Bildgedichte
Eine kleine kommentierte Anthologie
Teil 21 siehe hier …
Der in vierzehn Ausführungen und Dutzenden von Kopien überlieferte «Kuss» von Constantin Brancusi ist mehrfach als Vorlage für dichterische Repliken genutzt worden; so von Max Ahlau in einem Prosagedicht («Der Kuss», französisch 1970):
Der Stein hat sich geteilt, um besser die Probe der Zeit zu bestehen.
aaaaaIn dieser Verklammerung, die nichts mehr trennen kann, durchquert das Leben die Dinge:
aaaaaDas ist ein wenig wie der Anfang der Welt, da der Mann aus Lehm geboren wurde und die Frau suchte, um sich in ihrem Leib zu verlieren.
aaaaaDieser Kuss kündigt die Morgenröte an und bannt die Ewigkeit in ihrer Bahn.
Eine andere Umsetzung des Motivs bietet Eugène Guillevic in seinem Bildgedicht «Der Kuss» (Le baiser, französisch 1961; deutsch von Felix Philipp Ingold):
Sein was wir gewesen sind
Für immer, bisweilen
Brancusi muss uns gesehen haben,
Bevor er den «Kuss» machte –
Für alle Paare im Geheimen
Wie’s der Stein
Im Stein ist.
… Fortsetzung hier …
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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