Gedicht auf weissem Grund
Lesen, was dasteht! – ein Gedicht, schwarz auf Weiss. Doch nicht zu vergessen: Die Tatsache und die Art und Weise, wie ein Gedicht (und überhaupt ein Text) aufs Papier kommt, ist eine höchst komplexe Angelegenheit, ein Akt der Übersetzung, der eine Vielzahl unterschiedlichster Impulse erfordert, technische wie psychische und intellektuelle. Das leere Blatt ist demzufolge stets eine Provokation, die den altbekannten Horror vacui – man kennt ihn als Schreibblockade –, aber auch umgekehrt die graphomanische Textproduktion auslösen kann.
Insgesamt scheint aber das leere Blatt eine zumeist abschreckende Herausforderung zu sein, und wenn Ernest Hemingway diese Leere vor dem Schreiben und beim Schreiben als «das Schrecklichste» überhaupt bezeichnet, spricht er sicherlich für die Mehrheit seiner Schriftstellerkollegen, die die weisse Leere weit eher als einen bedrohlichen Abgrund empfinden denn als einen einladenden Freiraum für die Entfaltung von Sprache und Schrift.
… Fortsetzung hier …
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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