Am Ende des Kanons
Privates Leseprogramm statt Pflichtlektüre
Teil 2 siehe hier …
Der wohl letzte Versuch, den euroamerikanischen Kanon festzuschreiben, war Harold Blooms «The Western Canon» (1994), eine Liste mit 26 Positionen von Shakespeare bis Beckett, die in der Folge als eine willkürliche Revue «alter weisser Männer» gerügt und vom Autor selbst schon bald wieder verworfen wurde: «I did it off the top of my head. I left out a lot of things that should be there and I probably put in a couple of things that I now would like to kick out.» – Mit dieser wegwerfenden Selbstkritik hat Bloom, seinerzeit ein weltweit anerkannter Historiker und Theoretiker der Literatur, den zuvor geltenden Kanon definitiv desavouiert.
Zurück denn also zu meinem Kanon, der weder falsch noch richtig, weder obsolet noch triftig sein kann; er ist nicht Urteil, sondern Bekenntnis, und er gilt wohl kaum über den heutigen Tag hinaus. Dennoch teile ich hier meine derzeitigen Präferenzen mit: Alain, Borges, Gracián, Leopardi, Lispector, Valéry – lauter bekannte, dabei sehr unterschiedliche Namen, darunter kein deutscher und auch kein zeitgenössischer.
Zufall!
Denn mein Kanon besteht schlicht aus den Autoren, die ich – mit Gewinn! mit Vergnügen! – gerade lese. Bin schon gespannt auf die Liste von morgen, von übermorgen.
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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