Bildgedichte
Eine kleine kommentierte Anthologie
Teil 13 siehe hier …
Anders verfährt der Autor bei seinem «Mitschnitt Calvenschlacht». Auch zu diesem (historischen) Sujet aus der Zeit der Schwabenkriege um 1500 gibt es diverse Bildzeugnisse; auch hier ist unklar, welche davon im Einzelnen genutzt wurden, und auch hier kommt es letztlich – angesichts des diesbezüglichen Gedichts – nicht darauf an. Der «Mitschnitt» im Titel lässt annehmen, dass der Text gemäss filmischer Schneidetechnik verfertigt wurde, mithin als Zusammenschnitt von Versatzstücken aus unterschiedlichen Bild- und Textquellen. Solche Quellen liegen zur Calvenschlacht mehrfach vor, hauptsächlich in Form von illustrierten Chroniken, aber auch – wie in Klings Gedicht erwähnt – als Erlebnisbericht des Heerführers (und Historikers) Willibald Pirkheimer. Was an diesem Gemäldebild besonders auffällt, sind Modernismen wie Kamerafahrt, Luftbilder, Satellitentelefon, Fading, weisses Rauschen u.a.m., durch die der historische Stoff tatsächlich «vergegenwärtigt» und so mit der zeitgenössischen Aktualität zusammengeführt wird (Auszug):
inzwischn: 1499. luftbilder, -spiegel,
spiegelungn ausm engadinerkrieg. ein
sommerlicher brückenkopp (gesprengt) so
nimmt das wasser andre farbe an.
und sorgnfaltn, kummer-
volles redaktörsgesic’t: ICH HÖRE EBEN!,
ICH RUFE WILLIBALD PIRKHEIMER
(sonst in Nürnberg stationiert)!, am sattel, AM HU-
MANISTISCHEN SATTELLITTNTELEPHON:
PIRKHEIMER: ja, hier pirkheimer. humanitär-
sanitäre verhältnisse … mit grawenvollen bildern
zu tun … habn hohe-luste zu zeichnen … di
geiselerschießung von meran … (FADING),
obwohl bevölkerun’ dagegn … (RAUSCH-
RAUSCH), im -iegesrausch, durchrau-
schende flüchtlinge … strom weg, alles weg …
… Fortsetzung hier …
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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