MARINA ZWETAJEWA
Wie Hundstod
anonym dein Grab.
aaaaaaaaaaaaaa aFrüh
aaaaaaaaaaaaa aaausgezehrte Horizonte
(aber, der rauben wollte
ihr den billigen Rest, sie
teilt den letzten Schluck
mit ihm).
aaaaaaDas Fahntuch Armut
aaaaaafest um die Brust, so
aaaaaavon Land zu Land, bis
kahler Glanz,
die Seine stieg:
aaaaaaaaim Morgen Sacré Cœur: der
aaaaaaaagesprungene Herzton… und
aaaaaaaaTrennung wieder
aaaaaaaaMauer die
aaaaaaaaSpurlosigkeit,
aaaaaaaaaaaaaaaaund −
aaaaaaaaaaaaaaaajeder Atem
aaaaaaaaaaaaaaaawie Würgschnur:
in Schnee-Gruft-Ferne das eigen-
geborene Blut.
aaaaaaaa(Was soll Weinen da!)
*
Hinter all dem
Verschatten
aaaaaaaaaaaaaaaaEinblick haltend
aaaaaaaaaaaaaaaadas genaue Wort:
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahell
an Schwermuttischen, im Fremden
aaaaaaaaaaaaaaaaschmaler Vogel,
aaaaaaaaaaaaaaaaunversehrt
unter den Schüssen hin.
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaSpäter, vor des
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaVerfinsterten Braue,
der ungeheuer der
gebot,
aaaaaaaaaaaaaaaSchweigen licht-
aaaaaaaaaaaaaaaverwehrt, das
Signal der Stille einst
zwischen den haß-
verbissenen Fronten.
aaaaaaaaaaaaaaaaa(Beim Knarren, nachts,
aaaaaaaaaaaaaaaaader Treppen Rußlands, sie hört
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaflügellos, flußauf
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaflußab
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaflatternd Angst).
Im Mantel der eigenen Zartheit
ein vergehendes Licht (keine Zeile
aaaaaaaaaaaaaaaaaaain zwanzig Jahren
aaaaaaaaaaaaaaaaaaavor die Augen ihres Lands).
*
Ausgerissen dem Wort
die un-
gespaltene Zunge,
aaaaaaaaaaaaaaaaaaasie haben gesprochen
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaheilig
aaaaaaaaaaaaaaaaaaadie Verdrehung,
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaGesichtslose, kellerstumm,
aaaaaaaaaaaaaaaaaaahenken.
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaVon weit auch gegen sie
führen die eigene Hand:
(Wie lange schon leer-
geschossen
die letzte Umarmung!)
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaFernster innerster Planet
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaihr Gruß, an den
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaSilbenlosen, kreist:
du freier, Tod du: Worte
Leben…
aaaaaaasollst,
aaaaaaaSteppenwind, mich leicht
vergessen, nur fernwo einer
irgendwer, im Blätterfall,
aaaaaaadu sollst
aaaaaaaleicht an mich denken,
aaaaaaadie ich
aaaaaaawar.
Zeit
der Knochen!
Erinnerung als Mahnung in den Vers, Erlebt-Erfahrenes ins Bild zu bringen, das besagt schon der sachlich-spröde Titel von diesem Gedichtband Erich Arendts, entstanden in den Jahren 1967 bis 1976, als er schließlich im Insel Verlag Leipzig 1976 erschien.
Ein Titel fern metaphorischer Überhöhung (Gesang der sieben Inseln von 1957) oder metaphysischer Sinngebung (Feuerhalm von 1972 oder Zeitsaum von 1977); ein Titel, der exakt benennt, worum es ihm in jenen Jahren ging: wo er sich gerade aufhielt, worauf er sich besann, um sich im Licht vergangener Geschichte seiner selbst zu vergewissern, angeregt, ja erregt von gegenwärtigem Geschehen und Ereignissen, um diese verschiedenen Zeitebenen zusammenzubringen, wie es eben nur der vielschichtige Vers, das gerade noch erreichbare Bild vermag – darauf war er aus. Wie immer bei ihm skrupulöser Schreibprozeß, an dem ich in diesen Jahren, von ersten Fassungen im Manuskript bis zu denen, die er dann für das Buch gelten ließ, teilnehmen konnte. Arendt teilte sich schon von ersten Versentwürfen gern einem Adressaten mit, Zustimmung oder Zweifel herausfordernd, auf Einspruch geradezu erpicht, eigene Gewißheit oder Bedenken schon von Beginn an ins Gespräch, in Disput zu bringen, um das Gedicht zu der Gestalt voranzutreiben, die er gelten ließ – jedenfalls bis zum Zeitpunkt des Drucks. Er änderte ja, wie man weiß, oft noch längere Zeit danach, an diesen Buchfassungen. Das Jahr 68 – mit dem Prager Frühling und seiner Niederwalzung im August 68 – rief ihm nahezu automatisch Geschehnisse in Situationen und historischen Konklusionen herauf, mit deren Protagonisten er bekannt und an verschiedenen Orten zusammengetroffen und damit auch ins Geschehen verwickelt war. Sollte und konnte man dazu wirklich „Klartext“ reden? Im Gedicht, das nicht nur als Dokument, vielmehr als vielschichtiges Zeitzeugnis authentisch wiedergab, was ihm bruchstückhaft im Gedächtnis lebendig war? Text, der die sich überlagernden Lebensphasen nicht nur festhielt; Erinnerungsbilder, wie sie ihn oft alptraumhaft heimsuchten. Quälende Fragen, die, wie ich weiß, sein Alterswerk zeichneten und bestimmten. Imponderabilien, denen mit gängigen Einwänden von „Geheimniskrämerei“ oder „skurril“ nicht beizukommen war, wollte man sie nicht eingleisig verstehen oder gar beurteilen. Texte wie „Hafenviertel I“ und „II“.
Das Hafenviertel von Marseille war für Arendt ein mit seinem Lebensschicksal verbundener Ort. Dort war er 1941 – selbst auf der Flucht, in unsicheren Verstecken auf ein Visum ins künftige südamerikanische Exil hoffend – dem tschechischen Kommunisten Arthur London, unter seinem illegalen Namen Gerard, begegnet.
London, Spanienkämpfer gegen Franco wie Arendt – ein Jahrzehnt später in den Prager Slansky-Prozessen nach qualvoller Folter – es spaltet die Lippe sich um den Schrei-um Schrei – zum Tode verurteilt, dieser Gerard war damals im Hafenviertel von Marseille mit dem Amerikaner Noel Field zusammengetroffen, der mit einer Hilfsorganisation Antifaschisten vor der Verfolgung der deutschen Besatzung – der Tod ist ein Meister aus Deutschland, zitiert Arendt Celan – retten konnte. Field, der dann – Noel, spätrer Verleumdung Gefährte − in eben diesen stalinistischen Schauprozessen von den Tribunalen als Hauptzeuge auch gegen London benutzt wurde:
als hätten Leiden Vernunft unter der
Gleichung LÜGE MACHT
Im August 68, als die Truppen der Warschauer Pakt Mächte in Prag einmarschieren, um den Reformversuch zu einem „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ zu ersticken – verloren
die winzige Ande Hoffnung: fatamorgan
entsteht das Gedicht „Łeba“ mit den Schlußzeilen:
Der Tag
erwartet sein Urteil.
Du gehst
im Arm kein Hoffen, hinab
zum Fluß:
Wir standen…
Fahne
der Haut wir…
Verscharrt ist
das hell-
sichtige Wort:
Libussa.
Zu diesem Gedicht, das er dann für das Buch gelten läßt, gibt es eine erste, ganz dem spontanen Eindruck der Ereignisse folgende frühe Fassung, die Arendts Arbeit an seinen späten Gedichten veranschaulicht, wenn er, ganz noch im Gestus der zornigen Spaniengedichte von einst, zunächst notiert:
Hueba
Prag-fern, es läutet
auch hier in den Dünen:
Tod, seit Tagen die Ätherwellen,
die nisten von Lug und Macht
ein schreckliches Rollen
ins Hirn. Und das Ohr lauscht
am Sand, als sei er der Baugrund
allen Geschehns. Weiß und böse
um uns ein Glanz überm Meer.
Und nachts träumt die Angst
im Hof: dem[n] geschlagenen Hirten
umringen die Schafe:
Blutzeichen auf der Stirn.
Und erinnerst: einst im Verlies wie
federgeschleißt die Flugschwinge
wurde, Foltermale an den Sohlen
der Traum, an der Zellenwand
stündlich gekreuzigt der Schatten
der Wahrheit, bis die Zunge
ihr sich versagte. Draußen, ein irr-
amputiertes Tier in den Straßen
hufelos lag, das Licht
Blutzeichen auf der Stirn.
Nun sieht, machterfahren,
das Auge den Platz leergewalzt,
ohne die trauende Tiefe der Blicke,
wo, ein Phantom, hohles Gerüst
der Tag steht, abwartend das Urteil:
gehenkt oder ein dünender Zorn.
Prüf, sagen sie, mit den Zähnen
den dargebotenen Silberling,
die Stunde dient dem Verrat
Blutzeichen auf der Stirn.
Wir stehen wir standen wir werden
im Wind auf der Brücke stehen
eines Abends, Freunde der Welt
am Arm, eingehängt: ein winziges
Hoffen, unter uns abgrund-
tief der Acheron, Geschichte:
uns ohnmächtge Trauer, zeichnet
die Stirn.
Sicher konnte dieser fast prosaisch-ausführliche Text seinen gewandelten poetischen Ansprüchen, geschult auch an den Aussparungen der Dichtung Paul Celans – und schon / zerfattert / der / Blütenständige / Laut / gesichtetes Zeitlos … („Dem Gedächtnis Paul Celans“) längst nicht mehr genügen; so daß ich nicht Rücksicht auf äußere oder innere Zensur vermute (wie es geschah), weshalb ihm diese erste Niederschrift als Gedicht nicht mehr gültig erschien. Er fügte allerdings in dem uns signierten Band dem Gedicht „Łeba“ handschriftlich die Zeitangabe 1968 hinzu, vermutlich, weil ihm nunmehr die metaphorische Bezüglichkeit allein nicht auszureichen schien. Mit dem Symbolum des Namens Libussa, wußte er, verbindet sich nach der Sage die Seherin (vergleichbar der griechischen Kassandra: die lächeln, wissen zuviel) aber auch Begründerin der Stadt Prag, Zentrum tschechischen Nationalbewußtseins gegen alle fremde Expansion. Und Arendt widmete das Gedicht zudem Carlfriedrich Claus, Schöpfer der genuin-einmaligen Sprachblätter – (Claus arbeitete für eine Auswahl von Gedichten Arendts in der renomierten Reihe Poesiealbum ein Blatt und war seitdem mit ihm befreundet). Claus hatte mit einem Blatt „Schweigen“ seinerseits auf die Prager Ereignisse reagiert und in seinem Tagebuch ein „Traum-Gespräch“ mit Erich Arendt aufgezeichnet, in dem er dieses Schweigen nicht nur als Signum für betroffenes „Nichtsprechen“ verstand, sondern unisono als „Willensimpuls“, sich der Gewalt zu widersetzen. Autonomes Widerstehen schlechthin aber sah Erich Arendt im Werk der russischen Dichterin Marina Zwetajewa während der Stalinzeit verkörpert – keine / Zeile / in zwanzig Jahren / vor die Augen ihres Lands − Gedichte, die er in den Übertragungen der Lyrikerin und Freundin Elke Erb näher kennengelernt hatte. In seinem Gedicht „Marina Zwetajewa“ setzt er das autonome Selbst-Verständnis des Poetischen gegen allen Anspruch politischer Macht:…
……
Hinter all dem
Verschatten
aaaaaaaaaaaEinblick haltend
aaaaaaaaaaadas genaue Wort:
…………………
aaaaaaaaaaaSchweigen licht-
aaaaaaaaaaaverwehrt, das
Signal der Stille einst
zwischen den haß-
verbissenen Fronten.
…………………
Ausgerissen dem Wort
die un-
gespaltene Zunge…
……
Zeit
der Knochen!
Es gilt die mannigfachen intertextuellen Berührungspunkte und Kontinuitäten innerhalb der verschiedenen Texte des Bandes zu entdecken, um sie gänzlich zu erschließen.
Zentrale Gedichte sind den Dichterfreunden Peter Huchel und Stephan Hermlin gewidmet. Huchel, in dessen Haus in Wilhelmshorst bei Potsdam, Arendt, nach Huchels Vertreibung aus der DDR 1973, seinen Wohn- und Arbeitsplatz fand
……
Da
den Schrei in die Brust
zurücktreibt (bestehn
bestehn das Gewesen) er…
(Gedicht „Kein Korn kein Rauch“)
Im Gedicht „Erkanntest“ für Hermlin findet er, in Umkehrung der gängigen Rede von den ungetreuen Zeitgenossen, Renegaten genannt, die für das Jahrhundert gültige Metapher: Ungetreu nicht sie, sondern das Meer, die Zeit, die an ihnen Verrat verübt:… doch
im Verstummen, – so lange
im Worthauch, lebst du −
lös ein Letztmal
die Zunge, Alter,
was sagt
scharfäugigen Dunkels
das treulose Meer
von der Fahrt…
Zeilen, die man als Gleichnis über dieses Buch der erinnernden Bilder von Erich Arendt stellen kann.
Nur auf seinen Fahrten jener Jahre in den Süden Europas, an der nordspanischen Küste, in der Bucht Cala Montjoy, findet er in der Mitte der 70er Jahre:
aus der Spiegelschrift
meerischen Himmels…
die dunkelhäutige Antwort
des Steins.
wonach er Zeit seines Leben sich sehnte und uns als Selbstzitat im Mai 76 ins handschriftlich signierte Buch schrieb:
euch,
die lustnackt
gereffte Freude
Gerhard Wolf, Nachwort
Erlebt-Erfahrenes ins Bild zu bringen, das besagt schon der sachlich-spröde Titel von diesem Gedichtband Erich Arendts, entstanden in den Jahren 1967 bis 1976.
Arendt teilte sich schon von ersten Versentwürfen gern einem Adressaten mit, Zustimmung oder Zweifel herausfordernd, auf Einspruch geradezu erpicht, eigene Gewißheit oder Bedenken schon von Beginn an ins Gespräch, in Disput zu bringen, um das Gedicht zu der Gestalt voranzutreiben, die er gelten ließ – jedenfalls bis zum Zeitpunkt des Drucks.
Gerhard Wolf, Rimbaud Verlagsgesellschaft, Klappentext, 2007
Erinnertes und Geschautes, Sinn und Sinnlichkeit, Vergangenes und Gegenwärtiges bedingen einander in dieser lyrisch-existentiellen Bestandsaufnahme. Die siebenunddreißig hier erstmals verbuchten Gedichte, zu einem motivischen Zyklus in vier Sätzen gefügt, ergeben vielstimmige und beziehungsreiche Partituren des Gedenkens: an Landschaften, an Menschen, an Liebe und Abschied, und an den Tod, den immer gegenwärtigen, der die Intensität der Bilder und Erinnerungen steigert. Gedenken auch an Kunst, an Worte, die Tod überdauern, und was sich sonst findet auf der Suche nach dem haltbaren: auch die als kräftiges Trotzdem gehißte „lustnackt gereffte Freude‘.
Der Dichter ist Sehender und Seher, nach Klarheit suchend, wahrnehmend, sieht der Zeit und der Vergänglichkeit ins Auge, bietet ihr Widerpart im Bilden und Erinnern. Eine erstaunliche Altersdichtung, scharfsichtig, jung in ihrer Unbedingtheit, kräftig unsentimental, fern von jeglicher Idyllisierung und Verklärung und auf Tröstungen verzichtend.
Der Autor schlägt den Bogen zur Kindheit, der eigenen und der der Menschheit, und, über sich selbst hinausgehend, ins Künftige, besorgt noch um den ,Schrei am Himmel von morgen‘.
Wie in den Bänden Ägäis und Feuerhalm wird archaische Mittelmeerlandschaft, sinnlich erfahren und geistig erlebt, zum Spielraum der Visionen. Die kräftigen Antinomien dieser Natur ergeben Metaphern, Symbole, Modelle menschlicher Grundsituationen. Die Text sind voll Schönheiten und beschönigen nicht. Kaum redselig, eher karg, wie alte Mythen überliefert werden, und dabei ganz heutig im reichen Beziehungsgeflecht. Doch geben sich viele Gedichte mitteilsamer und zugänglicher als manche in früheren Sammlungen. Viele Texte kann man als Landschaftsgedichte, fassen oder als Liebesgedichte – sie sind beides, und mehr. Sie erinnern an Geschichte, miterlittene und erkämpfte. Er ist willens, alles Lebbare is zur Neige auszuschöpfen und auszutrinken, alle Lust, auch das Herbe und Bittere, und den Traum und die Hoffnung.
Insel Verlag Leipzig, Klappentext, 1976
Ein neuer Gedichtband des dreiundsiebzigjährigen Nestors der Lyrik in unserem Land – wie jedes, so auch diesmal ein Stück Lesearbeit und Nötigung, Sprache primär als Ausdrucksmittel ernst zu nehmen, alle eigenen Vorstellungs- und Sprachklischees zu vergessen. Nur so öffnen sich auch die neuen Gedichte Arendts allmählich – als subtiler lyrischer Ausdruck eines zugleich höchst elementaren und höchst komplexen Weltbewußtseins unserer Tage, nicht zuletzt als seltenes Beispiel großer Altersdichtung. Pathos und hymnische Sangart treten zurück, der freie Rhythmus kommt in kürzeren Schritten, die wie eh und je neuschaffende Sprache redet knapper, karger, gedrängter noch als bisher. Klarsicht und Nüchternheit des Alters verbinden sich faszinierend mit der alten Energie männlich-kühnen Bildzugriffs.
Wieder wird die heroische Fels- und Meerlandschaft der großgriechischen Inselwelt und der spanisch-französischen Mittelmeerküste zugleich visionär-sinnlich und abstrakt-symbolisch völlig unvermittelt in die Verse gestellt, als mythische Existenz- oder als mythische Geschichtslandschaft. Daß uns die Dimension des Mythischen in der Lyrik wieder guten Gewissens nennbar geworden, nicht gänzlich verloren gegangen ist, haben wir nicht zuletzt Erich Arendt zu danken. Gegenüber oder inmitten nackter Felsenwelt begreift er die unendliche Härte, aber auch die kleine Größe, die allgewaltige Tod-, aber auch die kleine Hoffnungsverwiesenheit menschlicher Existenz.
Hier spricht einer, der auf den Tod zugeht, weitoffenen Auges, der keine Tröstungen bereithält, aber einer, der sich behauptet, ein „mächtiger Zecher der Zeit“, einer der bekennt:
Nur, wer vergänglich –
gilt
Von hier aus fällt der Blick zurück auf die Kindheit, auch sie in mythisch-großen Naturbildern vergegenwärtigend. Nicht anders wird der Unheilsgang der spanischen Geschichte und das eigene Emigrationsschicksal lyrisches „Bild“, erhält beides in solcher Sehweise seine Unfaßlichkeit und Gewalt zurück, die kein Geschichtslehrbuch zu vermitteln vermag. Daneben tritt die verdichtende Nachschöpfung von Bildern eines so aufs Existentielle drängenden Malers wie Edvard Munch. Bald genannt, bald ungenannt sind auch andere gegenwärtig, Hölderlin, Kafka, Lorca, Marina Zwetajewa, Paul Celan, große Leidende und große Dichter ineins. Neben Phaidra oder Kassandra tritt aus mythischer Vorzeit Libussa, die sagenhafte Gründerin Prags, die weise Gesetzgeberin („verscharrt ist / das hell- / sichtige Wort“ heißt es von ihr trauervoll). Überall Größe und Weite des Blicks, das bitter Nötige für jeden Tag.
Eberhard Haufe, Thüringer Tageblatt, 24.2.1977
Gregor Laschen: Poesie als Geschichtsschreibung. Zu den neuen Gedichten des DDR-Lyrikers Erich Arendt
General-Anzeiger, 18.6.1976
Utz Riese: Blutzeit-gemauert
Neue Deutsche Literatur, Heft 9, 1976
Gregor Laschen: Rebellion in Versen. Neue Gedichte des Ostberliner Lyrikers Erich Arendt
Die Zeit, 21.10.1977
Joachim Günther: Über die Schwierigkeiten des DDR-Lyrikers Erich Arendt
Neue Deutsche Hefte, Heft 2, 1980
Es war, glaube ich, im Sommer 71, als wir uns das erste und bisher einzige Mal begegnet sind. Nicht in der BRD, nicht in der DDR, sondern in Italien, am Lago die Garda, zwischen Gargnano und Gardone, in einer Trattoria, in Gesellschaft gemeinsamer Freunde. Es war mehr oder weniger Zufall, daß wir uns trafen. Allerdings: mit dem Vorstellen klappte es nicht. Schuld war der magenkranke und äußerst nervöse Wirt, der blusterig auf mich einredete, ich hätte vorher anrufen und einen Platz bestellen sollen. Kein Stuhl mehr frei, jetzt sei stagione. Als sich dann schließlich doch noch einen Stuhl fand und ich neben Ihnen saß, fiel am Tisch das Wort inkognito. Ich weiß bis heute nicht, wer inkognito war oder bleiben wollte. Aber ich wußte ja, neben wem ich saß, wenn umgekehrt Sie auch nicht gewußt haben, neben wem Sie saßen. Trotzdem haben wir uns angeregt unterhalten. Fast drei Stunden lang. Wir hatten eine Reihe gemeinsamer Bekannte, wie sich herausstellte. Einer war der Kunsthistoriker Paul Reissert. Da wir über andere sprachen, war es einfach: einer wollte inkognito bleiben und einer ist es geblieben. Ich kam gerade aus Rom. Sie waren auf dem Wege nach Rom.
Wir sprachen auch über Rom.
In Rom lebte damals Peter Huchel, als Gast in der VILLA MASSIMO. Sie wollten Huchel besuchen, ich hatte ihn besucht. Ich dachte: jetzt sehen sich diese alten Freunde in Rom wieder: der eine, glücklich, wieder einmal nach Rom zu kommen, der andere voller Sehnsucht nach den märkischen Seen, nach dem märkischen Sand, den märkischen Kiefern. Deutsche Künstler in Italien. Ich erinnere mich, daß ich Ihnen die Geschichte von dem Maler Grewe erzählt habe, der in den 20er Jahren den Villa Romana-Preis erhielt und mitten im heißesten Sommer in seinem Florentiner Atelier norddeutsche Winterlandschaften malte.
Das muß aber nicht so sein. Ihre Gedichte aus Italien, Frankreich, Spanien und Südamerika beweisen es. Landschaften, so visionär gesehen, stehen plötzlich real vor dem Auge des Lesers. Ich habe, weil ich es vermeiden wollte, über uns zu sprechen, Ihnen nicht erzählt, auf welch seltsame Weise ich zum ersten Mal Gedichte von Ihnen kennenlernte. Das war 1952. Ich wohnte damals auf einem Dorf in der Nähe von Göttingen. In diesem Dorfe lebte ein Klavierstimmer, der eine ziemlich umfangreiche Bibliothek besaß. Bei ihm lieh ich mir öfter Bücher aus. Eines Tages gab er mir Ihren Band TRUG DOCH DIE NACHT DEN ALBATROS! Ich konnte es dem Mann nicht mehr zurückgeben. Er hatte sich erhängt. Über 25 Jahre sind das her. Dieses Buch hat alle Umzüge mitgemacht. Jetzt liegt es neben mir, auf meinem Schreibtisch in München. Morgen fahre ich nach Köln. Von Köln nach Rolandseck, um Gregor Laschen diesen Text zu bringen. Für das Buch zu Ihrem 75. Geburtstag. Jetzt kann ich das Inkognito lüften. Herzliche Glückwünsche und auf ein baldiges Wiedersehen!
Hans-Jürgen Fröhlich, aus: Gregor Laschen und Manfred Schlösser (Hrsg.): Der zerstückte Traum • Für Erich Arendt, Agora Verlag, 1978
Daß die Zeiten für Dichter hart sind, hat sich herumgesprochen. Warum sollte es auch anders sein, da doch die Zeit mit ihren enormen Auseinandersetzungen und Bedrohungen auf zahllose Menschen erbarmungslos einschlägt, auf ihre Träume, auf ihr Wachen. In Erich Arendts bewunderungswürdigem Werk gibt es furchtbare Brüche, Unterbrechungen, die eine Epoche einem kämpfenden Dichter beibrachte wie Spuren von Fausthieben. Bei ihm wie bei einigen anderen tritt eine Komplikation hinzu, die ihm das Leben nicht gerade erleichtert: philosophisch-politische Entscheidungen und sprachliche Entwicklungen sind nicht deckungsgleich, vollziehen sich nicht simultan. Vor Erich Arendts Werk ist so mancher Kritiker durchgefallen.
Der ganz junge Arendt beginnt in der Nachfolge August Stramms, aber zugleich mit dem Versuch, über Stramm hinauszugelangen. Diese Gedichte stehen in Herwarth Waldens Sturm und rufen den Ärger seiner neuen Gefährten und Verbündeten hervor; denn beinahe gleichzeitig tritt Arendt der KPD und dem Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller bei. Der Beginn des Faschismus in Deutschland, das Exil, der Kampf in den Reihen einer katalanischen Division für die spanische Republik zeigt Arendt im Besitz einer zeitgenössischen Sprache, die klassischen Formen vertraut. Dies setzte sich fort in einem langen kolumbianischen Aufenthalt. Ich entsinne mich des Tages, an dem Erich Arendt aus dem Exil zu mir kam. Wir sprachen über seine Gedichte und die endlosen Jahre, die hinter uns lagen. Mir war klar, daß diese Dichtung es nicht leicht haben würde, aus mehreren Gründen: der zweite Strang des Arendtschen Werks wurde sichtbar, seine nie genug zu rühmenden Übertragungen spanischer und lateinamerikanischer Dichtung, die uns Neruda, Alberti, Hernández, Aleixandre, Guillén und andere nahebrachten; gerade dies zeitigte Mißverständnisse, weil man lange von internationalen Entwicklungen abgeschnitten gewesen war und ebenso von der eigenen Literatur und Kunst; man war noch nicht eingerichtet für Differenzierungen, alles Neue wurde über einen Leisten geschlagen, und so fanden manche, die Dichtung Arendts widerspiegele die fremder Dichter, die er übersetzte, wobei doch jedem, der sehen und hören konnte, klar sein mußte, daß Erich Arendts Dichtung eine ganz selbständige, sehr hohe Leistung darstellte. Verkannt wurde schließlich von manchen die späte Periode Arendts als esoterisch, man beklagte, daß aus einem – ich bitte um Nachsicht – engagierten Dichter ein Mystiker geworden sei. In Wirklichkeit hat Arendt seit etwa fünfzehn Jahren den Scheitelpunkt seiner Arbeit erreicht. In den archaisch-mittelmeerischen Formen dieser Verse erscheint etwas, das unser aller Neuanfang sein kann. In diesem Sinne ist Arendt geblieben, was Hölderlin gewesen ist, ein gesellschaftlicher, ein politischer Dichter, und der alte Erich Arendt ist – auch darin Hölderlin ähnlich – ein sehr junger Dichter geworden.
Die Freunde Erich Arendts freuen sich, in dieser Ausstellung zu sein. Sie gilt einem Dichter, der von jeher zur bildenden Kunst die engsten Beziehungen unterhielt. Arendt und seine Maler- und Bildhauerfreunde haben sich gegenseitig beschenkt, und wir haben glücklicherweise den Nutzen davon.
Stephan Hermlin, Eröffnungsrede zu der Erich-Arendt-Ausstellung der Akademie der Künste der DDR am 22.9.1983
– Lese-Notizen zum Augen-Motiv in den Gedichten Erich Arendts. –
Augenweiden
Wahrscheinlich ist das radikale Aus-Schreiben bestimmter weniger, nicht immer nur bewußt gewählter Haupt-Wörter und ihrer Bild- und Bedeutungsfelder samt Rändern von ziemlichem Belang für die Konstituierung eines dichterischen Werks, für seine Tragfähigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen den Sog des alltäglichen Bild- und Sprachverschleißes, womöglich für die Singularität seines Tons.
Auch das umfangreiche lyrische Werk Erich Arendts ist ganz wesentlich von einer solchen, seit den frühen Anfängen in Herwarth Waldens Der Sturm verfolgten Ausschreibung bestimmter Haupt-Wörter geprägt. Neben Begriffen wie Zeit und Raum, Wort und Welt, neben Licht, Schatten und Asche, Erde, Fels, Insel, Stein und Meer, neben poetologisch wie existentiell gefaßten Spannungen wie jenen von Ich und Du, Hier und Dort, Oben und Unten, immer auch, oft zwanghaft, ineinsgeschrieben, steht im Zentrum der Arendtschen Dichtung das Auge. Gerhard Wolf und Heinz Czechowski haben schon früh, eher im Vorübergehen, die Bedeutung dieses Motivs bei Arendt signalisiert. Helmut Lethen nannte die Gedichte Arendts bündig „Augenweiden“. In der Tat: wie kein anderes Bild bestimmt dieses Motiv in unzähligen Relationen und Variationen die Struktur seines Sprechens, auch da, wo das Haupt-Wort zum Nischenfüller wird, gleichsam bewußt- und widerstandslos im Redestrom treibt, die ihm selbst „innewohnende Bewegung“ (Walden) zur poetischen Manier gerät, die nicht mehr über sich hinausgreift, auf Innovation verzichtet, eine eher geläufige Aus-Weidung der zur Verfügung stehenden (modernen) Traditionen bedeutet, noch weit entfernt von Baudelaires perception du neuf. Arendts Anverwandlung der modernen Kunstprogramme von Benn, Stramm und den Franzosen ins eigene Sprechen trägt neben den Zügen des Geglücktseins auch immer Züge des Nachsprechens solcher Herkünfte, oft bewußt gesetzte Erinnerungen, um das eigene Sprechen als Wahl, als gesuchten Anschluß an ganz bestimmte lyrische Traditionen zu verdeutlichen. (Kaum ein lyrisches Werk der Gegenwart arbeitet mit derart vielen Motti, Zitaten und Zuschreibungen, ganz im Sinne der von Arendt gern gebrauchten Hölderlin-Erinnerung „Wir sind ein Gespräch“, Dichtung als ununterbrochenes, ständig zu erneuerndes Gespräch setzend.) Diese Nähe zu ausgesuchten Herkünften im Sprechen Arendts läßt sich bis in die Verwendung einzelner Motive und Bilder immer wieder erkennen, in seiner ,Augen-Dichtung‘ überdeutlich.
Glanz deines Auges – Aug eines Vergessenen – mit Meeresaugen – augenlos – leeres, verzweifeltes Aug – biblisches Auge – Auge des Sturms – Augendunkel – Auge des Feuers – dies Tagen im Aug – im aufgeheiterten Auge – ein Augen-Gruß – die Großäugige – Labyrinth deines Auges – im Pupillendunkel – Aughöhlen – das Spiegelaug – sieht durch dein Aug – Auge des Alten – Augen des Träumers – Aug des Meeres – Augenhöhlen des Schweigens.
Das ist eine eher zufällige, das Spätwerk aber keineswegs auslassende Versammlung von Belegen zum Augen-Motiv, in denen eine neue, zeitgenössische Aktualisierung in der Konvention steckenbleibt.
Auffällig in diesem konventionellen Bereich des Motivs die überaus häufige Reduzierung von „Auge“ auf „Aug“ sowie der Einsatz im Gefüge der Genitiv-Metaphorik. Demgegenüber stehen Fügungen und innovative Wendungen dieses Motivs, und auch nicht wenige, die in einer künftigen, trotz Georges Bataille noch zu schreibenden Geschichte des Auges vermutlich nicht fehlen werden, in denen das Motiv des Auges als poetologische wie als geschichtskritische Kategorie sich manifestiert, in denen die Erfahrungen des Auges zu einer unmittelbaren, oft neuen Erfahrung der Sprache führen. Dies durchaus im Sinne jener frühen Selbstbeschreibung Jürgen Beckers, der Arendt nicht widersprechen dürfte:
Sehr oft ist das, was ich schreibe, eine Erfahrung meiner Augen und das Ergebnis meiner Abhängigkeit von optischen Reizen und Motiven.
Arendt hat in verschiedenen Zusammenhängen, in Interviews, in den Texten zu seinen vier Foto-Bänden und in den Gedichten selbst, von seiner Augen-Erfahrung gesprochen, und nicht nur bezogen auf die starke Affinität seiner Dichtung zur Malerei oder zur mittelmeerischen Landschaft:
Stein und Flut bist du
selber. Auge der Wandlung.
Auge.
Den Aphorismus des Novalis: „Das Auge ist das Sprachorgan des Gefühls“ – schreibt Arendt voll aus:
Das wilde Silber
der Fische blindäugig
wächst! – qualbehaust
das einsichtige Aug – Haut
Augenporig über und über –
an der Wand der Geschichte:
Blutwimper, schwarz:
das Jahrhundert – Weißäugig, sich krümmende Stunde,
oder:
was hier durchblickt durch dich,
es redet:
– und setzt hinzu:
Dein Auge denkt.
Beides: Körperliches wie Gedachtes / zu Denkendes des Gesehenen faßt Arendt in der Wendung „Augengespräch“ zusammen, aus dem Gedicht „Danach“, das Ernst Meister gewidmet ist. Das späte Gedicht „entrindet“, Albert Einstein zugeschrieben, setzt dieses Gespräch der sehenden Existenz gegen den „gummiflußspeech“ der Zeit und spricht, sich selbst identifizierend von einer „gleichung letztletzten grades“:
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaund hautlos und mundlos
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaplastikglasauge
aaaaaaaaaaaaaaaaaaabloß kein umarmen
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaWIR SIND EIN GESPRÄCH
aaaaaaaaaaaaaaaaaaahat der dichter gesagt
im gummifluß-speech
eine gleichung
letztletzten grades („entgrenzen“, S. 38)
Trotz der ihm zugeschriebenen Hermetik, einer autonomen Monologik ist Arendts Gedicht unter diesem Terminus „Augengespräch“ aus auf Dialog, ganz im Sinne jener Stelle aus „Poesia en movimiento“ von Octavio Paz, wo es heißt:
Der Leser nimmt nicht nur teil, er interveniert. Er ist der Autor der endgültigen Antwort.
Mit Paz (und gegen Brechts „Der Einzelne hat zwei Augen / Die Partei hat tausend Augen)“ würde Arendt sagen:
Lernen zu sehen hören sagen
Das Augenblickliche
Ist unser Beruf
Eingedenk der zentralen Stellung des Augenmotivs in seinem Gesamttext ließe sich dieser lesen als eine Anleitung zum ,richtigen Sehen‘ unverblendet von ideologisch/politischen Richtungsklappen oder angepaßten, anerzogenen Sehgewohnheiten (Denk- und Gefühlsgewohnheiten), offen für neue Erfahrungen der Sinne, der Sprache, gegen kollektive Erfahrungen, gegen kollektives Sehen.
Erinnert sei in diesem Zusammenhang an E.T.A. Hoffmanns Sehschule „Des Vetters Eckfenster“, wo es u.a. heißt:
Das erste Erfordernis (zum Schriftstellertalent) ist ein Auge, welches wirklich schaut.
So ist es kaum mehr befremdlich, daß Sehen/Auge bei Arendt so häufig in Zusammenhang mit Sprache, selbst als Sprechen thematisiert wird und, wie gesagt, keineswegs nur als Ableitung aus seiner überaus starken Affinität zur Malerei. In Pablo Nerudas Memorial von Isla Negra heißt es in der Übersetzung Arendts:
und ich schrieb die erste, verschwommene Zeile nieder,
unklar, gestaltlos, pure
Nichtigkeit,
reine Weisheit
eines, der nichts begreift,
und auf einmal sah ich enthülst
und offen
den Himmel (…)
Schon 1959 schreibt Arendt in der achten Ode aus dem Band Flug-Oden: alles ist Auge. (Im Motto zu dieser Ode formuliert er: „angesichtig werden einander die Dinge“). Alles ist Auge: eine programmatische Formulierung durchaus in der Nähe des Hölderlinschen – „hen kai pan“ – ,Alles ist Eines‘ – zu lesen, das Arendt in der „Ode X“ memoriert und, enger gefaßt, an den Schluß des Gedichts „Kretisch“ aus dem Band Feuerhalm von 1973 setzt:
Schließt sich
das Lid,
aaaaaaaaaaaadas Geschlecht
aaaaaaaaaaaahat hundert
aaaaaaaaaaaaAugen:
allineinander. (Feuerhalm, S. 41)
Auge gegen Kameraauge
Der Zusammenhang zwischen Arendts Arbeit als Photograph im ägäischen Raum und seinem dichterischen Werk, die oft ganz genau zu realisierenden Entsprechungen zwischen Photographie und Gedicht (vgl. die Hinweise in Ton Naaijkens Essay in diesem Heft) bedürfen noch einer eingehenderen Darstellung. Sie belegen zweifellos die zentrale Bedeutung des Sehens im Werk Arendts, dürften aber auch Aufschlüsse über seine poetische Praxis liefern. (Immerhin ist der weitaus größte Teil seiner Gedichte in der DDR niedergeschrieben worden.) Es sind zwei späte Gedichte, in denen dieser Zusammenhang skeptisch gewürdigt wird, in denen das ,richtige‘ Sehen in Gegenüberstellung zur Photographie thematisiert wird.
Im Gedicht „Fischleere See“ aus dem bislang letzten Gedichtbuch entgrenzen von 1981 heißt es:
traumleer entholzt
das blumenriff
jahrum
von hungerbienen
gemieden
wie gift
aber das klicken der apparate
das aufblättern aber: blicke
sekundengeil
Das Sehen, die wahrnehmende Erfahrung, im Eingang des Gedichts eindrucksvoll in sprachliche Bilder gebracht, ist hier verkümmert, verkommen zur Jagd auf Schnappschüsse, jeder Dauer beraubt. Die Wirklichkeit, wahrgenommen als hastiges Arrangement von möglichen Photographien, eine hastige Zerlegung des Wirklichen in passende Motive. Das Gedicht fährt fort:
sieh doch die rückenlinie apolls
sieh doch die jünglingsliebe im tor
nackte abwesenheit
und keiner sucht pythia auf (entgrenzen, S. 39)
Die gedoppelte Aufforderung sich doch ist nun keineswegs als Mahnruf des Textes an die Touristen zu verstehen, das Schnellverfahren bei der Wahrnehmung unbedingt wahrzunehmender Ausschnitte des Wirklichen aufzugeben, es ist die ironische Dopplung ihrer ihr Verfahren begleitenden Sprechweise, sensationell, einander überbietend eingefärbtes Sehen, von was? „nackte Abwesenheit“ und „und keiner sucht pythia auf“: keiner schaut wirklich hin. Das Erkennen des Wirklichen, hinter dem Ausschnitt, wird ausgespart, ist längst abgedrängt ins aparte Motiv. Das etwas früher entstandene Gedicht „Goethe zeichnete“ aus dem Band Zeitsaum von 1978 verfährt ähnlich:
GOETHE ZEICHNETE
alles wir
knipsen
in das Zerbröckeln der Säulen
blickzerfaserte wir
riechen
sehen über die Steinbrüstung
Die eigenwillige, schöpferische Aneignung der Wirklichkeit eignet sich zum Zitat, gehört längst in eine vergangene Zeit: der zeitgenössische Blick ist zerfasert, ohne Dauer selbst vor den ,nun‘ erst zerfallenden Zeugnissen aus unserer Vorzeit. Ein paar Verse später heißt es:
köstliches
Sabbatgrün, wir
schmecken es
glückbeschämt über jedes
Aug um uns
das davonkam, (…) – (Zeitsaum, S. 17)
Vordergründig setzt der hier angeschlagene Rettungston ein Signal, daß noch immer ,richtiges‘ Sehen möglich ist (und daß Dichtung hier eine Funktion hat), aber doppelbödig, wie so oft im Werk Arendts, erklingt auch der Ton der Geschichte, die über den Menschen hinwegging und -geht, sein Auge bricht: diejenigen, die davonkamen, sind glücklich und zugleich beschämt über ihr Davonkommen im Angesicht dessen, was die Geschichte anrichtete und anrichtet. In einem bislang unveröffentlichten Gedicht aus dem Februar 1982, „Rom“ betitelt, entwickelt Arendt ähnlich wie in „Goethe zeichnete“ aus einem eher spöttisch-ironisch kommentierten Kamera-Ausschnitt den Blick ins Totenhaus von Geschichte:
ROM
und zum fünften Mal
fünfmal die grindigen Katzen
die alle da füttert die Alte
eine gekrümmte Säule
zwischen all den glatten
sie wohnt zwölfhundert vor anno
im Forum sie weiß es und
füttert Katze wie Maus und
füttert den Mond
unter der Steile rillenlos
der blutweiß da steigt
aus den Ginsterhängen
über dem Palatin
zu groß zu groß ist das Forum meint
die enge Japanerin die
den ansprechbaren Herrn – ein
Andenken Mister – knipst
nur für mich Mister hier vorm Grab
des Augustus oder wem
aber welchem Augustus welcher wem wen,
aufzusagen im Chor die aus
Yokohama sie kennt den Akkusativ
auf Latein und Augustus siebzig
Geliebte der Reihe nach
(japanische Bildung in Sachen
Eros – sehen Sie unsere Filme!)
und die Säulen? zu glatt Mister
zuviel Marmor, Apoll,
Glätte matronenreif Antikunst
ich weiß aber
in den Latrinen des Vatikans
sagt man hat man ein lust-
verwickeltes Haar
der Vespasia gefunden ja die Schlankheit
der Schweizer Jungen päpstliche
ja so ist es so wars
Wölfe am Anfang Wölfe am Ende
(und lieber wie ein Löwe sterben –
vom Großmaul gesagt –
als ein Jahrhundert leben
wie ein Schaf)
wie sollte Geschichte denn
sonst sein
immer die Andern brannten
wie Fackeln
Auge Geschichte Sprache
Seit den frühesten Anfängen Arendtscher Dichtung hat sein Gedicht mit Geschichte und ihren Ergebnissen zu tun gehabt. Die Gedichte der Sturm-Zeit und jene aus dem Spanischen Bürgerkrieg formulieren das Elend und die verbrecherische Vernichtung der von politischer Geschichte Betroffenen, Einzelner wie auch Gruppen (religiöser, politischer oder rassischer Zugehörigkeiten wegen), ganzer Völker, die Ausbeutung der da unten durch die da oben wie in den Südamerika-Gedichten. Sein Gedicht schon bald nach der Rückkehr aus den Tropen erzählt von den Säuberungswellen in jener politischen Geographie, die Arendt unter dem Hoffnungsaspekt Sozialismus zur künftigen Heimat wählte, vom langsamen und realen Versickern dieser Hoffnungen im Räderwerk der Macht. Immer abstrakter und zugleich direkter, radikaler baut Arendt seit Ende der 50er Jahre im Gegenzug zur Geschichte den Mythos als Gegenbild zur menschenfeindlichen Geschichte auf, ohne jedoch die düsteren Bilder aus erlebter wie angeschauter, jedenfalls immer negativ begriffener Geschichte zurückdrängen zu können, ohne jedoch auch dem Mythos anhand seiner poetischen Realisierungen und konzentriert auf den mittelmeerischen Raum eine stabile Zeitgenossenschaft verschaffen zu können.
In diesem Kontext spielt das Motivfeld Auge in zahlreichen, zum Teil äußerst beeindruckenden Fügungen eine zentrale Rolle, ausgehend von der Formel Saint John-Perses vom rebellischen Auge des Dichters und der Überzeugung, daß Literatur, überhaupt die Künste, die wirkliche Geschichte des Menschen geschrieben haben und noch schreiben. Das Auge, über seine Funktion als poetologische Kategorie hinaus, erweist sich als jenes Organ, das wie kein anderes dafür taugt, die Spurenlesung von Geschichte zu notieren, selbst zu werten. E.M. Ciorans – in anderem Zusammenhang – gebrauchte Formel vom „verdammten Gedächtnis der Organe“ ist in vielen Gedichten Arendts präsent:
Futurhin
Aberglück
verheißend ihr
weitausschreitender
Engel. Rückgewandten Blicks
er sah
Trümmer allein. (Zeitsaum, S. 31)
Im Frühwerk Arendts bis hin zu den Gedichten der Ägäis erscheint das Auge als Zeuge historischer und politischer Katastrophen eher noch konventionell; so etwa im Gedicht „Wiedersehen aragonesischer Berge“, wenn es heißt:
Ist es mein Blick
der zitternd noch das aufgerißne Erdreich sieht,
das wie erstorben liegt und qualvoll ausgelitten?
Noch immer, auch beim Wiedersehen nach langer Zeit, hält das Auge gleichsam als Speicher das früh Gesehene abrufbereit. Oder wie im „Kouros“ aus dem Gedichtzyklus „Ägäis“:
hinschwirrend in
die Jahrtausend Qual
der Blick.
In Feuerhalm (1973) wird diese Position von Arendt wesentlich entschiedener und endgültiger formuliert:
Ich steh im
offenen Schrei
der Särge, ein Lebender, die
sich füllen, blind,
mit Angst und Tod. (Feuerhalm, S. 32)
Die „Elegie III“, die Vernichtung Hiroshimas beklagend („Nun betet der gefallene Engel / der Maschinenstunde“ (…)) endet:
Hiroshima: o Ende Ende
von Auge Fluß und Zeit! (Flug-Oden, S. 63)
Diese von Menschen geplante und ausgeführte Katastrophe, „des Wahnsinns Helle“, führt zur Erblindung: „schloß sich das Aug / der Welt“, heißt es im Text, seinen Schluß ankündigend. Es sind die Gedichte selbst, die hier die weitere Rolle des Auges übernehmen, das angesichts der Größenordnung der Bedrohung und Vernichtung der vielen Einzelnen sich verschließt, sich verschattet:
Unten, im Atemlosen
stehn
die Augen, die
größeren Schatten, nah. –
heißt es in den Ägäis-Gedichten von 1967,
pupillenloses Leben
im heulenden
Schutt
im Zeitsaum.
In der „Ode VI“, dem Aufstand im Warschauer Ghetto gewidmet, findet sich dieser Passus:
Und in des Tages Mitte,
hohl, über Warschau stand
das eiserne Auge (Flug-Oden, S. 48)
Gerade im Bereich der Geschichte ist eine große Dichte von negativ konnotierten Augenmotiven bei Arendt zu beobachten, vor allem in den letzten vier Gedichtbüchern Feuerhalm, Memento und Bild, Zeitsaum und entgrenzen: „im hornhäutigen Lachen / nicht ein Pollen Hoffnung“ heißt es schließlich in entgrenzen. Die „Tagesblüte Erkenntnis – papiernes Gewächs im Tiefenverlies geschlossener Augen“ („Hafenviertel“) und „der Tropfen Vernunft / anämisch im Auge / schwelt“: Abgesang auf die „Progressions-Idee Geschichte“, aufgehoben als Erinnerung und Mahnung im Gedicht.
Hier wird erneut der enge Zusammenhang des Augen-Motivs mit dem Komplex Sprache deutlich, nicht selten als Identität und Figur des Gedichts formuliert:
Und der Blick
den das Meer hob
und die Inseln der Worte
fanden zusammen. (Zeitsaum, S. 77)
Oder, radikal in eine Fügung zusammengezogen: „atemaugnah“. Das Gedicht als Ort der Sprachhelligkeit, das Dunkel von Geschichte ausleuchtend:
Hinter all dem
Verschatten,
aaaaaaaaaaEinblick haltend
aaaaaaaaaadas genaue Wort:
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahell (Memento und Bild, S. 58)
Trauern und,
was nicht versiegt, das
Sprachhell, wenn
der leibliche Traum
geendet, nicht nur das Ich
stirbt,
Augen-Nacht
steht: (Memento und Bild, S. 17)
Das Gedicht „Prager Judenfriedhof“, Paul Celan gewidmet, spricht diese Identität von Sehen und Sprechen deutlich und direkt an:
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaAugen ihr Münder
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaAugen! Mirjam
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaJehudi, der Sand
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaeurer Füße! Verjagte,
Verbrannt!
Augen Münder
der Schrift,
Schattenzug eines
Erinnerns, eingegraben,
auglos hier mundlos.
Dem Staub verschwistert
unsre Finger,
lesen die Namen. (Feuerhalm, S. 42/43)
Augen Lieb als Leid
Das von Arendts Gedichten in immer neuen Anläufen anvisierte „Augengespräch“ artikuliert sich nicht zuletzt in jenen vielen Gedichten, die als Liebesgedichte zu verstehen sind, nicht selten als Klage um verlorene oder unerfüllte Liebe.
Arendt weiß von Platons Theorie, wonach das geöffnete Auge ein inwendiges Licht aussendet, das aber erst dann wirklich wird, wenn es auf ein ihm verwandtes, bereites äußeres Licht trifft, mit dem es sich verbinden kann; er ist vertraut mit den metaphorischen Möglichkeiten des Auges im Bereich der Gestirne, wie sie die Petrarkisten liebten, er kennt die Augenemblematik der Renaissance und des Barock, er zitiert gerne Goethes Xenie:
Wär nicht das Auge sonnenhaft
Wie könnten wir das Licht erblicken?
Lebt nicht in uns des Gottes eigene Kraft,
Wie könnt’ uns Göttliches entzücken?
(Aber er weiß auch von den Tücken des Auges, die Gracian bereits beschrieb, wonach man Augen an die Augen heften müsse, um zu sehen, was und wie sie schauen. Er weiß sich ohne Zweifel aber auch in der surrealistischen Tradition des Augenmotivs zu Hause als Ort von Schrecken, Grauen und Vernichtung, etwa im Sinne von Man Rays „Object of Destruction“.)
In dem Gedicht „Lears letzte Tochter“ findet sich folgender Passus:
Doch da:
der verwurzelte Punkt,
im Wahrglanz tief
ihrer Iris das Zeichen, das
keiner beim Lidschlag sah,
es verrät dir: du liebst sie,
liebst: o
schädelfühlige Nähe,
herzalt (…)
Das Auge der Geliebten als Spiegel, in dem dem Liebenden und nur ihm, dem ,richtig‘ Sehenden, das Zeichen erscheint für seine Liebe: allerdings als „schädelfühlige Nähe, herzalt“ gekennzeichnet, den (alten) Schluß des Gedichtes bereits andeutend:
seht doch, ach seht
ihre Lippen, seht:
da liegt das Zufrüh das
Zuspät im verdorrten
Garten –
wie Nachruf (Memento und Bild, S. 9/10)
Die dem Auge des Liebenden aufleuchtende Möglichkeit, Liebe zu vollziehen, bleibt stecken in der „schädelfühligen Nähe“, erweist sich als Unmöglichkeit, als Abweisung durch das Gegenauge, wie es an anderer Stelle heißt.
Ebenfalls im Spiegel der Augen spiegelt sich eine Liebesbeziehung in dem späten Gedicht „Der Weinberg“, in dem es heißt:
erdschön das
Irisdunkel
und Blick in Blick
ein Tief geborenes:
Unser
aaaaaaaaaaaaaaaaaKreuzpunkt
aaaaaaaaaaaaaaaaameinunddein
mit hundert Herzfingern
die Hand
aaaaaaaaaund die Rose
aaaaaaaaadie Wimper offen
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaavon meinem Aug
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaazum Ätherrund
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaablaue Schwelle
Der Text verdeutlicht durch seine typografische Anordnung in drei Text-Achsen die Konstellation: im linken Textablauf die Beschreibung der Geliebten, rechts das lyrische Ich, in der Mitte der „Kreuzpunkt:“ die Verkürzung von „Kreuzung“ auf „Kreuz“ und der Ersatz von Ich und du durch „meinunddein“ signalisieren wohl eher die Gefährdungen eines Zusammenseins als dessen Glück. Auch hier läuft der Schluß des Gedichts, wenn auch abgemildert, auf Unmöglichkeit hinaus (in der linken Text-Achse):
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaallein
aaaaaaaaaaaaaaaader Hochsitz
aaaaaaaaaaaaaaaades Blinden Jägers
aaaaaaaaaaaaaaaanah über mir
aaaaaaaaaaaaaaaaist leer … so bleibt noch
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa aso lebt uns
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaa aaazusammen
ein Uferloses
Umarmen (entgrenzen, S. 53/54)
Das Gedicht stammt aus dem Komplex „Nähe der Abschiede“ aus dem Band entgrenzen von 1981. Das folgende Beispiel, aus dem Komplex „Strindbergstunde“ desselben Gedichtbuches verknüpft den blickzerfaserten Aspekt des Kamera-Auges mit dem Spiegeltopos als Illustration des Endes einer Beziehung, einer Liebe: „Zufallsrose“: auch hier wird der Text über drei Achsen verteilt, den Schluß zieht das am Ende erstarrte lyrische Ich:
doch deine
fragmentarische Nähe
dieses Zerr-
Splittern im Aug
Blick
der vergebens sucht
zu wurzeln
aaaaaaaaaaaaaaaaGefrierpunkte nur
aaaaaaaaaaaaaaaameine scherbenlesende Hand
aaaaaaaaaaaaaaaavom Gestern
aaaaaaaaaaaaaaaastarr (entgrenzen, S. 46)
Das Zeichen im Auge der Geliebten, das für das sprechende Ich Signal war, zu lieben, ist endgültig zum Gefrierpunkt geworden, das Auge hat sich als Zerr-Spiegel eigener Wünsche zu erkennen gegeben.
Gregor Laschen und Peter Wessels, aus TEXT+KRITIK: Erich Arendt – Heft 82/83, edition text + kritik, Juli 1984
NEBELABEND
für Erich Arendt
mit verklumpten füßen
über das stoppelfeld
in den abend hinein.
irgendwo, dachten wir,
muß sich die unendlichkeit
leerer weizenschläge verlieren,
die in erwartung des pflugs
in lebloser starre zu atmen einhielt.
auf katzenpfoten kam das vordunkel
von den winterlägigen hängen
geschlichen.
der nebel uferte aus.
in milchigen schwaden
zog er über den bergrücken
und erklärte alle landmarken
für null und nichtig.
das licht beschrieb
keine details mehr.
nichts mehr ließ sich begreifen,
nur noch der aufgewühlte schlammsaum,
auf dem wir herbstwärts tappten,
hielt zäh uns zurück
von flügelschlägen und windfallen.
plötzlich schwankte neben uns her,
hinfällig, gestaltlos wie wir,
eine ortschaft wortloser häuser.
Wulf Kirsten
Joochen Laabs: Sein eigener Herr
Neues Deutschland, 16.10.1998
Cornelia Geißler: Der Dichtergärtner
Berliner Zeitung, 15.10.2018
Uwe Berger: Zwei Dichter unserer Zeit. Zum 50. Geburtstag von Peter Huchel und Erich Arendt
Aufbau, Heft 4, 1953
Helmut Ullrich: Lobpreis irdischer Schönheit. Zum 60. Geburtstag des Schriftstellers Erich Arendt
Neue Zeit, 13.4.1963
Georg Maurer: Erich Arendt zu seinem 60. Geburtstag
Sonntag, 15.4.1963
Nachgedruckt in: G. M., Essay I. Halle: Mitteldeutscher Verlag 1968
Günther Deicke: Dichter und Weltfahrer. Erich Arendt zum 65. Geburtstag
Berliner Zeitung, 16.4.1968
Elke Erb: Erich Arendt zum 65. Geburtstag
Sonntag Nr. 16, 1968
Günther Deicke: Poetische Sprache unserer Solidarität. Erich Arendt zum 70. Geburtstag
Neues Deutschland, 15.4.1973
Günter Gerstmann: Der geistigen Welt der Väter verpflichtet
Neue Zeit, 15.4.1973
Hinstorff gratuliert seinem Autor Erich Arendt zum 70. Geburtstag
trajekt 7, VEB Hinstorff Verlag, 1973
J(ürgen) Sch(midt): Ein lähmendes Gefühl ist das. Dem Dichter und Übersetzer Erich Arendt, fünfundsiebzig Jahre alt, zu Ehren
Stuttgarter Zeitung, 16.9.1978
Gregor Laschen/Manfred Schlösser (Hg.): Der zerstückte Traum. Für Erich Arendt zum 75. Geburtstag
Agora, 1978
H. U.: Kunde von Siegen und Niederlagen durch die Poesie
Neue Zeit, 15.4.1978
Hubert Witt: Der flutharte Traum. Erich Arendt zum 80. Geburtstag
Sinn und Form, Heft 2, 1983
Hans Marquardt/Hubert Witt: Himmel und Erde. Erich Arendt zum 80. Geburtstag
Sonntag, 17.4.1983
Uta Kolbow: In Raum und Zeit
Berliner Zeitung, 15.4.1988
Uwe Grüning: Erinnerungen an Erich Arendt
Ostragehege, Heft 30, II/2003
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