Ausgefabelt?
Teil 1 siehe hier …
Unabhängig von ihrer minimalistischen Dimension und ihrem moralisierenden Impetus bietet die Fabel immerhin einen aktuellen Bezugspunkt: Die Selbstverständlichkeit, mit der sie Humanität als Animalität (oder Bestialität) vorführt – den Löwen als König oder Despoten, den Fuchs als Schläuling oder als Räuber, den Esel als Dummkopf oder Märtyrer –, und wie sie selbst die Dingwelt belebt, beweist einen hohen Grad an Verwandlungs- und Verfremdungskunst. Man kennt dieses Verfahren aus den «fabelhaften» Phantasiewelten von Science Fiction, von Walt Disneys Comics und Filmen oder von heutigen Werbeclips, die mit ebensolchen Transformationen operieren – mit sprechenden Enten und Bäumen, mit blinzelnden Waschmaschinen und grinsenden Autos. An die Fabel als ältestes Vorbild derartiger Transformationen denkt man längst nicht mehr.
Zurück zu den Quellen? Muss nicht sein. Die Quellen wirken als verborgene Ströme nach, auch dann, wenn sie vergessen sind.
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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