Felix Philipp Ingolds Skorpioversa – Leben und Werk (Teil 4)

Leben und Werk
Schreiben als Überlebensstrategie?

Teil 3 siehe hier

Weder Fortwirken noch Fortleben gehören zu den Ambitionen heutiger Literatur. Seit längerem schon pendelt sich die Halbwertszeit belletristischer Texte auf die jeweils aktuelle Saison ein – Herausgabe, Marktpräsenz und Ausverkauf sind saisonal beschränkt, in kürzester Zeit muss «alles raus», soll möglichst rasch rezipiert, evaluiert und mit einem entsprechenden Rating versehen werden. Dass ein Buch auch nach der Saison noch besprochen wird oder längerfristig im Angebot bleibt, ist die seltenste Ausnahme – es hat hier und jetzt zu funktionieren: Nur wenn dies gelingt, wenn also die bestverkauften Bücher als die «besten» Bücher beglaubigt sind, kann das Geschäft noch eine Weile weitergehn, mit Nachauflagen, Neuausgaben, Übersetzungen.
Aber welcher Autor wollte noch «überleben» und sich «verewigen» in Werken, die von Beginn an als Wegwerfprodukte aufgefasst werden? Was zählt, ist offenkundig nicht mehr das nachhaltige zeitresistente Werk, es ist vielmehr der Literaturproduzent als Person, der auf Lesereisen, bei Interviews, in Homestories oder in Talkshows sein jeweils jüngstes Buch im Human touch mit dem Publikum bewirbt, so wie er in einer kommenden Saison wiederum sein jüngstes Buch bewerben wird, derweil das vorhergehende bereits wieder vergessen ist.

… Fortsetzung hier

© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik

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