Aufs Wort (genau) – Teil 17
Teil 16 siehe hier …
Paul Celan hat seinen ursprünglichen Familiennamen, Anczel, in der Art eines Silbenpalindroms umgeformt; das so erstellte Pseudonym – Celan – verweist via das lateinisch-italienische Verb «celare» (für verbergen, verheimlichen) präzis auf die Funktion des Kunstnamens, schliesst also den angeborenen, stark verfremdeten Namen und die davon unabhängige Bedeutung gleichermassen in sich ein. – Der Schriftsteller und Philosoph Hanns Mayer wiederum hat sein Pseudonym – Jean Améry – einerseits durch anagrammatische Buchstabenversetzung hergestellt (Familienname), andrerseits durch Übersetzung ins Französische (Vorname).
Frédéric L. Sauser ist unter dem frei erfundenen Pseudonym Blaise Cendrars als Dichter weithin bekannt geworden: Nachdem bei einem Brand ein Grossteil seines Frühwerks vernichtet worden war, nannte er sich «Cendrars» (nach französisch cendre, Asche) und verwendete den geläufigen Vornamen «Blaise», um damit an «braise» (Glut) zu erinnern. – Romain Gary, geboren als Roman Kacew, hat seinen Vornamen ebenfalls französisiert und einen neuen «sprechenden» Familiennamen gewählt, der lautlich genau mit dem russischen Imperativ «gori!» (Aussprache: garì; Bedeutung: du sollst brennen!) übereinstimmt und der ausserdem an Gary Cooper erinnert, der zu seinen bevorzugten Filmhelden gehörte; einem zusätzlichen, späteren Pseudonym – Émile Ajar – legte er das russische Wort für «Hitze» (jara, gesprochen sharà) zu Grunde, um daraus ein Anagramm, eben ajar zu bilden, wobei sämtliche Buchstaben in abgeänderter Konstellation erhalten blieben.
… Fortsetzung hier
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