Dichterfürst
Teil 2 siehe hier …
Umso erstaunlicher also, dass der publikumsscheue und angestrengt hermetische Autor in seinen späten Jahren als «Dichterfürst» gefeiert wurde, und mehr noch – dass er selbst sich um die offizielle Position eines solchen beworben hat. Anfang 1896 fand die Wahl in Paris statt, bei der Mallarmé von rund 200 Dichterkollegen grossmehrheitlich als «Fürst» (prince) inthronisiert wurde. Die ihm überreichte Dichterkrone verdankte er allerseits mit höflicher Herablassung, hielt sie jedoch privat lediglich für einen Kranz aus «Zeitungspapier». Womöglich – vermutlich – schämte er sich eher für diesen völlig unerwarteten Erfolg, der ihm denn auch von der konservativen Presse viel Häme einbrachte. Dass er, der die literarische Öffentlichkeit bewusst abschreckte, statt sich um sie zu bemühen und sich ihr anzupassen, eine turbulente Publikumswahl für sich entscheiden konnte, ist zur einzigen «Sensation» seiner Werkbiographie geworden und hat ihm zu fulminantem Nachruhm verholfen.
… Fortsetzung hier …
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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