Dichterfürst
Teil 1 siehe hier …
Nach eigenem Bekunden ging es Mallarmé darum, mit «Schatten», mit «Dunkelheit» die Dichterrede zu verfremden, sie also befremdlich, damit aber auch neu erfahrbar zu machen.
Heisst? Eine Redeweise zu bewerkstelligen, die jedem automatisierten Sprachgebrauch insofern zuwiderläuft, als sie die Funktion des Bedeutens minimiert zu Gunsten des Verlautens! Primäre Form- beziehungsweise Materialqualitäten (Klang, Rhythmus, Syntax, Schriftbild usf.) werden dadurch stark aufgewertet, ja, sie gewinnen einen eigenständigen, von Inhalten unabhängigen Status.
So kompliziert, wie es sich ausnimmt, ist das nicht.
Stéphane Mallarmé hat sich verschiedentlich in Briefen, Interviews oder öffentlichen Stellungnahmen dazu geäussert und die streitbare Meinung vertreten, das inhaltliche Verstehen dichterischer Texte sei grundsätzlich als verfehlt zu betrachten, da es von deren Kunstcharakter ablenke. Gegenstand literarischen Verstehens könne nicht die Aussage eines Gedichts, nur dessen Form sein, und er als Dichter wolle ausschliesslich für seine «literarische Aufrichtigkeit» und seine «uneigennützige Liebe zur reinen Kunst» gewürdigt werden. «Begnügen wir uns doch damit, in einem Buch einzusitzen – das ist unser Kloster», so meinte er einst im Gespräch mit einem belgischen Dichterkollegen.
… Fortsetzung hier …
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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