Erwin Wickert: Zu Walter Helmut Fritz’ Gedicht „Feuer“

Mashup von Juliane Duda zu der Beitragsserie „Im Kern“

Im Kern

− Zu Walter Helmut Fritz’ Gedicht „Feuer“ aus Walter Helmut Fritz: Gesammelte Gedichte. −

 

 

 

 

WALTER HELMUT FRITZ

Feuer

In seinem Innern
ein aufgerichteter Kegel,
der sich verwandelt,
zu tanzen anfängt

ungebärdig spielt und
mit absprühenden Funken
seine Geschichte
in die Luft schreibt

ehe er langsam zusammen-
sinkt, glüht, glimmt,
Asche wird,
heiße, dann kalte Asche.

 

So entsteht das Werk des Dichters,

richtet sich in ihm auf, erst nur ein Kegel, ein Gedanke vielleicht, sich dann verwandelnd, tanzend, ungebärdig, bis die abspringenden Funken sein Gedicht, seine Geschichte in die Luft schreiben. Dann versinkt, was vom Kegel übrig ist, in der Zeit, und wird Asche.
Liegt die bewegende Spannung des Gedichts darin, daß ich es gleichermaßen als Sinnbild des Menschen sehe, der sein Leben, seine Geschichte in sprühenden Funken in die Zeit schreibt? „Mit schwarzem auf weißem Feuer“, wie es ein anderes Mal heißt?
Der Mensch also nur ein Leuchten in der Zeit, nicht mehr, – und was übrig bleibt, als Erinnerung noch eine Weile nachglimmend, bis auch die Asche wird, heiße, dann kalte Asche. Allein die abspringenden Funken, das Leuchten waren sein Leben.

Erwin Wickert, aus: Walter Helmut Fritz: Ausgewählte Gedichte und Prosa, Wallstein Verlag, 1999

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