Literaturkritik auf kreativen Abwegen
Kurzes Rückkommen auf Georges Perros
Teil 5 siehe hier …
«… sich selbst zuzuhören» – damit ist Perros’ Art zu lesen treffend charakterisiert. Bei ihm … für ihn ist «Kritik» ein Verfahren, sich von Fremdtexten an- oder abstossen zu lassen, um solcherart auf eigene, womöglich ganz anders gemeinte und anders geartete Gedanken zu kommen. Den besprochenen Büchern wird er damit meistens nicht gerecht, er nutzt sie eher als Vorwand denn als Vorlage, lässt sie hinter sich, geht eigenwillig über sie hinaus. Als Kritiker mutiert er solcherart zum Autor – man liest, wen man seine Besprechungen liest, immer ihn selbst, und dies durchwegs mit Gewinn, derweil die rezensierten Texte weitgehend ausgeblendet bleiben.
Der Gegensatz zur heute gemeinhin praktizierten Buchkritik, die sich mit Inhaltsangaben und launigen Kommentaren begnügt, könnte grösser nicht sein. Georges Perros ist auch in der Rolle des Kritikers vorab ein Dichter, ein Erzähler, ein Selbst- und Querdenker. Autoren dieser Art und seines Kalibers würde man noch so gern auch hierzulande lesen.
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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