ABC
Das Alphabet – mithin die systematische Aufreihung des Lautbestands einer vorgegebenen Sprache in Schriftform – bildet die Grundlage für das Erlernen von Lesen und Schreiben. Die ABC-Fibel hat sich über Jahrhunderte hin zu einem eigenständigen Buchtyp entwickelt, dessen Bedeutung mit der modernen Schreibtechnik (vom Typewriter bis zum PC und Smartphone) stetig angewachsen ist. Wenn man allerdings die übliche Abfolge der Buchstaben nicht in die Tastaturen entsprechender Geräte übernommen hat, so deshalb, weil hier aus praktischen Gründen auf ihre Häufigkeit beziehungsweise ihre Handhabung geachtet wird und nicht auf ein abstraktes Ordnungsprinzip. In der Praxis bewährt sich dieses Ordnungsprinzip vorab in Form von Listen, Katalogen, Registern, Wörterbüchern, Lexika usf.
Die Bezeichnung der Buchstaben als Lettern (litterae) verdeutlicht deren enge Beziehung zur Literatur – nicht allein zur künstlerischen Literatur, sondern zu Schrifttexten generell. Doch ihre alphabetische Abfolge spielt hier keinerlei Rolle mehr. Ein Text – ob Essay, Brief, Gedicht, Roman – ist eigentlich nichts anderes als ein vielfach zerrüttetes und weit verstreutes Alphabet, so tief zerrüttet und so weit und in so vielen Konstellationen verstreut, dass es als solches nicht mehr wahrgenommen wird.
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© Felix Philipp Ingold
aus unveröffentlichten Manuskripten
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