Gedichte als Fremdgänger
Vom Wiederlesen eigener Texte
Teil 2 siehe hier …
Wenn ich nun durch Zufall auf eigene, ältere Gedichte stosse, tritt eben dies ein: Ich nehme sie zunächst als anonyme Fremdtexte wahr, auch dann, wenn mein Name darüber oder darunter steht. Der Grund für solche Verkennung (Selbstverkennung) liegt vermutlich darin, dass ich beim Schreiben (wie beim Lesen) Person und Werk, Ich und Es konsequent trenne, so dass der Text einen eigenen Wirklichkeitsstatus gewinnen kann und nicht darauf angewiesen (und darauf beschränkt) bleibt, in ständigem Wechselspiel von Welt und Werk abbildhaft und nachvollziehbar herausgearbeitet zu werden. Fremd oder eben anonym können mir eigene Gedichte vorab deshalb vorkommen, weil sie nichts Erlebtes und Erfahrenes mit sich führen – sie sprechen nicht für mich, sie sprechen allein für sich.
Fortsetzung hier …
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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