, sondern eine Fühl- und Lebensart und die Bürgerfeindschaft. Wer sich dadurch auszeichnet, erhält von ihr den Ehrentitel „Künstler“, „Dichter“. In ihrer Streitschrift „Ich räume auf!“ 1925 heißt es: „Die Künstler, die ihren Leib der Gerechtigkeit zur Verfügung stellten, sind zu zählen. Bewegt beuge ich meine Knie vor meinen dichtenden, schlichten Märtyrerfreunden Apostata“; genannt werden: Gustav Landauer und Eugen Leviné, 1919 von der Konterrevolution in München ermordet – sie „fielen ihrer Erlösungsballade zum Opfer“ –, und die ebenfalls an der Münchner Räterepublik Beteiligten und seither in Festungshaft: Erich Mühsam und Ernst Toller. „Wie sie auch kritisiert werden mögen, ihr ehrlicher blutiger Vers bleibt ewiglich zu respektieren“ schreibt sie über diese „vier Menschen der Liebe“, und: „Der Dichter vermag eher eine Welt als einen Staat aufzubauen.“
In der gleichen Schrift findet sich auch das andere Moment, das in Mühsams Boheme-Aufsatz begegnete, die Idee, daß Künstler, Dichter nicht von der Kunstproduktion her zu definieren sind: jedes Schaffen aus dichterischem Zustand heraus, gebunden an die Inspiration, macht den Schöpferischen, den Dichter aus – daher werden Künstler auch der Baumeister genannt, der Arzt mit hellseherischer Diagnose und Albert Einstein.
Grundlegende Vorstellungen der Dichterin Lasker-Schüler, so zeigt sich, erhielten ihre Ausprägung in ihren frühen Jahren, und sie sind in ihrer Besonderheit zu fassen im Kontext zeitgleicher Erscheinungen. Bei den unterschiedlichen Versuchen von Künstlern an der Jahrhundertwende um Sezession, Ausbruch, Emanzipation – mit verschiedenen Ideologemen der Antibürgerlichkeit wie auch verschiedenen Arten der Selbsttäuschung verbunden – kommen mehr oder weniger stark utopische Vorstellungen zum Tragen, die an die Kunst geheftet sind. In der Kunst und durch die Kunst wird Erlösung verheißen, Erlösung durchaus in einem religiösen Sinne. Das Religiös-Mythenstiftende ist ein Grundzug vieler Dichtungen und Dichtungskonzepte jener Jahre, die sich damit als Angebote verstehen, eine Religion, eine Verbindung zum Ganzen des Daseins herzustellen, was mehrfach einhergeht mit einem Absehen von den unbefriedigenden aktuellen zeitgenössischen Verhältnissen.

Und dabei ist auch zu beobachten, wie Dichter jener Zeit ihren gesuchten Gegensatz zum bestehenden gesellschaftlichen Werte- und Normensystem durch Selbststilisierungen zur Erscheinung zu bringen trachteten. Else Lasker-Schüler steht in dieser Beziehung keineswegs allein da. Sie gibt sich Namen, die ihr Outsidertum betonen – Räuber, Vagabund, der über die Bürger lacht, Herumtreiber –, sie streicht heraus, daß sie nichtbürgerliche Frau sein will – auch äußerlich wird das demonstriert, durch das Tragen von Hosen, durch bunte Gewänder, kurzgeschnittenes Haar –, sie stellt sich dar erst als Prinzessin Tino von Bagdad, dann als Jussuf, Prinz von Theben, der auf andere Weise sein Reich regiert als die weltlichen Potentaten. So entwickelt die Lasker ihre bestimmte Art der Selbststilisierung, die sie braucht, um die anderen Realitäten und Beziehungen, die sie sucht, die Gegenwelt, nach der sie verlangt, zur Anschauung zu bringen. Es ist ein bestimmter Typus von Selbststilisierung, der neben und gegen andere in jener Zeit steht – etwa die priesterlich-exklusive Stefan Georges oder die mönchisch einsame des jungen Rilke oder die Stilisierung zum daseinstrunkenen Vagabunden bei Peter Hille oder zum amoralischen Bürgerschreck mit ausgefransten Hosen im Kreis der „Elf Scharfrichter“ um Frank Wedekind. Allerdings: es gibt unterschiedliche Grade und Relevanzen solcher Stilisierung. Bei Else Lasker-Schüler ist sie nicht nur im Lebensstil und in ihren Briefen ablesbar, sie greift tief in die literarische Produktion, insbesondere in ihre frühen Prosabücher. Ihr „Peter-Hille-Buch“ ist – neben der mythischen Stilisierung Peter Hilles zum Propheten – nachgerade ein Werk, das der Selbststilisierung und Mystifikation dient: Erst mit diesem Buch und dem ein Jahr später, 1907, erscheinenden Die Nächte Tino von Bagdads hat sie ein Bild der Dichterin Else Lasker-Schüler (und ihre Sprache) öffentlich etabliert; das ihrem Selbstverständnis und ihrem Bedürfnis nach phantastischer Umformung, auch nach, Kaschierung von Bereichen ihrer privaten Person entsprach.

Nicht George, nicht Rilke, sondern Else Lasker-Schüler wurde von den Jungen als ihnen nahe und verwandt empfunden – in vielen persönlichen Zeugnissen und Dokumenten aus dem literarischen Leben des Expressionismus wird dies eindeutig erkennbar. Georg Heyms verächtliche Äußerungen der Aversion gegen George als der „Binger tönenden Pagode“ und Rilke als dem „überschminkten Frauenzimmer“ sind durchaus zeittypisch ebenso wie die vielen Äußerungen der Verehrung und Zuneigung für die Lasker. Die Dichterin wird von den „Machern“ der neuen literatischen Bewegung umworben, sie liest im Neopathetischen Cabaret, wird in die frühe Anthologie Der Kondor aufgenommen wie später in die Menschheitsdämmerung, publiziert im Autorenkreis des Sturm und der Aktion, des Neuen Pathos und der Weißen Blätter, später in dem von Wieland Herzfeldes Neuer Jugend. Ihre Bücher erscheinen für einige Jahre in Verlagen, die gerade auch dem Expressionismus eine ,Öffentlichkeit‘ schufen: Heinrich F.S. Bachmair brachte Mein Herz heraus, ihre Hebräischen Balladen druckte Alfred Richard Meyer in der Reihe Lyrisches Flugblatt, größere Sammlungen veröffentlichten der Verlag der Weißen Bücher und der Kurt Wolff Verlag. Diese Präsenz, in den zum Teil recht gegensätzlichen Gruppen des literarischen Expressionismus ist sicherlich nicht zu erklären aus persönlichen Freundschaften und Bindungen, etwa der Ehe mit Herwarth Walden (die bereits 1910 in die Brüche ging) oder den noch aus dem Kampf-Kreis herrührenden Beziehungen zu Franz Pfemfert und Ludwig Rubiner. In der Tat gibt es eine Nähe und verwandte Züge, zunächst in der Art, den Dichter zu situieren. Charakteristisch die Ansiedlung als Künstler nicht außerhalb der Großstadt, des Literaturbetriebs, der Boheme, sondern innerhalb der urbanen kulturellen Milieus – so im vielbeschriebenen Café, dem literarischen Café Größenwahn. Charakteristisch ist ein Verbundensein der Dichter mit modernen Kunstprozessen in anderen Bereichen, besonders in der neuartig sezessionistischen Malerei (bei Else Lasker-Schüler ist beispielsweise Oskar Kokoschka zu nennen und, weiterreichend, eine künstlerische Korrespondenz mit Franz Marc, den sie – einen freundschaftlichen Gleichklang hervorhebend, ihren „Halbbruder“ nannte); aufmerksames Interesse galt auch dem Kino (von der Lasker stammt einer der Beiträge des 1913 von Kurt Pinthus herausgegebenen Kinobuchs). Genereller gesagt: Übereinstimmungen stellten sich her in der Offenheit für neue Bewegungen, in einer Gemeinschaftlichkeit und einem Wechselspiel des Produzierens und Lebens unter den Künstlern. Else Lasker-Schüler tritt, nicht auf als Einsam-Isolierte, vielmehr ist sie zugleich Einsame und im geselligen Kreis Lebende; an den Arbeiten der Jüngeren lebhaft öffentlich Anteilnehmende. Und ein weiterer wichtiger Faktor solcher Nähe ist begründet in dem starken sozialen Sinn, der Else Lasker-Schülers Gesellschaftsverhalten eigen ist. Zumindest mit einem Teil der Expressionsten, insbesondere dem Kreis um Pfemferts Aktion und um Ludwig Rubiner verbindet sie die Zuneigung zu anarchistischer Opposition gegenüber der herrschenden Ordnung und Hierarchie. Das wird am eindringlichsten sichtbar im Engagement für Senna Hoy, der von 1907 bis 1914 wegen revolutiorär-anarchistischer Aktivitäten in Rußland im Gefängnis war und dort 1914 starb.
Und doch: trotz dieser Momente von Nähe ist das tieferliegend andere zu betonen, das die Dichtungen Else Lasker-Schülers von denen der Expressionisten unterscheidet. Das Verhältnis, das zwischen den Jüngeren und der Älteren waltet, kann als ein mißverstehendes Verstehen gekennzeichnet werden. „Mißverstehendes Verstehen“ meint ein widersprüchliches Phänomen in der Lebens- und Wirkungsgeschichte von Kunst: Gleichgerichtetes und partielle Übereinstimmungen werden wahrgenommen, als Ermutigungen im eigenen Anspruch empfunden und als gemeinsamer Nenner akzentuiert; während die tieferliegenden Motive des Produzierens, der spezifische Erfahrungsgrund, aus der die eigentümliche Kunstleistung des anderen erwächst, von den Zeitgenossen übersehen oder vernachlässigt und damit Wesentliches eben mißverstanden wird. Ein solcher Vorgang ist nichts Einmaliges, und er ist auch nicht verwunderlich. Daß die Zwanzigjährigen sich in ihrem Lebens- und Kunststil, ihren politisch-sozialen Aversionen und Wunschbildern ermutigt und bestärkt fühlten, ist begründet und verstehbar, aber ebenso auch, daß Else Lasker-Schüler, die ins fünfte Lebensjahrzehnt ging, deren radikale Wendungen zwar begleiten, doch nicht mitvollziehen konnte. Denn schon früh prägen sich Grundmuster des Lebens und der literarischen Arbeit, des dichterischen Selbstverständnisses, Sichtweisen auf die Welt und auch ein Reservoir an Symbolen aus, und solche in die Tiefenschichten der Individualität eingelassenen Weltbeziehungen wandeln sich in späteren Lebensphasen nur selten und nur partiell.
Daß ein Mißverstehen im Herausstellen von Zusammengehörigkeit mitsprach, ist schon von Zeitgenossen wahrgenommen worden, auch von einem jungen Dichter der expressionistischen Bewegung. Als Ernst Stadler 1912 die Anthologie Der Kondor rezensierte, fand er die Aufnahme von Gedichten Else Lasker-Schülers „befremdend“ und „willkürlich“ und fragte, ob der Herausgeber Kurt Hiller damit habe protestieren wollen dagegen, daß man „außerhalb enger literarischer Zirkel die starken Gedichte ihrer Sammlung ,Meine Wunder‘ kaum kennt? Oder wollte Hiller zeigen, daß die neue Lyrik sehr wohl auch die kosmischen Schauer und die visionäre Mystik zuläßt, wofern sie nur in einer eigenen Seele gespiegelt und von einem künstlerisch formenden Temperament zurückgeworfen werden?“ Nicht Unverständnis für die besondere Kraft, für das Kosmische und Visionäre der Dichterin prägte Stadlers Urteil (seinen: eigenen Gedichten war visionäre Mystik durchaus nicht fremd – etwa seiner „Fahrt über die Kölner Rheinbrücke bei Nacht“ – wenn auch hervorgetrieben von einem anderen Verlangen). Er erkannte vielmehr, die bedeutsamen Unterschiede, die mit den spezifischen Ausgangspunkten der Laskerschen Poesie zusammenhängen: „Ihre Aufnahme in diese Sammlung erscheint willkürlich, da sie doch seelisch und entwicklungsgeschichtlich in ganz andere Kreise gehört, etwa in die Nähe der Mombertsphäre. Ihr blind aufdrängendes Gefühl, die Dumpfheit und Dunkelheit ihrer Träume steht in einem seltsamen Gegensatz zu der fast übertriebenen Bewußtheit und Helle, in der sich die Erlebnisse der meisten anderen Kondordichter abspielen.“
Die Eigenart der Poesie Else Lasker-Schülers und ihre Verschiedenheit von den Expressionisten wird erkennbar, wenn man den Grundreaktionen auf die erfahrene zeitgenössische Gesellschaft uhd ihrer poetischen Verallgemeinerung zum Weltzustand nachgeht. Signifikant hierfür das Gedicht „Weltende“, ein früher Text und einer der bekanntesten, erstmals 1903 erschienen, dann in Der siebente Tag und in allen folgenden Gedichtsammlungen.

Es ist ein Weinen in der Welt,
Als ob der liebe Gott gestorben wär,
Und der bleierne Schatten, der niederfällt,
Lastet grabesschwer.

Komm, wir wollen uns näher verbergen…
Das Leben liegt in aller Herzen
Wie in Särgen.

Du! wir wollen uns tief küssen –
Es pocht eine Sehnsucht an die Welt,
An der wir sterben müssen.

Weltende stellt mit den Vokabeln ,sterben‘, ,bleierne Schatten‘, ,grabesschwere‘ Last, ,Särgen‘ einen Weltzustand elegisch vor, der alles Leben zu bedrohen und zu beenden scheint. Ausdrücklich wird die Welt als Ganzes genommen, wie ein Gefängnis umschließt sie alle, erscheint wie ein Raum, an den eine Sehnsucht pocht. Auch das Ich und das angeredete Du sind nicht frei von dem bedrohlichen Zustand, vielmehr werden sie zum Wir zusammengeschlossen im Empfinden dieses Zustandes, aber – und das kennzeichnet eine wesentliche Grundfigur in der Poesie der Lasker die Liebe kann eine lebendige bergende Nähe, eine Gemeinschaft stiften, die Lebensmöglichkeit, wenn nicht Alternative in einem beklemmenden Weltzustand schafft. Der Grundton in Else, Lasker-Schülers „Weltende“ wird bestimmt vom Leiden an einer bedrohlichen Welt unabwendbar scheinender Katastrophe, der leisen Klage und der Suche nach einem haltgebenden Humanen. Ganz anders treten uns die WeItende-Gedichte der Expressionisten später entgegen – nicht nur das berühmte „WeItende“ von Jakob van Hoddis, auch zahlreiche Gedichte von Georg Heym, Johannes R. Becher und anderen, die das Bild von einem Endzustand evozieren. Bei den Jüngeren wird die latente Katastrophe in einer kalten, chaotischen Welt überhöht und – sei es mit finsterer Genugtuung, sei es mit groteskem schwarzem Humor – bejaht, sie wird als ersehnte Befreiung von Last und Bedrängnis gesucht und als Durchbruchs- und Aufbruchsmöglichkeit für die gehemmte Subjektivität begrüßt.
Unterschiede im Wirklichkeitsverhalten werden auch greifbar am Beispiel der Gedichte, die Senna Hoy gewidmet sind. Der von seinem 25. Lebensjahr an in russischen Gefängnissen saß und nach sieben Jahren Haft elend starb, war ein politischer Gefangener, ein anarchistischer Rebell, eine „Täter“-Figur. Solche Täter-Figuren aus Zeitgeschichte oder Vergangenheit gibt es vielfach in der expressionistischen Literatur; bei Differenzen im einzelnen, haben sie doch einen gemeinsamen Zug: mit solchen Figuren werden eigene Haltungen des Protestes vorgebracht und profiliert (so etwa von Gottfried Benn in „Räuber-Schiller“ mit dem Einsatz: „Ich bringe Pest. Ich bin Gestank“), und das Problem der Gewalt debattiert (das zeigt auch ein poetisch nicht eben starkes Gedicht des jungen Wieland Herzfelde „An Senna Hoy“, 1914 in der Aktion). Anders bei Lasker-Schüler. „Seit du nicht da bist. / Ist die Stadt dunkel“ – diese Eingangsverse in einem der Senna Hoy gewidmeten Gedichte kennzeichnen ganz ihre Sicht auf diese Gestalt: Klage über den Verlust eines Menschen, der dem sprechenden Ich fehlt wie der Welt, in der sie lebt – die Stadt, hat sich verdunkelt. Hier wird nicht auf einer politischen Ebene das Verhalten oder das Schicksal eines Menschen gezeigt, sondern sein Wert, seine Bedeutung ausgesagt durch die Beziehung, die das lyrische Ich im Gedicht zu ihm herstellt. Wie wesentlich diese Wertsetzung gebunden ist an Liebe und Liebesfähigkeit, offenbart „Ein Trauerlied“ (1910):

Eine schwarze Taube ist die Nacht
… Du denkst so sanft an mich.

Ich weiß, dein Herz ist still,

Mein Name steht auf seinem Saum.

Die Leiden, die dir gehören,
Kommen zu mir.

Die Seligkeiten, die dich suchen,
Sammele ich unberührt.

So trage ich die Blüten deines Lebens
Weiter fort.

Und möchte doch mit dir stille stehn;
Zwei Zeiger auf dem Zifferblatt.

O, alle Küsse sollen schweigen
Auf beschienenen Lippen liebentlang.

Niemehr soll es früh werden,
Da man deine Jugend brach.

In deiner Schläfe
Starb ein Paradies.

Mögen sich die Traurigen
Die Sonne in Tag malen.

Und die Trauernden
Schimmer auf ihre Wangen legen.

Im schwarzen Wolkenkelche
Steht die Mondknospe.

… Du denkst so sanft an mich

Eine durchgreifende emotionafe Spannung beherrscht den Text: da ist das Schwarz der Trauer, von der schwarzen Taube Nacht bis zum schwarzen Wolkenkelch am Ende, und da ist das stille Herz des Entfernten; der sanft an das Ich denkt; das Getrenntsein und Entferntsein im Realen soll im Gefühl und Bewußtsein der Verbundenheit und der Nähe aufgehoben werden, eine unaufhebbare Kommunikation zwischen dem Ich und dem fernen Du, ein Gleichklang und Austausch der Leiden und der Seligkeiten wird beschworen, und zugleich der Widerspruch zwischen fortschreitendem Leben und zerstörendem Leben beklagt, zwischen dem Weitertragen der „Blüten deines Lebens“ und dem Wissen, daß man dem Freund seine Jugend (wie Blüten) brach. In der Mitte des Liedes verdichtet die Metapher der stillstehenden zwei Zeiger auf dem Zifferblatt diesen Widerspruch – sie ist Sehnsuchtsbild stillen Gleichklangs und Wunschbild nach einem Stillstand der Zeit. – Der besondere hohe Rang, den der im „Trauerlied“ gefeierte und beklagte Mensch für die Schreibende hat, ist erschließbar aus dem poetischen Wertesystem der Laskerschen Dichtung, in der die Liebe einen wesentlichen humanen Wert symbolisiert in einer Welt, die dem Individuum fremd, kalt, zerstörend gegenübersteht, es ist eine Liebe, die auf eine Utopie harmonischen Lebens weist, wie sie mit „Paradies“ aufgerufen wird. Und er ist aufschließbar aus der Situation, wie sie das Gedicht bildhaft zeichnet – eine Situation, in der die Blüten und das Paradies zerstört, der geliebte Mensch in seiner Lebenssubstanz zum Ersterben gebracht wird.
Eine gegensätzliche Beziehung weist das Gedicht „Dem Barbaren“ auf. (Es wurde in die Gruppe der Gottfried Benn gewidmeten Gedichte aufgenommen, erschien allerdings schon 1911, ein Jahr vor der Begegnung mit Benn, was deutlich machen kann, daß in solchen, einer Person gewidmeten Gedichten nicht einfach nur ein an ein bestimmtes Individuum gebundenes Verhältnis gestaltet wird, vielmehr eine bestimmte Qualität im Verhalten und in der zwischenmenschlichen Beziehung.)

Ich liege in den Nächten
Auf deinem Angesicht.

Auf deines Leibes Steppe
Pflanze ich Zedern und Mandelbäume.

Ich wühle in deiner Brust unermüdlich
Nach den goldenen Freuden Pharaos.

Aber deine Lippen sind schwer,
Meine Wunder erlösen sie nicht.

Hebe doch deine Schneehimmel
Von meiner Seele –

Deine diamantnen Träume
Schneiden meine Adern auf.

Ich bin Joseph und trage einen süßen Gürtel
Um meine bunte Haut.

Dich beglückt das erschrockene Rauschen
Meiner Muscheln.

Aber dein Herz läßt keine Meere mehr ein.
O du,!

Strukturbildend ist hier die Spannung, zwischen Werbung und Innewerden der Vergeblichkeit des Werbens um den Geliebten. Ein Gleichklang, eine tiefere Kommunikation mit der inneren Welt des anderen ist nicht herzustellen, der Umworbene schließt sich durch seine Art so sehr ab, daß es die Werbende verwundet. Wie sehr oft in Else Lasker-Schülers Gedichten wird ein Erlittenes, die eigene Subjektivität Negierendes, dem gesuchten, ersehnten Zustand, eines reicheren Lebens gegenübergestellt, hier bezeichnet in den Bildfeldern einer kargen, kalten, verletzenden Sphäre, (Steppe, Schneehimmel, Aufschneiden der Adern) gegen eine üppig-bunte, orientalische Sphäre der Wunder (goldene Freuden Pharaos, süßer Gürtel und bunte Haut Josephs). Es ist eine gleichgeartete Grundspannung wie im Gedicht „Heimweh“, das vom Fremdsein und Verletztwerden im eigenen Land spricht:

Ich kann die Sprache
Dieses kühlen Landes nicht.
Und seinen Schritt nicht gehn.

Gegen das kühle Land, in dem „meinen schillernden Vögeln… die Korallen ausgestochen“ sind, die weichen Nester der Vögel versteinern, steht die Gegenwelt: die Pharaonenwälder, die eigenen Sterne und die Erinnerung an die Vater ihres jüdischen Volkes“ deren „Gebete versanken im heiligen Fluß“.
Gedichte wie diese beziehen ihren eigenartigen Reiz und Reichtum aus dem für Else Lasker-Schülers poetische Sprache so bezeichnenden Verfahren, Vokabeln, die dem sinnlichen, körperlichen Bereich, zugehören, mit ideelichen und seelischen Wendungen zu amalgamieren; so entsteht eine Schwebe im Ausdruck von Liebe, die auf einen Menschen gerichtet und zugleich in einer metaphysischen Aura erscheint. Und dabei kann durch diese Gedichte auch einsichtig werden, welchen Stellenwert die orientalische Welt, eine Phantasielandschaft aus Bagdad, altem Ägypten und Palästina, in ihrem Werk einnimmt und wie sie mit Liebe, einem Hauptwort der Dichterin, und mit der ihr eigentümlichen Religiosität korrespondiert. Liebe wird zu einem Inbegriff einer gesuchten Verbindung der Menschen in Mitmenschlichkeit, sie vermag Gemeinschaft und Heimat zu geben, einer kalten Welt Erlösung zu bringen. Der religiöse utopische Sinn dieser Liebe tritt zunehmend stärker und drängender hervor, und er erhält – nicht in der Anfangszeit, erst später – einen Bezug auf alttestamentarische Motive und jüdische Religion. Daß die Dichterin sich mit vorschreitendem Alter immer entschiedener auf jüdische Tradition bezieht und zum Judentum und seiner Geschichte bekennt, hat Erfahrungsgründe allgemeiner und spezifischer Art. Betrachtet man die Genesis der Werkentwicklung, wird der Zusammenhang der Zunahme jüdischer Motivik mit dem sich verschärfenden Grundempfinden der Fremdheit, der Unbehaustheit in der umgebenden Welt klar. Die Erfahrungen mit einem regenerierten Antisemitismus, die die Dichterin nicht erst am Vorabend der Naziherrschaft zu machen hat – bereits im Umfeld des ersten Weltkrieges sind sie zu verzeichnen –, verstärken das Empfinden der Fremdheit wie das Bedürfnis, sich mit Bezug auf die jüdische Herkunft und Tradition zu bestimmen und auszusprechen. Als ein symptomatischer Vorgang für diesen Zusammenhang stellt sich die Entstehungsgeschichte der „Hebräischen Balladen“ dar. Die meisten Stücke standen und entstanden bevor sie 1913 zum Zyklus zusammengestellt wurden, zunächst in anderen Kontexten, es sind Liebesgedichte, und das bedeutet: mit den Gestalten aus dem alten Testament werden emotional-geistige Beziehungen stilisiert und modelliert. In späteren Zeiten, besonders während des Exils, treten die ursprünglichen Entstehungsgründe in Else Lasker-Schülers Berufungen auf die „Hebräischen Balladen“ und ihren Selbstzitaten zurück und ihr Anteil an kulturellen und religiösen Ausdruck des Judentums in den Vordergrund.
Dem dichterischen Selbstverständnis von Lasker-Schüler ist von früh an eine religiöse Komponente eigen. „Mein stilles Lied“ modelliert auf eine symptomatische Weise eigene Welterfahrung und Dichterbild durch einen immer wiederkehrenden Widerspruch: das Ich, in Trauer gebannt, die Welt nicht findend wie nicht die Mutter, die als schützender Engel zuweilen Wärme spendet, fühlt sich zurückgestoßen und mit der dichterischen Botschaft nicht angenommen:

(…)
Meine Lieder trugen des Sommers Bläue
Und kehrten düster heim.

– Ihr verhöhntet meine Lippe
Und redet mit ihr. –

Doch ich griff nach euren Händen,
Denn meine Liebe ist ein Kind und wollte spielen.

Und ich artete mich nach euch,
Weil ich mich nach dem Menschen sehnte.

Arm bin ich geworden
An eurer bettelnden Wohltat.

Und das Meer wird es wehklagen
Gott.

In dem Spannungsbogen von Fremdheit – Sehnsucht nach Mitmenschlichkeit und Gemeinschaft – Werben um Angenommenwerden zu schließlichem Sich-Zurückziehen zeigt sich ein grundlegendes Verhaltensmuster in dieser Poesie. Im „Stillen Lied“ gipfelt es in einer Selbstmythisierung: des Dichters Mission, durch Liebe zu erlösen, Mittler zu sein zwischen den Menschen und dem Ganzen der Schöpfung, rückt ihn in unmittelbare Nähe des höchsten Lebensprinzips, das Gott genannt wird, äußert sich in der stolzen Selbstbehauptung, unentziffertes heiliges Zeichen zu sein:

Ich bin der Hieroglyph,
Der unter der Schöpfung steht

Und mein Auge
Ist der Gipfel der Zeit;

Sein Leuchten küßt Gottes Saum.

Dieses Entweichen aus einem nicht zu überwindenden Widerspruch nach oben, in die Erlöserposition und Selbstvergöttlichung ist eine Fassung des Dichterproblems bei Else Lasker-Schüler, in der sich das Selbstbewußtsein auf extreme Weise zu behaupten sucht. Extrem meint auch, daß es diese Form erst mit der Zeit erhalten hat; die erste Fassung von „Mein stilles Lied“, 1905, weist sie noch nicht in dieser Absolutheit auf, sie erscheint erst in der zitierten Fassung aus den Gesammelten Gedichten von 1917. Aber dieses Selbstbewußtsein ließ sich so nicht auf Dauer behaupten und durchhalten. Die tragischen Töne in der Klage, mit der Liebesbotschaft nicht angenommen zu werden, verstärken sich. So in „Gebet“:

Ich suche allerlanden eine Stadt,
Die einen Engel vor der Pforte hat.
Ich trage seinen großen Flügel
Gebrochen schwer am Schulterblatt
Und in der Stirne seinem Stern als Siegel.

Und wandle immer in die Nacht…
Ich habe Liebe in die Welt gebracht –
Daß blau zu blühen jedes Herz vermag,
Und hab ein Leben müde mich gewacht,
In Gott gehüllt den dunklen Atemschlag.

O Gott, schließ um mich deinen Mantel fest;
Ich weiß, ich bin im Kugelglas der Rest,
Und wenn der letzte, Mensch die Welt vergießt,
Du mich nicht wieder aus der Allmacht läßt
Und sich ein neuer Erdball um mich schließt.

Wenn jetzt das dichterische Lebensprogramm vorgetragen wird, ist dem unüberhörbar ein Ton der Resignation eingemischt. Den Sinn ihres Mühens benennt sie auf gleiche Art, seiner metaphorischen Bezeichnung „des Sommers Bläue“ aus dem „Stillen Lied“ entspricht das „Liebe in die Welt gebracht – / Daß blau zu blühen jedes Herz vermag“. Doch in der Einsamkeit der Suche hat die Gestalt des dichtenden Ich nun Zeichen der Gebrochenheit; vorgestellt in einem der für Else Lasker-Schüler so charakteristischen, rational nicht auflösbaren intensiven Bilder: auf der Suche nach der Stadt mit dem Engel vor der Pforte trägt das Ich selbst dessen gebrochene Flügel.
Konstanz und Veränderung: Die in einem frühen Liebesgedicht im Gewand der Ruth sagte: „Am Brunnen meiner Heimat / Steht ein Engel, / Der singt das Lied meiner Liebe“; die in „Mein stilles Lied“ die Mutter als schützenden Engel beschwor und die nach Senna Hoys Tod dichtete: „Aber du stehst am Tor der stillsten Stadt / Und wartest auf mich, du Großengel“, ist nun zerrissen in die die den Engel sucht und die selbst seinen gebrochenen Flügel und sein Siegel trägt.
Konstanz und Veränderung auch im Schlußbild des „Gebets“: das Gefühl, am Ende einer Welt zu sein, mit ihr vergehen zu müssen, erhält sein intensives Empfindungskorrelat in der Metapher mit der eigentümlich ähnlich räumlichen Vorstellung, die von Kugelglas zu Erdkugel hinübergleitet und am Ende gewendet wird in das Wunschbild einer Aufgehobenheit in einem neuen bergenden Erdball.

1919/20 wurden alle bislang erschienenen Bücher Else Lasker-Schülers, teils bearbeitet, teils ergänzt und neukomponiert, als Gesammelte Werke in zehn Bänden gedruckt. Im nachhinein wird damit vielleicht deutlicher als damals der Einschnitt markiert, der mit dem zu Ende gegangenen zweiten Jahrzehnt sich in ihrem Schaffen vollzog. Mit dem ersten Weltkrieg, den sie von Beginn an ablehnte und als ein Unglück betrachtete, in dem sie Freunde und Gefährten verlor und erlebte, wie unüberbrückbare Feindseligkeit und Fronten sich bildeten, fand eine Epoche ihren Abschluß. In der neu beginnenden veränderte sich das Klima des geistig-kulturellen Lebens, in dem Else Lasker-Schüler als eine neben und mit vielen Gleichgesinnten agiert, das sie trotz der Elemente von Isoliertheit und Fremdheit getragen hatte, ebenso tiefgreifend wie das politische und soziale Umfeld.
An das Ende der Gesammelten Gedichte von 1920 wurde „Gebet“ gestellt. Danach, während der Weimarer Republik, hat Else Lasker-Schüler nur noch wenige Gedichte geschrieben, und diese lyrischen Texte lebten in starkem Maße von dem Reservoir der früher ausgeprägten Bilder und Situationen. War ihre Zeit der Lyrik vorbei? War es die Zeit für Prosa? Daß unter den neu entstandenen Arbeiten die Prosastücke dominieren, könnte so erklärt werden. Jedoch veränderten sich nicht allein die Gewichte zwischen Lyrik und Prosa, sondern auch Schreibhaltungen bei Else Lasker-Schüler – das Spielerisch-Leichte (etwa ihrer Romane Mein Herz und Malik) stellte sich nicht mehr ein; dagegen drängten sich Töne eines missionarischen Eifers vor, Klage und enttäuschte Erwartungen erfahren ihre wiederholte Reproduktion. Auch unter gewandelten gesellschaftlichen Verhältnissen hielt die Dichterin an ihrem Selbstverständnis fest. Ihrem Konzept vom Künstler als dem Erlöser, der Liebe in die Welt bringt, lag ein sozial humaner Impuls zugrunde, aber es stellte – und darin liegt ein innerer Widerspruch – den Dichter dem Ganzen der Menschenwelt gegenüber. Das Sendungs- und Elitebewußtsein des Dichters war von Else Lasker-Schüler zwar zu vereinen mit einem sozialen Mitgefühl für alle Unterprivilegierten, Outsider und Verfolgten – den Dichter sah sie ja als Antibürger auf deren Seite –, jedoch war nun diese Konfrontation problematischer als früher abgehoben von den realen Verhältnissen der Zeit. Sie konnte die veränderten Konstellationen des Nachkriegs, die gesellschaftlichen Bewegungen in der Weimarer Republik mit ihren scharfen sozialen und politischen Kämpfen nicht greifen. Die Idee von der erlösenden Mission des Dichters büßte ihre kritische und emanzipative Kraft ein.
Es ist daher charakteristisch, daß 1926, beim vermeintlichen 50. Geburtstag der Schriftstellerin (sie war aber schon 57 Jahre) mehrfach in würdigenden Artikeln ihre Zeitferne und Fremdheit in der Gegenwart betont wurde. Unter den lebenden Dichtern sei wohl keiner so losgelöst „von allem Zeitgemäßen“ heißt es in einem liebevollen und scharfsichtigen Beitrag von Camill Hoffmann, und:

Während die Dichter sich verbürgerlichen, erinnert eine Erscheinung wie die Lasker-Schüler an den ewigen symbolischen Kampf des Künstlers gegen die zeitbestimmte Welt.

Sie war zum Fremdling im eigenen Land geworden, aber sie hat nie aufgehört, auf ihre Art zu kämpfen, Ihre Art zu kämpfen äußert sich konzentriert in ihrer „Anklage gegen meine Verleger“ „Ich räume auf!“. Diese Schrift ist außerordentlich in der vehementen sozialen Streitbarkeit mit der sie die Rechte der Künstler vor der gewinnbringenden Verwertung ihrer Werke zu verteidigen sucht, wofür sie, was sie wohl voraussah, erschwerende Konsequenzen auf sich nahm. – In dieser Schrift ist auch die für ihr späteres Werk wichtige Tendenz zu finden, mit der eigenen Biographie zu operieren. Scheinbar zusammenhanglos und willkürlich gleitet in „Ich räume auf!“ die Ansprache an das „h.P.“ das „hochzuverehrende Publikum“, und die rhetorisch schwungvolle Strafpredigt, die den Verlegern gehalten wird; hinüber in die Erzählung aus eigener Frühzeit. Was in der Streitschrift ein Element der Argumentation ist, haben zahlreiche kurze Prosatexte (1932 in Konzert aufgenommen) zum Gegenstand: Erlebnisse aus der Kindheit, die mit legendären und märchenhaften Zügen ausgestattet wird. In diesen liebevollen, oft auch phantastischen Rückwendungen zur Sphäre der Familie, der Eltern und Voreltern gewinnt die Lasker-Schüler Modelle freundlicher und intakter humaner Beziehungen, Modelle auch der Überwindbarkeit von Äußerungen des Antisemitismus, denen das Kind ausgesetzt, aber nicht ausgeliefert ist. Bis ins hohe Alter der letzten Lebensjahre wird sich Else Lasker-Schüler als kleines Kind zeichnen, das der Liebe und des verständnisvollen Schutzes der Mutter, des Vaterhauses bedarf und sie als bergende Gemeinsamkeit beschwört.
Ihre Art zu kämpfen war in den späten Weimarer Jahren vor allem gegen die Entzweiung der Menschen und Völker die Idee der Gotteskindschaft aller und die Idee der Versöhnung vorzutragen. Diese Wirkungsabsicht verleiht ihrer Prosa bisweilen den Stil des Traktats, in dem eigene messianische Vorstellungen erläutert werden; so heißt es in Konzert:

Ich möchte dem Leser eine ruhige Stunde schenken mit meinem Gebet, in das ich wie in eine Girlande ab und zu eine seltene Blume stecke. Ihr Duft soll ihn nicht betäuben, aber erwecken. Wach sein zieht Gewissen nach sich. Gott ist der Wache! Wir Menschen aber verschütten unser Bewußtsein gegenseitig bis zur Entartung…

Zur Versöhnung der Christen und der Juden wollte sie beitragen, indem sie positive Beispiele vorführte, vor allem mit dem Prosabuch und dem Schauspiel vom Arthur Aronymus (1932). Wie sie für diese Versöhnungsidee warb, das kann man zeitfremd und illusionär nennen, doch zeitfern und harmlos war sie nicht. Daß die für Darmstadt geplante Uraufführung ihres Schauspiels Arthur Aronymus und seine Väter 1932 abgesetzt wurde, ist dafür ein Indiz.

Was dann der Januar 1933 brachte, traf Else Lasker-Schüler mit Wucht, sie mußte sich doppelt negiert fühlen. In einem ihrer frühen Exilgedichte sagt sie: „Und jedes Bild, das ich von dieser Welt gewann, / Verlor ich doppelt, und auch das was ich ersann.“ Doch wenn sie auch den Verlust beklagte, in ihrem humanen Anspruch war sie nicht in Frage gestellt, im Gegenteil, sie vermochte ihn in einer lyrischen Produktion zu erneuern, die später ihr letzter Gedichtband Mein blaues Klavier (1943) vorstellte. – Die eigene Vertreibung aus Nazideutschland und die vieler ihresgleichen, all das, was sie bei der Machtergreifung des Faschismus erlebt hatte und was ihr immer bewußt blieb, Herrschaft des Antisemitismus und des Terrors „Bruch mit der Humanität“ mit der Achtung von Menschenwürde und menschlichem Leben diese tief durchlittene katastrophale Wendung im Leben des deutschen Volkes und dem ihrer jüdischen Schwestern und Brüder, ließ sie Gedichte schreiben, die zu den bewegendsten authentischen Zeugnissen der exilierten deutschen Literatur zählen. Sie, deren Grundmotiv stets das Verlangen nach Mitmenschlichkeit gewesen war, konnte ihr Schicksal der Vertriebenen als repräsentativ begreifen und in poetischen Bildern vorstellen, die auf das kaum Erträgliche weisen und ihm widerstehen. Ihre persönliche Klage wurde zur Anklage von Inhumanität und Zerstörung.

Ich liege wo am Wegrand übermattet –
Und über mir die finstere kalte Nacht –
Und zähl schon zu den Toten längst bestattet.

Wo soll ich auch noch hin – von Grauen überschattet –
Die ich vom Monde euch mit Liedern still bedacht
Und weite Himmel blauvertausendfacht.

Die heilige Liebe, die ihr blind zertratet,
Ist Gottes Ebenbild…
Fahrlässig umgebracht.
(…)

Die Anklage tut sich in diesen Gedichten in der Konsequenz ihrer Bildlogik kund: durchweg finden sich sprachliche Wendungen, die Abbau und Erstarrung aussagen, die Farben wurden zum Erbleichen gebracht, die Welt zum Erkalten.
Das Beispiel eines Gedichts soll zeigen, daß und wie Else Lasker-Schüler mit ihrer Exillyrik auf ihre spezifische dichterische Weise am Widerstand teilhatte und sich in ihm situierte.

DIE VERSCHEUCHTE

Es ist der Tag im Nebel völlig eingehüllt,
Entseelt begegnen alle Welten sich −
Kaum hingezeichnet wie auf einem Schattenbild −

Wie lange war kein Herz zu meinem mild…
Die Welt erkaltete, der Mensch verblich.
– Komm bete mit mir – denn Gott tröstet mich.

Wo weilt der Odem, der aus meinem Leben wich?
Ich streife heimatlos zusammen mit dem Wild
Durch bleiche Zeiten träumend – ja ich liebte dich…

Wo soll ich hin, wenn kalt der Nordsturm brüllt?
Die scheuen Tiere aus der Landschaft wagen sich
Und ich vor deine Tür, ein Bündel Wegerich.

Bald haben Tränen alle Himmel weggespült,
An deren Kelchen Dichter ihren Durst gestillt −
Auch du und ich.

Und deine Lippe, die der meinen glich,
Ist wie ein Pfeil nun blind auf mich gezielt…

In dieser Textgestalt erschien das Gedicht im März 1934 in der von Klaus Mann herausgegebenen Exilzeitschrift mit dem programmatischen Titel Die Sammlung. Mit ,entseelt‘, ,Welt erkaltete‘, ,Mensch verblich‘, ,heimatlos‘, ,alle Himmel weggespült‘ weist es die charakteristischen Elemente der Bildwelt dieser Exillyrik auf und zeichnet damit eine Situation, in der das Ich der Heimatlosen dem Elend und der Not ausgesetzt wird wie ein wildes Tier. Betrachtet man die Entstehungs- und Druckgeschichte des Gedichts genauer, ist zu entdecken, daß die Dichterin damit auch eine politische Auseinandersetzung führte. Sein ursprünglicher Titel „Das Lied der Emigrantin“ gab es klarer noch als eine Replik auf Gottfried Benn zu erkennen. Nach einem ersten, über Rundfunk und Presse verbreiteten Bekenntnis zum „neuen Staat“ des deutschen Faschismus, das bereits schroff die Trennung von den exilierten Autoren forderte („Habe Mangel an Versöhnung, schließe die Tore, baue den Staat!“), hatte Benn Ende Mai 1931 mit einer „Antwort an die literarischen Emigranten“ nochmals entschieden die Legitimation der Naziherrschaft in den Angriff auf die Emigranten gewendet. Die erssten Fassungen von Else Lasker-Schülers Gedicht enthalten deutliche Bezüge und Anspielungen auf diesen Vorgang der Benn-Reden – über das Aufnehmen des Titelworts hinaus. Auf den früheren Freund Benn verwies stärker poetisch vermittelt auch „Ich liege wo am Wegrand übermattet“. Dieses Gedicht, das mit der Widmung „Treulosen Freunden“ versehen wurde, spielt mit der Wendung vom „Wegrand“ auf einen frühen Gedichtdialog an: 1913 hieß es in einem Gedicht der Lasker an Benn gerichtet: „Ich will dein Wegrand sein“, und Benn hatte repliziert: – „Keine wird mein Wegrand sein / Laß deine Blüten nur verblühen / Mein Weg flutet und geht allein.“

In der Replik von 1933/34 aber, in der das Ich sich „ein Bündel Wegerich vor deiner Tür“ nennt, geht es nicht mehr nur um vergangene frühe Freundschaft aus expressionistischen Zeiten. Es geht auch um Verrat und Wortbruch aus jüngster Zeit. Im Dezembbr 1931 hatte Benn in einem Brief – Else Lasker-Schüler hatte in diesem Zeitraum handgreifliche Erfahrungen mit dem Antisemitismus machen müssen, darauf nimmt der Brief Bezug – an sie geschrieben:

Aber wenn Sie je in kommenden Zeiten meiner bedürfen, so wissen Sie, daß ich Tag u Nacht zu Ihrer Verfügung stehe, auch meine Wohnung für Sie offen ist u. mein Essen u. Trinken Ihnen mit gehört. Aber es wird bestimmt nicht so schlimm kommen wie manche denken, seien Sie nicht unruhig.

Und die Unterschrift: „von Ihrem alten treuen Freund u. Genossen Benn.“
Benns Angriff auf die literarischen Emigranten, die in der Stunde der Gefahr Deutschland im Stich gelassen hätten und es sich nun jenseits der Grenzen wohl sein ließen, mußte für die Lasker auch eine radikale Zurücknahme solcher „Beruhigung“ und Versicherung der Treue sein. Benn gehörte zu denen, die sie „verscheuchten“. Der ursprüngliche Schluß des Gedichts lautete:

Und deine Lippe, die der meinen glich,
Ist wie ein Pfeil nun blind auf mich gezielt…
Und ihre Worte feindselige verscheuchen mich.

Der Titel und der Schluß des Gedichts wurden geändert, die Zeile, die das Verscheuchtwerden auf die feindseligen, Worte bezieht, schon im Erstdruck getilgt, in der Buchfassung von 1943 auch die beiden anderen Verse. Es war nicht Else Lasker-Schülers Art, in der Poesie direkt politisch Stellung zu nehmen. Wohl aber war es früher schon und auch jetzt ihre Art, solche Stellungnahme ins Gedicht einzuschmelzen, allgemeine Verhältnisse der gesellschaftlichen Welt zu fassen in der poetischen Gestalt, die sie den Beziehungen zwischen Menschen gab – Beziehungen der Liebe oder der abgewiesenen Liebe, der Zuwendung zum anderen oder der Abwendung von dessen Sehnsucht und Traum.
Else Lasker-Schülers Verhalten war durchaus nicht unpolitisch. Gerade in der Anfangsphase des Exils, als jeder der Emigrierten mit den Ungewißheiten und Schwierigkeiten des Weiterlebens und Weiterwirkens geistig und praktisch fertig zu werden hatte (ein resümierender Satz nach zwei Jahren lautet: „Man ist ja nicht allein ein Emigrant wenn man ein Emiegrant ist. Daran setzt sich alle Schmach und Verlassenheit und alles Elend.“), und als sich in abwägenden, prüfenden Schritten und Einzelentscheidungen das antifaschistische Exil formierte, war sie solidarische Gefährtin all jener, die sich für die antifaschistische Sammlung der Kräfte einsetzten. Ihr tiefes Bedürfnis nach Gemeinschaftlichkeit spricht sich in einem ihrer Briefe an Klaus Mann vom September 1933 aus: „nun, da die Welt blutet, ist auch alles unwichtig privat – (…) Wie viel (läge) daran, wenn wir, die wir quasi keine Heimat mehr, haben, zusammen hielten“.
Sie stellte sich eindeutig auf die Seite derer, die offen gegen die Naziherrschaft auftraten. Als es nach Erscheinen des ersten Heftes der Sammlung (Klaus Mann hatte darin entschieden Standpunkt bezogen zu Benns „Der neue Staat und die Intellektuellen“) in der literarischen Emigration zu Auseinandersetzungen um die Zeitschrift kam, ergriff Else Lasker-Schüler unbeirrt für Klaus Mann Partei. Sie nahm nicht – so wie einige berühmte Schtiftsteller, Thomas Mann oder Stefan Zweig – eine Haltung des Rückzugs ein und blieb, bewußt Mitarbeiter der Sammlung. Damit betonte sie auch eine Gemeinsamkeit mit Autoren wie Ernst Toller und Heinrich Mann, die sie als entschiedene Antifaschisten bewunderte. An Klaus Mann schrieb sie 1934: „Ich las wieder von Heinrich Mann. Ich achte ihn hoch seines starken Charakters wegen. Ich glaube, auch wenn ihm nie Juden begegnet wären (…) er handelte genau so. Das fühl ich.“
Ihre Bewunderung für den „mutigen Heinrich Mann“ hat die Dichterin einige Jahre später auch öffentlich bezeugt. Im November 1938 gab der Schutzverband deutscher Schriftsteller im Exil ein Sonderheft seines Organs Der deutsche Schriftsteller heraus, mit dem er die Aktivitäten und die mannigfaltige Einheit der antifaschistischen deutschen Literatur dokumentierte. Else Lasker-Schüler hat zu diesem Heft fünf Gedichte beigesteuert und sie dem französischen Kritiker Marcel Brion und Heinrich Mann gewidmet, dazu gehören das Gedicht, das später ihrem Buch Mein blaues Klavier den Titel gab, „Ich weiß, daß ich bald sterben muß“ und „Die Verscheuchte“. Dieser Druck enthält eine – bisher in keiner Edition und keinem Nachlaßbericht erfaßte – Variante der später getilgten Schlußverse der „Verscheuchten“, die eindeutiger noch Benns Verhalten als ein gezieltes einklagen:

Doch deine Lippe ist, die ganz der meinen glich
Ein giftiger Pfeil auf mich gezielt.

Die Verscheuchte, „der Prinz in der Verbannung“, so nannte sie sich, aber sie verhielt sich nicht wie ein Opfer, ausgeliefert. Zuviel habe sie noch fertigzumachen, „wie Jemand der baut und Bauaufträge hat“, heißt es 1934. Arbeiten war der Dichterin Verpflichtung, sie sah es als ihre Verantwortung an, die bis zur letzten Kraft abgetragen werden muß. „Ich habe den Sommer durch nur gearbeitet wie ein Gefangener hinter vergitterten Fenstern Tag und Nacht an den Eisenstangen feilt bis sie durch sind, aber dann nicht mehr entweichen kann“ – dies wird 1936 gesagt, nach der Niederschrift ihres letzten Prosabuches, Das Hebräerland. Else Lasker-Schüler hat es als ihren Auftrag angesehen, ihr Hebräerland darzustellen, wie sie es sah und sehen wollte, ein Buch zu „dichten“ „nicht literarisch oder sozialökonomisch oder so was langweiliges“. Eine ernst-heitere Mischung entstand aus Erlebnissen während einer Reise, Anekdoten und Erinnerungen, Ulkversen und religiösen Gedichten und Ansichten über das Leben und wie es zu leben sei. Es ging ihr nicht darum, von den Realitäten in Palästina an der Mitte der dreißiger Jahre zu berichten – die Kämpfe, die damals dort aufflammten, nahm sie nicht zur Kenntnis –, sondern ihre Vorstellungen vom biblischen Land, seit vielen Jahren Projektionsraum ihrer Wunsch- und Traumbilder, zu bekräftigen und zu aktualisieren. Daß die verschiedenen Völkerschaften im Lande Juda harmonisch zusammenleben mögen, stellvertretend und beispielgebend für alle Länder der Welt, wollte sie als Botschaft vermitteln. Die „verschiedenartigsten morgenländischen und abendländischen Völker und Religionen“ träfen zusammen. „Und doch geht hier Jude und Christ, Mohammedaner und Buddhist Hand in Hand. Das heißt, ein jeder begegnet dem Nächsten mit Verantwortung. Es ziemt sich nicht, hier im Heiligen Land Zwietracht zu säen.“ Nicht in der Darstellung dessen, was ist, sondern was sein sollte, zielte sie in diesem eigenartigen Buch auf die Wirklichkeit.
Die Idee der Versöhnung hat auch jetzt die zentrale Stelle in Else Lasker-Schülers Bemühen. Allerdings verlagerte sich auf bemerkenswerte Weise die Richtung und die Adresse, an die sie sich wendet. Hatte sie vor 1933 ihr Angebot zur Versöhnung mit dem Argument vorgetragen; da Jesus Jude gewesen sei, müßte eine Zwietracht zwischen Christen und Juden hinfällig zu machen und eine Brücke zwischen ihnen zu schlagen sein, so betonte sie nun das notwendige friedliche Neben- und Miteinander von Juden und Arabern. Sie erzählte, in bewegtem, werbenderm Ton rührende Episoden von den „Kolonisten“, den jüdischen Bauern, die sich um die Freundschaft der Araber bemühen und wie die „semitischen Stiefbrüder“ einander als guten Bruder erkennen. Unter dieser Voraussetzung ihres Wirkens für die Versöhnung, bekennt sie ihre besondere Liebe zum jüdischen Volk: „Ich bin nicht Hebräerin der Hebräer willen, aber um Gottes Willen! Doch dieses Bekenntnis schließt die Liebe und Treue unerschütterlicher Ergebenheit zu Seinem Volke ein. Zu meinem kleinsten Volk unter den Völkern, dem ich mit Herz und Seele angehöre.“
Das Hebräerland schrieb Else Lasker-Schüler in der Schweiz, nach ihrer ersten Palästinareise und in der für diese Arbeit nötigen Distanz, das „Buch so zu sagen zuguterletzt in eine(r) Goldwerkstatt“ in allen Teilen zu „vergolden“. In ihren letzten Lebensjahren die Realitäten in Palästina Tag für Tag bewältigen zu müssen und am Idealbild festzuhalten, war ungleich schwerer. Der „arme Jussuf“ der Spätzeit war kein „wilder Jude“ mehr, als den die Lasker sich in früherer Zeit bisweilen gezeichnet hatte; den „wilden Juden“, in ihrem Sprachgebrauch eine Art jüdisches Synonym für den Indianer (der so oft in ihren Briefen und Schriften als ehrende Name, verwendet wird) und ebenso unangepaßt und ungezähmt wie er verkörperte besonders die Figur des streitbaren Kaisers Jussuf im Malik Roman, der mit seinen Freunden/Häuptlingen einen Bund der wilden Juden schließt und für die Sache der Gerechtigkeit kämpft.
Im Dezember 1939 heißt es in einem Brief an Salman Schocken:

Ich bin doch immer ein Indianer, ein trozender Vogel gewesen, nun ganz geknickt im Käfig. – Kein Mensch hier glaubt dem anderen, man hält alles für Berechnung und Diplomatie. Wie soll ich da in den Lüften sein, fallen und steigen.

Zwischen dem aufbegehrenden „Meine Freiheit soll mir niemand rauben“ und der Klage, geknickt im Käfig zu sein schlägt das Pendel unruhig bis zum Ende.

Man muß so müde sein wie ich es bin
Es schwindet kühl entzaubert meine Welt aus meinem Sinn
Und es zerrinnen meine Wünsche tief im Herzen.

Gejagt und wüßte auch nicht mehr wohin
Verglimmen in den Winden alle meine Kerzen
Und meine Augen werden dünn.

(…)

Silvia Schlenstedt, Nachwort, 1987

 

Else Lasker Schüler (1869–1945)

Die „stärkste und unwegsamste lyrische Erscheinung des modernen Deutschland“ wurde sie 1910 von Karl Kraus genannt. Unwegsam ist ihre Dichtung auf lange Zeit geblieben, obwohl Versuche verschiedener Art unternommen worden sind, Wege zu ihrem Verstehen zu zeigen. Erschwert wurde das jedoch immer wieder durch das außerordentliche Bedürfnis der Künstlerin nach phantastischer Umformung, nach Kaschierung von Bereichen der privaten Sphäre. Wie viele ihrer Zeitgenossen versuchte Else Lasker-Schüler den gesuchten Gegensatz zum bestehenden gesellschaftlichen System durch Selbststilisierung zu unterstreichen. Sie gab sich Namen, die ihre Außenseiterpostition betonten: Räuber, Vagabund, der über die Bürger lacht, Herumtreiber. Die Existenz der Frau in der bürgerlichen Gesellschaft lehnte sie rigoros ab, äußerlich demonstrierte sie das durch das Tragen von Hosen und bunten Gewändern, durch kurzgeschnittenes Haar. Sie stellt sich dar als Prinzessin Tino von Bagdad, später als Jussuf, Prinz von Theben, der sein Reich anders regiert als die weltlichen Potentaten, und versuchte auf diese Art, Realitäten und Bezeihungen, die Gegenwelt, nach der sie verlangte, anschaulich werden zu lassen…

Verlag Philipp Reclam jun., Klappentext, 1988

 

(…)

Die Kunst Else Lasker-Schülers, der Viel-Verkannten, Viel-Mißverstandenen, Viel-Belachten, ist ein wildes, krankhaftes Wühlen und Graben in der Phantasie, ein Tasten, ein Haschen und Suchen nach etwas Geahntem, Neuem, Unerhörtem, das durch eine, zügellose Vorstellungskraft unterstützt wird. Der unbezähmbare Drang sich zu bekennen, läßt, die Dichterin schwüle, rote Worte der Leidenschaft finden. Neue Wortbildungen, überraschende Wendungen und Ausdrücke jagen einander. Die frappierenden Bilder und Vergleiche erinnern oft an Peter Hilles Art der Armut der Sprache durch eigne aus der Seele flutende Töne nachzuhelfen, die er nachher selbst verwundert anstaunt, oder an Alfred Momberts Weise, der seine abgründigen Offenbarungen aus dem tiefsten Innern herausschöpft, wo sie mit zwingender Notwendigkeit so geworden sind, wie sie der Dichter uns gibt. Die meisten Gedichte Else Lasker-Schülers lösen den rasenden Sinnentrieb aus, die ungeheure Glut, die das Weib zum Manne treibt. Aber grade in der Ehrlichkeit, in der rücksichtslosen Offenheit, mit der diese Frau ihr Sexual-Empfinden bloßlegt und die den GedicIhten den Stempel des Urpersönliehen auflegt; liegt die Bedeutung, ja Größe ihrer Kunst:

O, ich liebte ihn endlos!
Lag vor seinen Knieen
Und klagte Eros −
aaaaaMeine Sehnsucht.

O, Ich liebte ihn fassungslos.
Wie eine Sommernacht
aaaaaSank mein Kopf
Blutschwarz auf seinen Schoß,
Und meine Armee umloderten ihn.
Nie schürte sich so mein Blut zu Bränden,
Gab mein Leben hin seinen Händen,
Und er hob mich aus schwerem Dämmerweh.
Und alle Sonnen sangen Feuerlieder,
aaaaaUnd meine Glieder
Glichen irregewordenen Lilien.

Wie tolle Bacchanalien wirken auch die Gedichte, in denen Else Lasker-Schüler ihr kosmisches Empfinden ausläßt:

Aus mir braust finstre Tanzmusik,
Meine Seele kracht in tausend Stücken!
Der Teufel holt sich mein Mißgeschick,
Um es ans brandige Herz zu drücken.
Die Rosen fliegen mir aus dem Haar,
Und mein Leben saust nach allen Seiten,
So tanz ich schon seit tausend Jahr,
Seit meiner ersten Ewigkeiten.

Ich meine, der Vorwurf, der Else Lasker-Schület gemacht ist, sie hasche nach Effekten, ein ,modernes‘ Weib koketetiere mit dem noch-nieht-Dagewesenen, ist gar nicht scharf genug zurückzuweisen. Man lerne auch die glühenden, fauchenden Bekenntnisse einer fast ins krankhafte erhitzten Phantasie eben als Bekenntnisse ehren; dann wird man wohl tun seine philiströsen Einwendungen hintanzuhalten.

Erich Mühsam, Der Volkserzieher, 7.6.1903

Nicht oft genug

kann diese taubstumme Zeit, die die wahren Originale begrinst (und der sonst ernsthafte Leute wie die Brüder Mann mit einem Zeugnis für die „außer Zweifel stehende dichterische Begabung“ eines gutmütigen anarchistischen Witzboldes imponieren können), nicht oft genug kann sie durch einen Hinweis auf Else Lasker-Schüler gereizt werden, die stärkste und unwegsamste lyrische Erscheinung des modernen Deutschland. Wenn ich sage, daß manches ihrer Gedichte ,wunderschön‘ ist, so besinne ich mich, daß man vor zweihundert Jahren über diese Wortbildung ebenso gelacht haben mag, wie heute über Kühnheiten, welche dereinst in dem Munde aller sein werden, denen die Sprache etwas ist, was man ,gebraucht‘, um sich den Mund auszuspülen. Das hier aus der Berliner Wochenschrift Der Sturm zitierte Gedicht gehört für mich zu den entzückensten und ergreifendsten, die ich je gelesen habe; und wenige von Goethe abwärts gibt es, in denen so wie in diesem Tibetteppich Sinn und Klang, Wort und Bild, Sprache und Seele verwoben sind. Daß ich für diese neunzeilige Kostbarkeit den ganzen Heine hergebe, möchte ich nicht sagen. Weil ich ihn nämlich, wie man hoffentlich jetzt schon weiß, viel billiger hergebe.

Karl Kraus, Die Fackel, 31.12.1910

(…)

Ihr habt natürlich längst gemerkt, daß ich über Else Lasker-Schüler sprechen will (…) weil all die Jean Pauls und Goethes und genialen Bourgeois-Schopenhauers und sogar Weiningers das letzte Ungründige der Musik nicht begrifflich beziffert haben und die Musik doch nur wie die protzige Magd in Samtkleidern ist vor der zernichtenden Mondscheinpracht der unergründlichen judäischen Prinzessin Sprache. Uhd ich bin der arabische Schüler, der das Byssus-Gewand der Stern-Herrin zu entfalten betet.
Ich hasse den Tag, und die schamlose Sonne.
Ich liebe die Nacht und das judäische Mädchen Tino. Die Jephta-Tochter.
Die Peter Hille der Kleider enthüllte, als er die Byssus-Falten der Prinzessin zerglättete.
Es ist lange her. (…)
Ihr versteht viel, alles versteht Ihr. (Was man Euch vorlegt.) Aber sagt mir: ich versteh, daß dem schwarzen Schwan Israels der Diamant in die Stirn dringt und wehe tut, sehr wehe. Aber warum kann er die Sprache Eures Landes nicht und Euren Schritt nicht gehn und sehnt sich nach Heimaten, von denen auch der Traum nur träumt? Er liebt das Wort Gold, wie Wilde. Das Blau, wie der verrückte bayrische Romantiker, dem der Thron Sarg war. (Ich versteh das nicht; ich bin nicht wie Ihr, Allesverstehenden.) Aber warum geht er von Euch und liebt die Nacht? Warum wißt Ihr ihm nichts zu sagen, und er gibt dem Tod sein Herz und findet es nicht mehr? Warum bin ich nicht bei Euch und zieh es vor Ketten zu tragen mit ellidenäugigen Russenfrauen und Polenmädchen und bleichen Jünglingen und sie, meine Nachbarn, nachts zum Galgen führen zu hören, − − die so vieles nicht verstehn? Vielleicht – versteht Ihr zu viel.

Senna Hoy, 1912, Die Aktion, 17.4.1915

Nur Ewigkeit ist kein Exil

Jussuf, Prinz von Theben: das war ihr Lieblingsname. Mit ihm unterschrieb sie fast alle ihre Briefe, bis in die letzten Jahre, mit ihm signierte sie ihre Bücher und Zeichnungen, und so malte sie sich auch selbst, als thebanischer Prinz, mit einem Stern im Haar. Doch das war nur einer ihrer vielen Namen, ihrer vielen Verwandlungen. Man hat darüber gelächelt, daß sich diese große jüdische Dichterin immer wieder mit den phantastischsten Namen behängte, und schrieb es ihrer extravaganten, exaltierten Lebensweise zu. Mir scheint aber, daß dieses Verstecken ihres Ichs den Urgrund ihrer Existenz trifft. Sie wollte nicht nur Else Schüler, Enkelin eines Rabbiners, Tochter eines Bankiers und spätere Frau von Herwarth Walden, des Herausgebers der Sturm-Zeitschrift, sein. Sie setzte sich Tarnkappen auf, um viele Existenzen zu leben. Sie war Prinzessin Tino von Bagdad und Robinson, sie war Malik und Prinz Jussuf, sie war Indianerin und König David. Sie baute sich eine Welt zurecht, in der das Böse keinen Platz haben sollte, nur Liebe, vielleicht ein wenig Trauer und Sehnsucht. Nur ihre Freunde durften darin wohnen, und ihnen verlieh sie ebenso phantastische Namen, Giselher für Benn, Herzog und Kardinal für Kraus, der Prinz von Prag für Werfel, der blaue Reiter für Marc.
Und wenn sie allein und einsam war in den letzten Jahren ihrer Emigration in Jerusalem, dann erfand sie sich selbst ihre Besucher und Gäste, Joseph von Ägypten, König David oder ihren Großvater, den einstigen Rabbiner. Das waren nicht nur Verrücktheiten dieser Dichterin, es war ihre unerschöpfliche Phantasie, die sich eng mit der Wirklichkeit vermischte. Die Grenzen waren dann manchmal nicht mehr zu unterscheiden. Ihre expressionistischen Kühnheiten, ihre gewagten Bilder waren deshalb auch keine Konstruktionen, sondern Ausdruck ihrer Existenz, die nicht nur eine leibliche war. Else Lasker-Schüler hob jede Identifikation auf: sie war ein brennender Wüstenwind und pflückte Feuer von den Sternen, verschenkte Städte und Länder, den Himmel und die Erde und verlieh Elefantenorden, sie wiegte den Mond und küßte die Sterne, ließ die Gräser wachsen und zeugte die Rehe. Sie wollte mit Hilfe erträumter Namen und Personen aus jeder irdischen Abhängigkeit fliehen, denn sie glaubte, daß man sich so in dieser Welt nicht verwirklichen könne – Benns ,Doppelleben‘ war ihr noch zu gering, sie wollte ein tausendfältiges Leben leben. Und so zog sie unruhig und ewig suchend wie ein Ahasver durch dieses Dasein, von tiefer Religiosität durchdrungen, und 1911 schrieb sie in mystischer Sehnsucht dieses inbrünstige Gebet-Gedicht:

Ich suche allerlanden eine Stadt,
Die einen Engel vor der Pforte hat.
Ich trage seinen großen Flügel
Gebrochen schwer am Schulterblatt
Und in der Stirne seinen Stern als Siegel.

Und wandle immer in die Nacht…
Ich habe Liebe in die Welt gebracht –
Daß blau zu blühen jedes Herz vermag,
Und hab ein Leben müde mich gewacht,
In Gott gehüllt den dunklen Atemschlag.

O Gott, schließ um mich deinen Mantel fest;
Ich weiß, ich bin im Kugelglas der Rest,
Und wenn der letzte Mensch die Welt vergießt,
Du mich nicht wieder aus der Allmacht läßt,
Und sich ein neuer Erdball um mich schließt.

Es war kurz nach der Währungsreform, als ich in einer kleinen Buchhandlung hinter der Sektorengrenze (im Westteil) Das Hebräerland von Else Lasker-Schüler für nur zwei Westmark erstand. Der Oprecht Verlag in Zürich hatte das Buch 1937 gedruckt, aber kaum etwas davon verkauft, und jetzt die Restauflage für das neue Geld an westdeutsche Buchhandlungen verramscht. Es war trotzdem für mich viel Geld gewesen, denn ich mußte den damaligen Wechselkurs von 6:1 bezahlen. Ich besitze das Buch, trotz Wirren und Umzügen und Fluchten, immer noch – die Ausgabe wird inzwischen im Antiquariat hoch gehandelt. Dann gab es Benns Vortrag in der Akademie der Künste, wo er (der sonst so sachlich war) emphatisch ausgerufen hatte:

Sie war die größte Dichterin, die Deutschland je hatte!

Und wir alle begannen jetzt nach ihren Gedichten zu fahnden, die wir nur aus Anthologien kennenlernten. Denn eine Neuausgabe ihrer Lyrik sollte erst sehr viel später erscheinen.
Die eigentliche Erschütterung aber ging zehn Jahre später auf mich aus, als ich Werner Krafts Aufsatz über die letzten Jerusalemer Jahre der Else Lasker-Schüler las, jene bitterschmerzlichen Seiten, in denen der Freund das tragische Ende dieser großen jüdischen Dichterin schildert. Ihr Leben besaß eine große Faszination, weil es ein kompromißloses Leben außerhalb jeglicher bürgerlichen Existenz war. Ihr Ende war wie das Verlöschen einer Flamme. Sie starb zwischen Göttern, zwischen den Göttern ihres Glaubens und denen des Ruhmes. Und sie starb zugleich wie eine der Ärmsten, einsam und ohne Freunde, allein mit ihren Geschichten und Phantasien, in einer engen, einfachen Kammer, auf einem alten Liegestuhl. Ihre letzten Worte waren:

Mit mir geht es zu Ende, ich kann nicht mehr lieben…

Zwei Zeilen, die wie ein Gedicht sind.
Else Lasker-Schüler hat ihr Leben lang, bis in das hohe Alter, geliebt. Sie liebte die Berge, die Sterne, das Meer und den Mond, sie liebte den Kosmos, die Engel und König David – und sie liebte Gott. Als sie einige ihrer religiösen Gedichte – im Grunde waren alle ihre Gedichte religiös – Studenten in Palästina vorgelesen hatte, sagte einer von ihnen, es käme ihm vor, als wolle sie sich mit ihren Versen bei Gott einschmeicheln. Sie bekannte später: es war das höchste Lob, das sie je für ihre Gedichte bekam.
Aber sie liebte auch irdisch. Sie liebte schwärmerisch und ohne Rücksicht auf ihre Partner. Beide Ehen, mit Herwarth Walden und dem Arzt Dr. Lasker, endeten mit baldiger Scheidung. Freunde berichteten, daß sie alle vier Wochen aufgelöst zu ihnen kam und mit den Worten letzter Erschöpfung stammelte, daß sie wieder einmal verliebt sei, so sehr, daß sie glaube, nicht mehr weiter existieren zu können. Das wiederholte sich bis in ihre späten Jahre. Sie schmückte sich, war sie verliebt, mit billigem Warenhausschmuck, behängte sich mit großen Ketten, Ringen und Broschen. Noch kurz vor ihrem Tode, sie war schon über siebzig, schwärmte sie von einem jungen, völlig verarmten Dichter in Jerusalem, für den sie mit ihrem letzten Geld große Diners zubereitete. Als er krank war, pflegte sie ihn hingebend, ließ ihn auf ihrem Bett schlafen und verbrachte dafür ihre Nächte auf dem Teppich. Alle Vorstellungen ihrer Freunde konnten nicht helfen. „Goethe liebte noch mit siebzig“, konnte sie schnippisch antworten, und sie zitierte gern jenen Vers aus dem Westöstlichen Divan:

Unter Schnee und Nebelschauer
rast ein Ätna dir hervor.

Sie schrieb in den letzten Jahren einige der schönsten Liebesgedichte, die die deutsche Literatur besitzt. Hier als Beispiel das ,Liebeslied‘ aus dem Jahre 1940, die Dichterin war bereits 71 Jahre alt:

Komm zu mir in der Nacht – wir schlafen engverschlungen.
Müde bin ich sehr, vom Wachen einsam.
Ein fremder Vogel hat in dunkler Frühe schon gesungen,
als noch mein Traum mit sich und mir gerungen.

Es öffnen Blumen sich vor allen Quellen
Und färben sich mit deiner Augen Immortellen…

Komm zu mir in der Nacht auf Siebensternenschuhen
Und Liebe eingehüllt spät in mein Zelt.
Es steigen Monde aus verstaubten Himmelstruhen.

Wir wollen wie zwei seltene Tiere liebesruhen
Im hohen Rohre hinter dieser Welt.

Else Lasker-Schüler war vielleicht die letzte Dichterin, die ganz aus der Intuition heraus dichtete. Sie schrieb unter dem Diktat des Unbewußten, und meistens wußte sie gar nicht, was sie eigentlich geschrieben hatte. Ernst Ginsberg, ein Freund ihrer Züricher Emigrations-Jahre, berichtete, daß sie eines Morgens mit dem Gedicht „Die Verscheuchte“ zu ihm gekommen sei und ihn nach der Deutung einer bestimmten Zeile gefragt habe, die ihr des Nachts eingefallen war, die sie sich aber nicht zu erklären wußte. Ihr Theaterstück Die Wupper soll sie in drei Nächten niedergeschrieben haben, vom „eigenen Dämon diktiert“.
Wie seltsam, sie gehörte mit Gottfried Benn zu einer Generation, beide schrieben gleichermaßen großartige, formvollendete Gedichte, beide aber nach ganz anderen Mustern. Benn, der Rationalist, richtete sich nach dem intellektuellen Maß, er hatte sich an Poe und Mallarmé geschult und sprach von der ,intellektuellen Machbarkeit‘ eines Gedichts. Zur gleichen Zeit schrieb der Prinz von Theben Gedichte rein aus dem Impetus, aus der Vision heraus. Und wohlgemerkt, Gedichte, die Benns höchste Anerkennung fanden. So schrieb er:

Ihre Themen waren vielfach jüdisch, ihre Phantasie orientalisch, aber ihre Sprache war deutsch, ein üppiges, prunkvolles, zartes Deutsch, eine Sprache, reif und süß, in jeder Wendung dem Kern des Schöpferischen entsprossen … Das Jüdische und das Deutsche in einer lyrischen Inkarnation.

Und Karl Kraus, den sie einmal Dompteur der Sprache genannt hat, legte bereits 1910 ein Bekenntnis zu ihr ab:

Das Gedicht der „Tibet-Teppich“ von Else Lasker-Schüler gehört für mich zu den entzückendsten und ergreifendsten, die ich je gelesen habe, und wenige von Goethe abwärts gibt es, in denen so wie in diesem „Tibet-Teppich“ Sinn und Klang, Wort und Bild, Sprache und Seele verwoben sind. Daß ich für diese neunzeilige Kostbarkeit den ganzen Heine hergebe, möchte ich nicht sagen. Weil ich ihn nämlich, wie man hoffentlich jetzt schon weiß, viel billiger hergebe.

EIN ALTER TIBET-TEPPICH

Deine Seele, die die meine liebet,
Ist verwirkt mit ihr im Teppichtibet.

Strahl in Strahl, verliebte Farben,
Sterne, die sich himmellang umwarben.

Unsere Füße ruhen auf der Kostbarkeit,
Maschentausendabertausendweit.

Süßer Lamasohn auf Moschuspflanzenthron,
Wie lange küßt dein Mund den meinen wohl
Und Wang die Wange buntgeknüpfte Zeiten schon?

An äußeren Ehren hat es ihr zeitlebens gefehlt. Nur einmal wurde sie offiziell ausgezeichnet, mit einem der wichtigsten Kunstpreise, die es zwischen den Kriegen gab, mit dem Kleist-Preis, im Jahre 1932: „Für den überzeitlichen Wert ihrer Verse, der den ewiggültigen Schöpfungen unserer größten deutschen Meister ebenbürtig ist“, hieß es in der Verleihungsurkunde. Sie, die von der Nazipresse als „frivole, morbide Kaffeehaus-Literatin“ beschimpft wurde, mußte 1933 emigrieren. Sie ging nach Zürich, später nach Jerusalem, ins ,Hebräerland‘, das schon immer das Land ihrer Sehnsucht gewesen war.
In den „Hebräischen Balladen“ aus dem Jahre 1913 hat sie ihrer geistigen Heimat ein unvergeßliches Denkmal gesetzt. Aber wie so oft bei ihr: Phantasie und Wirklichkeit paßten nicht zusammen. Als sie zum erstenmal Jerusalem besuchte, war sie enttäuscht von der Armut, vom Elend und vom Schmutz dieser Stadt. Sie hatte sich diesen biblischen Ort ganz anders vorgestellt. Aber sie läßt sich den selbsterfundenen Mythos nicht rauben. Sie schreibt ein Buch Das Hebräerland, dem sie eigene Zeichnungen beigibt, es erscheint 1937 in der Schweiz. Es ist, wie könnte es bei ihr anders sein, kein Reisebericht; es ist eine Vision:

„Wie ist es in Palästina“ – „Anders, meine Lieben!“ antworte ich. Ganz anders wie in allen anderen Ländern unserer Erdteile. Trägt unser Gelobtes Land auch den harten, steinernen, aus Furchen gedrehten Knoten, wie Tibet, am Hinterhaupt, so doch um die Stirne im Haar den unvergleichlichen holden Orangenblütenkranz. Die auserlesene Erde des Einigen, Einzigen Gottes auch nur im Gedanken mit einem Seiner Schöpfungen Lande paaren zu wollen, berührt wie religiöser Dilettantismus. Denn Palästina ist nicht von dieser Welt! Sein Jerusalem spielt mit dem Himmelreich einträchtig. Bereiste ich auch nicht eine jede Zacke unserer Sterne, so doch im Schlummer der Nacht. Dafür sorgte schon fürsorglich die Ewigkeit. Manch einem nicht Wetterfesten ist Palästina ein furchterregendes Land, da es noch herrührt von der Urliebe und dem Urzorn des Ewigen. Stein reiht sich an Stein, erhebt sich über den Stein noch hinaus, und die Natur in den unbepflanzten Gegenden, grünverblichene Ruinen, die nach Frühling schreien. Neu blüht aus ihnen gottliebes, junges Reis.
In roten Judenbeduinenschuhen schreitet Palästinaerde bis in das Grenzenlose des Jenseits. – Tulableich – des Heiligen Landes steinerne Locken, aber der junge Bauernsohn und seine Bäuerin schmücken sie mit frischen Orangen. Ein tausendmaltausend zeitloses Land ist Palästina, die Schwester des Himmelreichs. Gott aber erhob sie in den ernsten Königinnenstand! Wir Juden alle sind ihre Vasallen. Hört, ihr Völker der ganzen Welt, schließt Frieden mit uns, wir dürsten nach Frieden, nach dem ungetrübten Wasser gemeinsamen Quells!
Von Jerusalems heiligen Felsen brach der Schöpfer den Stein zum Bau der Welten. Wir Juden beten im Gemüte, jenseits der Welten, für den Frieden. Jerusalem ist kein Asyl, das vernehme gefälligst die Menschheit der ganzen Welt. Jerusalem ist ein einziger einiger Tempel, den der Jude voran und alle Geschöpfe andächtig respektieren und lieben sollen mit ihrem ganzen Herzen, mit ihrer ganzen Seele und ihrer ganzen Kraft!

1940 kehrt Else Lasker-Schüler zum zweitenmal nach Palästina zurück. In Europa wütet der Krieg; in Deutschland werden die Juden verfolgt, in Konzentrationslager eingesperrt und getötet. Viele Freunde und Verwandte der Dichterin sind dabei. Aber sie empfindet keinen Haß, nur Schmerz und Verzweiflung. Ein mystisches Suchen ist in ihr – nach einer besseren Welt. Ihre Gedichte, die in dieser Zeit entstehen, sind von tiefer Tragik umwittert, sie widmet sie den „unvergeßlichen Freunden und Freundinnen in den Städten Deutschlands und denen, die wie ich, vertrieben und zerstreut in der Welt, in Treue“! Sie darf es noch erleben, daß ihre letzten Verse in Palästina gedruckt werden.

MEIN BLAUES KLAVIER

Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.

Es steht im Dunkel der Kellertür,
Seitdem die Welt verrohte.

Es spielen Sternenhände vier
– Die Mondfrau sang im Boote –
Nun tanzen die Ratten im Geklirr.

Zerbrochen ist die Klaviatür…
Ich beweine die blaue Tote.

Ach, liebe Engel, öffnet mir
– Ich aß vom bitteren Brote –
Mir lebend schon die Himmelstür –
Auch wider dem Verbote.

Ohne Zweifel, die Bedeutung der Else Lasker-Schüler geht weit über unser Land und unsere Zeit hinaus. Sie ist die Sappho unseres Jahrhunderts, eine „schwarze Sappho, der die Welt entzweigegangen ist“. Sie hat das Jüdische und das Deutsche, das Jüdische und das Europäische auf eine imaginative, dichterische Weise vereinigt. „Mit ein bißchen Liebe geht es schon, daß Jude und Christ ihr Brot gemeinsam in Eintracht brechen“, sagt sie. Sie war Abendland und Morgenland zugleich, alttestamentarisch auf der einen Seite und rationalistisch aufgeklärt auf der anderen, sie war Engel und Psalmist, Liebende und Trauernde.

Ich bin in Theben geboren, wenn ich auch in Elberfeld im Rheinland zur Welt kam. Ich ging bis elf Jahre zur Schule, wurde Robinson, lebte fünf Jahre im Morgenland, und seitdem vegetiere ich.

Im Morgenland lebte sie in einer engen Kammer, fütterte morgens die Spatzen, kaufte für die Bettler Kuchen, und einem Kind, das wahnsinnig war, brachte sie jeden Mittag eine Schüssel mit Reisbrei; sie mischte sich unter die Gäste einer hebräischen Hochzeit und schenkte der Braut ihr Armgeschmeide; sie gründete eine Vereinigung Der Kraal, in der sie bei Kerzenschein Gedichte las; sie holte berühmte Gelehrte und Dichter zu Leseabenden herbei und trug selbst die Einladungskarten für ihre ,Indianer‘ aus, denn jeder, der ihren Kraal besuchte, war ein Indianer. Manchmal machte sie am Tage fünfundsiebzig Wege, erschöpft sank sie dann in ihren Liegestuhl und es überfielen sie die Gesichter und Gestalten aus dem Alten Testament, mit denen sie einsame Fürsprache hielt.
Sie starb am 22. Januar 1945, kurz vor ihrem 76. Geburtstag. Am Fuß des Ölbergs liegt sie begraben, dort wo Jesus gelitten hat. Der Ölberg war später arabisches Gebiet, verlassen und unwegsam, das Grab ist nicht mehr auffindbar. Das könnte in ihrem Sinn gewesen sein, denn für sie hat es nirgendwo eine ,Wohnstatt‘ gegeben. Ihr ganzes Erdendasein war ein einziges Exil, ob sie die Jahre nun in Wuppertal, Berlin, Zürich oder Jerusalem verbrachte. Nur Ewigkeit ist kein Exil, hat sie einmal geschrieben. Bei ihrem Begräbnis, zu dem nur einige, wenige Freunde erschienen waren, sprach der Rabbiner ein deutsches Gedicht, etwas Einmaliges bei einem Begräbnis in Jerusalem, das auch nie wieder geschehen sein soll. Er sprach eines ihrer letzten Gedichte:

Ich weiß, daß ich bald sterben muß
Es leuchten doch alle Bäume
Nach langersehntem Julikuß –

Fahl werden meine Träume –
Nie dichtete ich einen trüberen Schluß
In den Büchern meiner Reime.

Eine Blume brichst du mir zum Gruß –
Ich liebte sie schon im Keime.
Doch ich weiß, daß ich bald sterben muß.

Mein Odem schwebt über Gottes Fluß –
Ich setze leise meinen Fuß
Auf den Pfad zum ewigen Heime.

Horst Bienek, aus Jürgen Petersen (Hrsg.): Und triffst Du nur das Zauberwort. Literarische Porträts, Propyläen Verlag, 1967

 

Jürgen P. Wallmann: Deutsche Lyrik unter jüdischem Dreigestirn, Merkur, Heft 225, Dezember 1966

 

 

ELSE LASKER-SCHÜLER

Gebeugte Esel in Jerusalem klagen:
Wo ist die heilige alte Frau, die Sängerin Else.
Keiner füttert mehr die Esel mit blitzendem Zucker
und hilft, des Kastells verwundete Steine tragen,
Steine, die mit einem „Oj“ vom Herzen fallen
allen, die in das Land herkommen, ein Schatz von Steinen!
Um ein Heim zu baun für den heimlosen König Messias.

Einst war ein Esel vom Berg heruntergepurzelt,
verlor einen Vorderzahn. Doch die Alte, sie schmolz
ihren Ehering bei Reb Nissim, dem Goldschmied der Altstadt,
und schenkte dem Esel einen goldenen Zahn.

Und wer verstand wie sie das Weinen des Schöpfers?
Schon ist alles erschaffen! Die Ewigkeit ewig,
eine Kette im Nacken, und niemals eine andre…
Im Hotel, auf dem Blauen Piano, spielt sie Seine Erinnerung,
als er der Meister der Singvögel und Löwen war
und schrieb mit Bäumen sein neues Garten-Eden-Gedicht,
knetete einen weiblichen Reim aus einer männlichen Rippe.

Beim Spielen sterben ihr allmählich die aschenen Finger.
Noch darf sie nicht sterben! Eine junge verliebte Emse,
zerbissen aufs Blut, irrt im Zimmer umher
und spielt mit der Greisin zu zweit auf den alten Tasten.

Noch darf sie nicht sterben! Die Sonnenrose im Garten
brach, eine Welt! Die Samen – goldhäutige Menschen.
Man wird sie verkaufen am Markt, und schindet ihnen die Haut ab…
Den goldhäutigen Menschen… Sie muß die Sklaven befrein.

Noch darf sie nicht sterben! Im Meer sind Wellen geboren,
können nicht reden, und fordern mit Kinderhänden!
Ihr Wiegen-Gebet, es wird zu Ende gesungen,
heut soll kein Sturm die rosa Seelchen verschlingen.

Wo ist der Anfang des Himmels? – In Jerusalem.
Jetzt ist die Greisin ein Stern, hinschwebend über den Häusern.
Die Stadt – ein blaues Klavier. Eine verschleierte Braut.
Ich geh auf steinernem Teppich mit Else zu zweit,
trunken vom blauen Klavier und von Visionen zerschnitten.

Abraham Sutzkever

 

 

 

Carl Stern: Erinnerungen an Else Lasker-Schüler

Wieland Herzfelde: Else Lasker-Schüler

Nadine A. Brügger: „Nie lernte ich so viele Menschen kennen mit Minderwertigkeitskomplexen und masslos dicker Arroganz“ – Else Lasker-Schüler liebte und hasste Zürich

Zum 60. Todestag der Autorin:

Hubert Gaisbauer: Vielleicht glaubt Gott an mich
Die Furche, 20.1.2005

Zum 70. Todestag der Autorin:

Burkhard Reinartz: „Meine Seele verglüht in den Abendfarben Jerusalems“
deutschlandfunk.de, 21.1.2015

Zum 150. Geburtstag der Autorin:

Else Lasker-Schüler 150 Jahre Meinwärts
els2019.de

Lutz Hagestedt: Das Herz der Avantgarde
literaturkritik.de, Februar 2019

Peter Mohr: „Bin ein tieftrauriger Mensch“
titel-kulturmagazin.net, 11.2.2019

Oliver vom Hove: Eine große Liebende im Porträt: Else Lasker-Schüler
Der Standart, 3.2.2019

Stefan Dege: Lyrikerin, Poetin, Zeichnerin: Else Lasker-Schüler zum 150. Geburtstag
Deutsche Welle, 8.2.2019

Ulf Heise: Der „schwarze Schwan Israels“
FreiePresse, 8.2.2019

Andreas Kilcher: Prinz Jussuf von Theben, die Dichterin aus Wuppertal
tachles.ch, 8.2.2019

Christian Lindner: Die Dichterin Else Lasker-Schüler
deutschlandfunk.de, 11.2.2019

Andreas Platthaus: Fernab der Stiefwelt
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.2.2019

Thomas Hartmann: Else Lasker-Schüler – die provokante Poetin
mdr.de, 11.2.2019

Ulrike Sárkány: Große Lyrikerin mit positivem Weltbild
ndr.de, 11.2.2019

Natascha Freundel: Am Grab von Else Lasker-Schüler
ndr.de, 7.2.2019

Marie Luise Knott: Blau vor Paradies
perlentaucher.de, 14.5.2019

 

Zum 75. Todestag der Autorin:

Nina Schmedding: Immer unbeirrbar sie selbst
domradio.de, 22.1.2020

 

 

 

 

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Porträtgalerie: Keystone-SDA

 

Else Lasker-Schülers Lebenszeichen aus Berlin im Deutschen Literaturarchiv Marbach.

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