Felix Philipp Ingolds Skorpioversa – Kurz gesagt (Teil 3)

Kurz gesagt (I)
Zur Poetik des Aphorismus

Teil 2 siehe hier

Bekanntlich hat Stanisław Jerzy Lec seine Aphorismen einst als „unfrisierte Gedanken“ bezeichnet und sie auch in mehreren Ausgaben so betitelt. Doch unfrisiert dürfen Aphorismen gerade nicht sein, weder ihrer Form noch ihrer Intention nach, im Gegenteil, es gehört zu ihrer Eigenart und garantiert ihre Wirkung, dass sie sprachlich wie gedanklich streng „frisiert“ sind.
„Die Wahrheit mag den Ausschlag geben“, meint in solchem Verständnis der aphoristische Grossmeister N. G. Dávila: „Aber nur der Stil rettet.“ Und: „Der legitime Besitzer einer Idee ist derjenige, der ihr die perfekte Sprachform verleiht.“ – Eben diese Strenge, in der Formvollendung und Treffsicherheit sich verbinden, macht den Aphorismus zu einer letztlich elitären Textsorte, die den aktuellen, eher nachlässigen literarischen Sprachgebrauch klar konterkariert, sich aber schwerlich dagegen zu behaupten vermag.

Fortsetzung hier

© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik

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