Felix Philipp Ingolds Skorpioversa – Bildgedichte (Teil 20)

Bildgedichte
Eine kleine kommentierte Anthologie

Teil 19 siehe hier …

 

 

In seinen Lyrikband «Die fruchtbaren Augen» (Les yeux fertiles, 1936) hat Eluard auch eins seiner vielen Widmungsgedichte an Pablo Picasso aufgenommen. Der Text, datiert vom 30. August 1936, ist Widmung, Hommage, Betrachtung zugleich – ein starkes Beispiel für diese neuartige ganzheitliche Annäherung an Kunst, Künstler, Künstlertum; hier folgt Teil II des Gedichts (deutsch von Johannes Hübner):

Zeigt mir jenen mann den beständigen sanften
Der sagte unter den fingern wird die erde leicht
Den regenbogen der sich knüpft die schlange die sich ringelt
Den spiegel aus fleisch in dem ein kindlein perlt
Und jene ruhigen hände die ihren weg gehn
Nackt und gehorsam sie fangen den raum ein
Sind schwer von wünschen und bildern
Eine folgt der andern zeiger derselben uhr

Zeigt mir den himmel von wolken schwer
Sie wiederholen die welt die träumt unter meinen lidern
Zeigt mir den himmel in einem einzigen stern
Deutlich seh ich die erde ohne geblendet zu sein
Die dunklen steine das gespenstische gras
Die riesigen wassergläser die riesigen bernsteinblöcke der landschaft
Die spiele von feuer und asche
Die feierlichen geografien der menschlichen grenzen

Zeigt mir auch das schwarze mieder
Die straffen haare die verlorenen augen
Jener reinen schwarzen mädchen immer nach meinem herzen hier unterwegs und fern
Die stolzen pforten sind in den mauern des sommers
Seltsame krüge trocken und makellos
Vergeblich gemacht für schlichten gebrauch
Zeigt mir die geheimnisse die ihre schläfen vereinen
Jenen unsichtbaren palästen von denen die erde leicht wird

… Fortsetzung hier …

© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik