Gekünstelte Intelligenz
Zum Beispiel: ein KI-Gedicht aus dem ChatGPT
Teil 3 siehe hier …
Qualitativ lässt sich das vom GPT generierte Gedicht bestenfalls mit unambitionierter Gelegenheitslyrik vergleichen. Auch wenn es, entgegen Nachfrage und Angebot, kein «adäquates» Sonett ist, sondern lediglich aus uneinheitlichen Versen und Strophen besteht, bietet es doch zumindest eine Reihe von korrekt gebauten Sätzen mit leicht nachvollziehbarer, letztlich trivialer Bedeutung. Aber es lässt auch deutlich die Grenzen und Mängel des Systems erkennen, vorab das Fehlen jeglicher «Originalität», d.h. die Unfähigkeit, gerade auch unerwartete Wortverbindungen (etwa in Vergleichen, Metaphern) oder ungewöhnliche, vielleicht sogar fehlerhafte Satzkonstruktionen zu bewerkstelligen, wie sie für die Dichtersprache charakteristisch sind.
Das freilich erstaunt nicht, da ja – laut Werbetext – «eine künstliche Intelligenz» eingesetzt wird, «die sich vor allem von Daten ernährt, die im Internet zu finden sind», will heissen: GPT greift ausschliesslich auf bereits geschriebene Texte zurück und amalgamiert sie zu jeweils passenden Kompilaten, ist aber nicht in der Lage, neue (erstmalige) Texte zu projektieren und auszuführen, geschweige denn, sie dem Stil und der Aussage nach in irgendeiner Weise «originell», mithin unverwechselbar zu gestalten. – Und übrigens: ChatGPT hat noch nicht einmal die Fähigkeit, eigens eine vernünftige Frage zu stellen, auf die jemand anderes vernünftig antworten könnte.
… Fortsetzung hier …
[Exemplarisch zu diesem Artikel auch Felix Philipp Ingolds weitergedachten Skorpioversaserien Bessere Zeiten für starke Poesie?! und Chatbot gegen Autorschaft sowie im Signaturen-Magazin ChatGPT und / oder Autorschaft und „Pfingststau“ mit optischer KI + „Pfingststau“ von Rolf Winnewisser]
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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