Anthologika
Teil 12 siehe hier …
Als Beleg und Bestätigung für derartiges poetisches «Heldentum» ziehe ich aus den«Deutschen Gedichten» einen Text von Ernst Jandl heran; man lese:
schtzngrmm | schtzngrmm | t-t-t-t | t-t-t-t | grrrmmmmm | t-t-t-t | s——-c——-h | tzngrmm | tzngrmm | tzgrmm | grrmmmmm | schtzn | schtzn | t-t-t-t | t-t-t-t | schtzngrmm | schtzngrmm | tssssssssssssssssssss | grrt | grrrrrt | grrrrrrrrrt | scht | scht| t-t-t-t-t-t-t-t-t-t | scht | tzngrmm | tzngrmm | t-t-t-t-t-t.t-t-t-t | scht | scht | scht | scht | scht | grrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr | t-tt
Vergleichbar instrumentierte Dichtungen gibt es bekanntlich auch schon, ein halbes Jahrhundert zuvor, von August Stramm oder Kurt Schwitters, Gedichte also, die nicht auf Aussage angelegt sind, nicht auf das Besagen von ausserliterarischen Gegebenheiten, vielmehr darauf, als autonome Klangrede Wirkung zu erreichen.
Das Titelwort «schtzngrmm» (ein Lautkürzel für Schützengraben) liefert einen Set von Konsonanten, die nachfolgend vielfach umgruppiert und durch fortlaufende – man könnte sagen: durch fortlautende – Variation zu einem Gedicht entfaltet werden. Allein die absichtsvolle Häufung von rohem Sprachmaterial evoziert hier eine kriegerische Episode – damit ist eindrücklich bezeugt, dass und wie ein scheinbar bedeutungsfreies Gedicht assoziative Lesarten und zumindest einen vagen Sinn erbringen kann.
… Fortsetzung hier …
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
Schreibe einen Kommentar