«Ein Dichter bin ich!»
«Poète je suis!» Das sagte – vielmehr: behauptete – einst der Filmemacher Jean-Luc Godard, der unlängst im Alter von 91 Jahren gestorben ist und ein Werkverzeichnis mit mehr als 100 Titeln hinterlassen hat. Fragt sich, was für eine Art von Dichtertum er mit seinem Diktum für sich beansprucht. Hinter der Kamera und am Schneidetisch war er ein engagierter Augenmensch, und es mag durchaus sein, dass er die Arbeit am Bild – bei ihm gleichermassen formalistisch und assoziativ geprägt – als «dichterisch» beziehungsweise als poetisch empfand. Visuelle Metaphern, Metonymien, Vergleiche, Variationen, ergänzt durch ingeniöse Schnitte und Überblendungen, sind für seine Bildsprache jedenfalls charakteristisch. Charakteristisch (und weithin einzigartig) ist aber auch der Einsatz von Sprache und Literatur als Schrift.
Kommt hinzu, dass all seine Filme literarisch und philosophisch fundiert sind, dass darin auch – zumeist naiv oder ironisch – über Philosophie und Literatur geredet oder aus Texten zitiert wird. Dabei schneidet Godard grobe Umgangssprache und gehobene Rede gern zusammen, eine Technik des Kontrastierens, die er auch beim Bildschnitt oder beim Schneiden der Tonspur einsetzt.
… Fortsetzung hier …
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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